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Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir
Autoren: Kim Fupz Aakeson
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Dialekt. Als sie herzogen, übernahm er die Citroën-Filiale und stellte jede MengeFahnenmasten auf, damit er die Citroën-Flagge das ganze Geschäft entlang hissen konnte. Außerdem spannte er Banderolen quer über die Einfahrt und die Ausfahrt. Und am Tag der offenen Tür, da gab es immer Fähnchen für die Kinder, keine Luftballons, sondern Fähnchen.
    »Mein Vater ist total begeistert von Flaggen«, sagte Bogense.
    Und er war beim Zivilschutz dabei, das nahm er sehr ernst, er hatte eine Uniform und ein Gewehr zu Hause, und einmal, als wir zu Hause bei Bogense waren, da fragten wir ihn, ob er es uns einmal zeigen könnte.
    »Jungs!«, sagte Bogenses Vater. »Wartet hier!«
    »Nein, Kresten, nicht jetzt«, sagte Bogenses Mutter, aber er hörte gar nicht, er verschwand hundert Jahre lang im Schlafzimmer und kam in voller Montur wieder raus, Uniform, Stiefel und alles. Bogenses Mutter zwinkerte uns zu.
    Er hatte auch sein Gewehr dabei und wir durften es uns angucken und auch mal halten.
    »Scheiße, ist das geil«, sagten wir.
    »M95!«, sagte Bogenses Vater und klopfte auf den Schaft.
    M95. Da gab es nichts zu meckern, das war ein richtiges Gewehr. Er hatte es in einem dicken Schrank im Schlafzimmer, fast wie ein Tresor.
    »Und was ist mit Patronen?«, fragten wir.
    »Die haben sie in der Kaserne«, sagte Bogenses Vater. »Früher hatte man die Munition auch zu Hause, aber es gab so einige, die ausgerastet sind und dann ihre kleine Frau und die Kinder und sich selbst erschossen haben.«
    »Ach so«, sagten wir, aber wir waren trotzdem ein bisschen enttäuscht.
    Einmal in den Sommerferien, es war wohl zwischen der achten und neunten Klasse, da trieben wir uns draußen im Wald herum, es gab Tische und Bänke dort, wo man Picknick machen konnte, wenn man wollte, aber das tat sowieso nie jemand. Wir fuhren trotzdem auf dem Rad dorthin, um Bier zu trinken und Joints zu rauchen, wir waren ziemlich viele und wir hatten auch Mädchen dabei, Merete, Louise Wiedemann, solche Mädchen. Wir rauchten und tranken also, irgendwer hatte sogar einen Ghettoblaster mit. Wir brachten die Mädchen dazu, sich mit uns auf ein paar Decken zu legen, und so lagen wir da, immer zu zweit, und fummelten und so. Und da sprang Bogenses Vater aus einem Gebüsch gleich neben Bogense.
    »Morten?«
    Bogense hieß eigentlich Morten. Sein Vater war in Tarnkleidung, ganz schwarz im Gesicht, natürlich mit Gewehr, er starrte Bogense und Louise Wiedemann an. Louise Wiedemann schrie und zogihre Bluse zurecht, und Bogense war total verwirrt und hatte einen Joint in der Hand.
    »Oh, hallo, Papa?«, sagte Bogense.
    »Rauchst du?«, fragte Bogenses Vater.
    »Nein, das ist meine«, sagte Wilam ganz schnell und nahm sie Bogense weg. »Er hält sie nur für mich.«
    Und dann tauchten all die anderen vom Zivilschutz auf, alle schwarz im Gesicht, sie machten irgend so eine dämliche Nachtübung und wir waren schon ziemlich breit und kapierten überhaupt nichts.
    »Wou«, sagte Henk mehrere Male. »Wou.«
    »Jetzt heißt es aber Abmarsch nach Hause, Morten«, sagte Bogenses Vater.
    Wir packten unsere Sachen zusammen, die Mädchen waren bereits weg, und schwangen uns auf unsere Räder, und los ging es, verdammt, was lachten wir den ganzen Heimweg über, in erster Linie wohl, weil wir so breit waren.
    Und unsere Lehrer, da gab es einige, die waren okay, Janne, Helge, Verner, den wir Wikipedia nannten. Rothstein war total behaart und hatte einen dicken gelben Bart, wie ein riesiger Teddy, dann gab es noch Sandmännchen, den wohl langweiligsten Lehrer der Welt, aber ganz friedlich. Gudrun in der Kantine schmückte ihre Essensausgabeimmer mit Federn, Tüll, Blumen und solchem Schrott, und es war ein bisschen viel an Roggenbrot und Vollkornnudeln in dem, was man kaufen konnte, aber sie war ganz in Ordnung.
    Dann war da Bolette Bergdal, BB, die hatten wir in den Naturfächern, die Mädchen hatten sie auch in Sport, und sie nannten sie Bolette Babyscharf, sie duschte immer zusammen mit ihnen nach der Turnstunde, statt in die Lehrerdusche zu gehen.
    »Sie hat die längsten Hängetitten und ist nicht rasiert«, sagte Storch. »Das ist eklig.«
    Wenn sie dann vorn stand und über Biologie redete, versuchte man krampfhaft, nicht daran zu denken. Sie war es auch, die eine Riesensache aus dem Gerede von Nutten machte, wir hatten ein paar Mädchen als Nutten bezeichnet, das hatte sie gehört und war total ausgeflippt. Dabei war das ja nur Spaß gewesen, wir redeten auch so, wenn
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