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Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir
Autoren: Kim Fupz Aakeson
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was einfach passierte, es war das Tier, die Hände des Tiers auf Meretes Arsch und auf ihren Hüften und all der Scheiß mit ihrem Hund und Nutella, und erst lachte sie irgendwieund dann lachte sie irgendwie anders, und es passierte, dann passierte es, ganz von allein und als hätte das gar nichts mit irgendetwas zu tun, plötzlich lag sie da und sie hatte Henk über sich, sie hatte ihr Top unter dem Kinn und die Brüste waren frei, ihr Slip lag im Sand, und dann hatte sie Niko über sich und plötzlich waren wir da, wir waren da zwischen Meretes Schenkeln und sie lachte nicht mehr, sie verstand es auch nicht, niemand verstand es, niemand konnte etwas dabei tun, wir sahen Benji, der ein Stück entfernt stand und ganz ratlos aussah, das war etwas, das stimmte einfach nicht, Benji, das Feuer, das heruntergebrannt war, Wilam, der es nicht schaffte, er lag mehrere Male auf ihr, aber er schaffte es nicht, er krabbelte hoch und schubste uns andere, er wollte, dass wir es taten.
    »So!«, sagte er die ganze Zeit zu demjenigen, der auf Merete lag. »So!«
    Und Merete lag einfach nur da, jetzt konnte man sehen, dass sie weinte, und Martin war der Letzte, Martin, das hätte man nie geglaubt, man hat es nicht glauben wollen. Er guckte sie gar nicht an, starrte nur steif zur Seite, sie weinte, während Martin tat, was wir anderen auch getan hatten.
    Und dann war es zu spät. Und dann war es vorbei. Und Merete weinte, dass man es nicht überhören konnte. Und Benji rührte sich nicht vomFleck. Da war das Geräusch eines Reißverschlusses, der zugezogen wurde, man konnte das kleinste Geräusch hören. Das allerkleinste.
    Sie zog sich die Schuhe nicht an, sie zog sich nicht die Hose an, sie zog sich nicht einmal den Slip an, sie hatte Schuhe, die Hose und alles in der Hand und ging barfuß fort.
    Sie hinkte ein wenig, niemand wusste, warum, sie ging an Benji vorbei, der zur Seite trat. Sie ging ein Stück den Strand entlang, dann kniete sie sich an den Wasserrand und fasste mit den Händen ins Wasser, sie versuchte, ihr Haar mit den nassen Händen zu richten, sie strich es immer wieder glatt, als wäre es total wichtig, dass es ordentlich saß.
    Sie gab auf und dann ging sie zwischen die Büsche und weiter in den Wald hinein, vielleicht gab es ja noch andere Pfade als den, auf dem wir gekommen waren. Sie schaute die ganze Zeit zu Boden, schaute nach unten, als hätte sie Angst, auf etwas Scharfes zu treten.
    Wir standen zusammen und starrten ihr hinterher. Zuerst schauten wir ihr hinterher, und als sie weg war, starrten wir andere Dinge an. Wir starrten über das Wasser, wir starrten auf Felsen, auf irgendein Papier, das jemand weggeworfen hatte, auf Füße, die Reste des Feuers, auf die Flaschen, die wir geleert hatten. Den Ball. Und das war’s. Wir wussten etwas, aber wir wussten nicht, was eswar, noch nicht. Das klingt schwachsinnig, aber so war es. Wir wussten etwas. Benji wusste etwas. Benji ging. Wir wussten nur zu gut, was das bedeutete, wir wussten, dass wir Benji nicht mehr kannten. Wir kannten einander nicht mehr. Es gab kein Wir mehr.
    Wir gingen nicht einmal zusammen nach Hause, niemand. Wir stolperten nur irgendwie davon, einer nach dem anderen. Zum Schluss waren wir weg.
    Sie sagte nie ein Wort, zu niemandem. Nicht zur Polizei, zu keinem Menschen auf der Welt, zumindest zu keinem, der etwas getan hätte. So kamen wir billig davon. Und eigentlich doch nicht, es wurde nie wieder das Gleiche und das wussten wir schon an dem Morgen, wir wussten, dass wir fertig waren, wir waren keine Brüder mehr, wir waren nicht mehr die, die immer zusammenhingen, nichts würde wieder das Gleiche sein, das würde uns immer verfolgen, wir wussten, dass wir dem nie entgehen würden.
    Was man am liebsten vergessen würde, dem entgeht man nicht. Alles andere ist eher zufällig, es verschwindet, taucht auf, man kann eine ganze Weile drum herumreden, Jorgen und die Flaschen, man denkt an den Seemann, und dann kommt Frau Elvis auch, auf dem Fahrrad und mit einer Kippe zwischen den Lippen. Elvis ist tot! Das hört mansich selbst rufen. Oder man sagt: Nun ja, da gab es damals einen, der hieß Schmuggler-Leif, der verkaufte Schnaps an alle Kinder. Oder man sagt: Später kauften wir billigen Wodka bei den Polacken hinten bei der Shell-Tanke. Und dann fällt einem Paranoia ein. Und Wilam und die acht Gläser in der Woche. Und der Bär, der Bier trank, das war ein schwachsinniger Bär. Und die Ratte, die da im Wasser schwamm. Und der, der vor den
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