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Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir
Autoren: Kim Fupz Aakeson
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etwas ließ uns wohl Angst vor seinem Vater haben. Außerdem glaubten wir, er wäre härter als unsere Väter. Die hätten nur die Versicherung angerufen.
    Die Säufer auf dem Marktplatz, die hassten wir. Das war so eine ganze Bande, ein paar mehr als wir, zehn vielleicht, das wechselte immer mal wieder, und sie waren immer dreckig, hatten schlechte Tätowierungen, ihre Hunde hatten Halstücher statt einem Halsband, und die Weiber bei ihnen hatten keine Zähne und liefen in geblümten Kleidernherum und taten, als wären sie schick und lachten laut. Benji sagte, dass der Älteste von ihnen, der mit dem Cowboyhut, ihr alter Nachbar war.
    »Wieso ist der denn hier gelandet?«, fragten wir.
    »Zuerst hat er sich seinen Rücken als Bauarbeiter kaputt gemacht, und dann war da was mit seiner Frau«, sagte Benji. »Und seinem kleinen Bruder, die sind zusammen abgehauen.«
    Sie wurden natürlich wahnsinnig braun, schon im Mai waren alle richtig dunkelbraun, sie grölten, sie prügelten sich, sie schlugen ihre Hunde, und wir hassten sie, wir fanden, sie waren das Letzte. Vor allem, weil sie so taten, als würde ihnen alles gehören, sie pissten in die Blumenkübel und so was. Im November verschwanden sie immer und dann kamen sie im März oder April oder so um den Dreh wieder hervor.
    »Im Winter stehen sie draußen bei der Bierquelle und saufen da«, sagte Wilam.
    In den alten Tagen schmissen wir manchmal mit Flaschen nach ihnen, abends und mit gehörigem Abstand, ein paar dieser Säufer konnten zuschlagen, wenn es sein musste, wir fuhren dann die Fußgängerzone hinauf und hielten am Rande des Platzes, und dann war es entweder Henk oder Bogense oder Niko, einer von denen warf die Flaschen, und danach sahen wir zu, dass wir wegkamen.Und sie schafften nie mehr, als träge hinter uns herzubrüllen, Scheißgören. Und dass wir den Arsch verdroschen bekämen, wenn sie uns zu fassen kriegten.
    Einmal lag einer von denen auf dem Gitter vor Jack & Jones in einem Schlafsack und pennte, und wir wussten, es musste etwas passieren, die Fußgängerzone war vollkommen menschenleer und wir waren alle zusammen dort, also hatten wir vor nichts Angst. Bogense kam auf die Idee.
    »Oh Mann, ich muss mal pissen«, sagte er nur und stellte sich in Positur. Das taten wir anderen dann auch und dann pissten wir auf diesen Säufer. Oder auf seinen Schlafsack. Er wachte nicht auf, Martin und Benji sagten, sie könnten jetzt nicht pissen, aber wir anderen pissten auf seinen Schlafsack. Und dann verschwanden wir.
    »Nur ärgerlich, dass er nichts gemerkt hat«, sagte Henk. »So stinken die ja sowieso immer.«
    Die üblichen Säufer ließen wir in Ruhe, die ins Borgerkrœn oder Munken oder andere Kneipen gingen, Auto-Frank und seine Freunde, die waren mehr so wie andere Menschen, nur besoffener.
    In den Laden, in dem einmal ein Sonnenstudio gewesen war, zog ein Privatdetektiv ein. Es war so ein Solarium ohne Personal gewesen, in dem man einfach in eine Kabine ging und sein Geld in einenAutomaten warf, aber das funktionierte hinten und vorne nicht, die ganze Zeit hockte jemand da drinnen und rauchte, oder alles wurde mit Graffiti zugesprayt, oder man trank da drinnen, oder ein paar Junkies gingen zum Fixen rein. Nicht, dass wir so viele Junkies haben, aber ein paar sind es schon.
    Es war zwar videoüberwacht, dieses Solarium, aber die Graffititypen, die sprayten die ganze Zeit die Kamera über, sodass man nicht sehen konnte, was da los war. Dann kamen Wachleute angefahren, dieser fette Norweger mit dem gefährlichen Hund und so, aber inzwischen waren die Leute natürlich schon lange weg. Es lief nicht mit dem Sonnenstudio, es hatten auch viele zu Hause so ein Solarium. Nikos Mutter, Bogenses Mutter, Martins Mutter, jede Menge Solarien.
    Doch dann kam wie gesagt ein Privatdetektiv in die Räume. Wir liefen eines Abends in den Straßen herum und plötzlich schrie Bogense, wir sollten zu ihm kommen, es gäbe etwas zu sehen.
    Und da stand es an der Glastür: Erik Hjort Hansen. Privatdetektiv.
    Wir hätten uns beinahe totgelacht.
    »Was soll das denn?«, schrie Wilam. »Ein Privatdetektiv?«
    »Scheiße, was will der denn aufklären?«
    »Erik Hjort Hansen, bitte aufklären! Aber schnell!«
    Das war ein Witz. Wir sahen nie jemanden zu dem Detektiv hineingehen und wir hörten nie von irgendwelchen Fällen, die er klärte. Ein paarmal sahen wir Erik Hjort Hansen, er hätte genauso gut ein Schullehrer sein können. Eines Tages klebte dann auf allen Fensterscheiben
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