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Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir
Autoren: Kim Fupz Aakeson
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Papier und an der Glastür stand nichts mehr. Später kam ein Therapeut, der den Leuten die Schädel massierte oder was auch immer, aber der verschwand auch wieder. Und ein paar Frauen hatten dort einen Laden mit Kunsthandwerk, die versuchten, den Scheiß zu verkaufen, den sie zu Hause anfertigten, das war jede Menge mit Filz. Irgendwie hatte keiner wirklich Glück, kein Geschäft konnte sich in diesen Räumen halten, es endete damit, dass Kop & Kande sie kaufte und als Lager benutzte.
    Evas Eltern gehörte der Campingplatz. Das Heftigste, was da einmal passierte, das muss gewesen sein, als der Meteorit auf ihr Gelände fiel, das war im Winter und es war nur ein kleiner Meteorit, aber er kam in die Zeitung, und irgendwelche Leute vom geologischen Was-weiß-ich holten ihn ab. Wir waren noch nicht alt damals, also fuhren wir natürlich mit unseren Rädern hinaus und guckten uns das an, aber es gab nur ein kleines Loch, da, wo er gelandet war, und Evas Vater füllte es mit Erde aus.
    Den ganzen Winter über machten sie überhauptnichts, Evas Eltern, der Vater malerte wohl mal hier und da was oder flickte die Hüpfburg, aber sonst machten sie gar nichts, und die Saison ging von April bis Oktober. Louise Vest war einmal bei Eva zu Besuch und sie sagte, sie hätten ein Wahnsinnsregal, nur voll mit Filmen.
    »Wie viele Filme?«, fragten wir.
    »Über tausend Filme«, sagte Louise Vest, aber bei ihr konnte man nie sicher sein, ob das auch stimmte.
    Das Witzige war, dass Evas Eltern beide ganz normal aussahen. Keiner von beiden war besonders hübsch und trotzdem hatten sie Eva gekriegt. Irgendwie bewegte sie sich nicht wie wir, sie bewegte sich langsamer, es war einfach schön, zuzugucken. Sie hatte immer Geld, sie hatte einen verführerischen Gang, sie aß hübsch, sie trank ordentlich, sie war nie besoffen wie die anderen, sie lachte nur ein bisschen mehr und sah ansonsten aus, als wäre sie mit allem zufrieden. Sie tanzte auch schön. Nicht wie Ditte oder Merete, die mit den Armen über dem Kopf herumfuchtelten, grölten und johlten.
    »Die sollten sich was schämen«, sagte Wilam einmal, als Evas Eltern vorbeifuhren, sie hatten so einen richtigen Vierradantriebswagen, einen Toyota, rot. Und einen großen Trailer mit vier Rädern.
    »Warum?«
    »Weil sie nicht drei, vier von Evas Sorte gemacht haben, wenn sie schon mal dabei waren.«
    »Haha«, sagten wir. »Ja, mindestens.«
    »Dann wäre vielleicht auch was für uns ganz normalen Menschen abgefallen.«
    Und zu Hause bei Bogense, da hatten sie eine Putzfrau, das hatte sonst niemand von unseren Eltern, aber da war ja auch der Bruder, der ziemlich anders war. Er war kein Spastiker, er konnte allein essen, aber er war wirklich nicht besonders helle. Claes hieß er. Er war groß und dick und pinkelte sich in die Hosen, selten schaffte er es bis zum Klo und er musste die ganze Zeit daran erinnert werden. Sie zogen ihm Windeln an, wenn sie irgendwohin wollten.
    »Musst du pinkeln, Claes?«, fragten sie ihn die ganze Zeit.
    Dann grinste er nur und sagte: »Pinkeln, pinkeln, pinkeln.«
    Er aß mit offenem Mund, wir guckten nie zu, wenn er etwas zu essen bekam. Vielleicht hatten sie seinetwegen und wegen all der Arbeit, die er machte, eine Putzfrau, das war eine alte Frau, die hieß Else, und sie hatte hellseherische Kräfte. Das sagten alle. Sie machte bei den Leuten sauber, aber sie verdiente auch Geld, indem sie den Leuten die Zukunft voraussagte. Louise Wiedemanns Mutter wareinmal bei ihr gewesen und hatte erfahren, dass ihr ein Tier wehtun und dass sie einem Mann begegnen würde.
    »Und zwei Wochen später ist sie draußen vor Matas von einem Hund gebissen worden«, erzählte Louise Wiedemann. »Genau wie Else es gesagt hatte.«
    »Und was ist mit diesem Mann?«, fragten wir.
    »Sie trifft doch die ganze Zeit Männer«, sagte Louise Wiedemann. Sie war nicht auf den Mund gefallen.
    Übrigens warfen sie sie raus, die Putzfrau, Bogenses Eltern.
    »Die hat gar nicht sauber gemacht«, sagte Bogense, »sie hat nur Zigaretten geraucht und Mamas Zeitschriften gelesen, und dann hat sie von unserem Telefon aus telefoniert.«
    Aber Bogenses Vater, der war witzig, mit dem konnten wir immer reden. Im Sommer fuhr er auf Rollskiern, da staunten wir anfangs nicht schlecht. Die Straße zwischen den Häusern fuhr er mit seinen Skiern auf Rädern rauf und runter. Und Claes, der stand in der Einfahrt, klatschte und sabberte.
    »Das ist gutes Training«, sagte Bogenses Vater. Er redete mit Füner
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