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Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir
Autoren: Kim Fupz Aakeson
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Dann machte er Zeichen, man sollte ihm das Geld geben, das man dabeihatte, und dann ging er ins Wohnzimmer und kam mit dem zurück, was man dafür kriegte. Er hatte einen Mittelscheitel und trug Hausschuhe, er sah wirklich nicht wie ein Gangster aus. Es hieß, er hätte es mit dem Herzen, er müsste jeden Tag vier verschiedene Pillen schlucken, und er dürfte sich nicht überanstrengen.
    Wir rauchten, so oft wir es uns leisten konnten, und unsere Eltern merkten nie etwas, wir kamen stoned und high mit knallroten Augen nach Hause, und sie fragten, ob wir unseren Spaß gehabt hätten, und wir sagten jaja, war cool, plünderten den Kühlschrank und fielen in unseren Zimmern aufs Bett, die waren sicher nur froh, dass wir nicht die ganze Zeit nach Schnaps stanken.
    Als wir Koks ausprobieren wollten, kauften wir das auch bei Paranoia, wir kauften alles bei ihm und er hatte all die Jahre über die gleiche Scheißangst, aber einen Herzinfarkt, den kriegte er nie, und es gab auch niemanden, der ihn schnappte, wahrscheinlich war er nicht gerade ein dicker Fisch in der Drogenwelt. Und die ganze Zeit hatte er einen Mittelscheitel.
    Bogenses Vater wurde mit Alkohol am Steuer geschnappt. Sie mussten es Bogense erzählen, denn ihm wurde der Führerschein weggenommen und er musste zwölf Tage in den Knast, also muss er schon reichlich was getrunken haben. Nicht sehr schlau für einen Autohändler. Er war auf einer Ausstellung im Bella Center gewesen und hatte dort jemanden getroffen, den er kannte, und sie hatten zusammen Wodka getrunken, weil der andere gerade Zwillinge bekommen hatte, und anschließend war Bogenses Vater nach Hause gefahren, und das ging auch gut, bis er von der Autobahn herunterfahren wollte. Da hatte er einen Streifenwagen hinter sich kleben.
    Bogenses Eltern versuchten gar nicht, das vor Bogense zu verheimlichen, es würde noch eine ganze Weile Zeit vergehen, bis der Vater wieder Auto fahren dürfte, also bekam Bogense zu hören, dass er das niemandem erzählen durfte, nicht einmal Claes erfuhr etwas davon, auch nicht, dass der Vater zwölf Tage hinter Gitter musste.
    »Wir erzählen Claes, dass er zu einer Automesse nach Florida fährt«, sagte Bogense.
    »Wo liegt Florida?«, fragten wir.
    »Claes liebt Florida, er hat einmal eine Reklame dafür gesehen und er glaubt, Florida ist ein Paradies, mit Disneyland und Weibern in Bikinis und allem.«
    »Und wer schmeißt den Laden, solange dein Vater weg ist?«
    »Einer von denen, mit denen er getrunken hat, die anderen sind nicht geschnappt worden.«
    »Du darfst das also niemandem erzählen?«
    »Ihr seid meine Freunde«, erklärte Bogense. »Das ist etwas anderes.«
    Nach dem Pseudourlaub musste Bogenses Vater seinen Führerschein neu machen und er nahm seine Fahrstunden in Roskilde, damit er niemandem begegnete, der ihn kannte. Schließlich war er ja trotz allem ein Autohändler.
    »Und was ist mit Claes, hat er etwas gemerkt?«
    »Nicht die Bohne, er hat eine Micky Maus als Kuscheltier bekommen und ist fest davon überzeugt, dass unser Vater in Florida gewesen ist.«
    »Oh Gott, Micky Maus«, sagte Wilam. »Die soll lieber aufpassen, dass ich sie nicht dem Kaninchen meines kleinen Bruders gebe.«
    »Mein Vater hat sie am Bahnhofskiosk gekauft, als er nach Hause kam«, sagte Bogense. »Scheiß auf Florida.«
    Zu Hause bei Henk passierte etwas Merkwürdiges. Als Henk zehn war, erklärten seine Eltern ihm, sie müssten einmal ernsthaft mit ihm sprechen.
    »Was?«, fragte Henk und guckte ganz schuldbewusst,er glaubte natürlich, sie hätten irgendeinen Mist entdeckt, den er gebaut hatte.
    »Wir müssen einmal darüber sprechen, wie du unser Sohn geworden bist«, sagten sie.
    »Nein danke«, wehrte Henk ab, »das weiß ich schon.«
    »Nein, nicht, was du denkst, Henrik, nicht in der Form.«
    Dann setzten sie sich im Wohnzimmer aufs Sofa und er bekam heißen Kakao mit Schlagsahne.
    »Wir haben dich adoptiert«, sagte seine Mutter dann. »Ich habe dich nicht selbst geboren.«
    Henk guckte ganz schön dumm aus der Wäsche. Schaute seine Mutter und seinen Vater an. Oder wie er sie nun nennen sollte.
    »Wir kennen deine biologischen Eltern nicht, wir haben dich aus einem Kinderheim in Holte geholt.«
    »Und was ist mit Lars?«, fragte Henk.
    »Der ist nicht adoptiert«, sagte seine Mutter. »Den habe ich geboren.«
    »Wir waren der Meinung, dass du das wissen solltest«, sagte sein Vater. »Es gibt ja einige, die das wissen, Oma, Opa und Großpapa, und deshalb solltest
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