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Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir
Autoren: Kim Fupz Aakeson
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du es auch wissen.«
    »Willst du uns etwas fragen?«, fragten sie ihn dann.
    Das wollte er nicht. Aber Henk brütete schonüber dieser Neuigkeit, es endete damit, dass er uns alles erzählte. Ein paar Monate später.
    »Und jetzt?«, fragten wir.
    »Nichts und jetzt«, sagte Henk. »Ist mir doch scheißegal.«
    Und das war es ihm anscheinend wirklich, jedenfalls nannte er sie weiter Mutter und Vater, und das taten wir auch. Wir taten, als wenn nichts gewesen wäre. Wir sagten es niemandem.
    Das mit Janne, unserer Lehrerin, das war schon ein starkes Stück. Sie war ganz nett und sie hatte zwei Kinder mit einem, der hieß Simon, er war um einiges älter als sie und auch Lehrer an der Schule, aber wir hatten ihn nicht im Unterricht. Nun ja, also, eines Tages, da fuhren wir mal wieder rum und es war schon spät, wir fuhren die Fußgängerzone rauf und runter und in den umliegenden Straßen herum, hatten nichts vor. Und dann fuhren wir an einem Paar vorbei, das da herumstand und knutschte, die standen so ein Stück zurückgezogen auf dem Parkplatz hinter der Kirche. Wir sahen sie nur, als wir vorbeifuhren. Und dann kamen wir eine Viertelstunde später wieder vorbei und da standen die immer noch da und knutschten. Das war ein bisschen lächerlich und wir fuhren weiter herum und kamen ein drittes Mal bei ihnen vorbei. Und da hatten sie einander losgelassen und standennur noch dicht beieinander neben einem Auto. Und das waren Janne und ein Mann, der garantiert nicht Simon war. Während wir vorbeibrausten, konnten wir es knapp erkennen.
    »Scheiße, war das nicht Janne?«
    »Scheiße, ja, aber das war nicht Simon, oder?«
    Wir kriegten es einfach nicht in unsere Köpfe. Janne, das war so ein etwas langweiliger Typ mit zwei Kindern, und dann stand die da auf der Straße und trieb es mit einem fremden Mann.
    »Sie ist ganz einfach eine Drecksau«, erklärte Wilam am nächsten Tag, als wir bei Henk waren. »Oder? Ist Janne nicht eine Drecksau?«
    »Wir erpressen sie«, schlug Henk vor. »Damit wir Topzensuren kriegen.«
    »Haha«, lachten wir und waren uns einig, dass wir lieber den anderen Lehrern einen Streich spielen sollten. Und zwar ziemlich bald.
    »Die ist bestimmt ganz heiß, wenn es losgeht«, meinte Wilam und machte Fickbewegungen. Er stöhnte: »Oh Janne, du Wildkatze, oh Janne, Jannemäuschen.«
    »Hör auf, du Schwein«, sagte Henk. »Das ist mein Bett, auf dem du liegst.«
    »Okay, okay«, sagte Wilam, »man darf also in deinem Bett auf allen vieren liegen und mit dem Arsch Pfeife rauchen, aber man darf keine Scherze über seine Klassenlehrerin machen?«
    »Wie witzig«, bemerkte Henk nur.
    Am nächsten Montag hatten wir sie im Unterricht und es war schon komisch, sie da am Pult stehen zu sehen, wie sie versuchte, eine Diskussion anzuleiern darüber, ob man Heroin für Junkies erlauben sollte oder ob es besser so war, wie es jetzt war.
    Wir dachten: Nicht schlecht, Janne, du Wildkatze.
    Das Hauptgebäude des Campingplatzes brannte ab, am Campingplatz von Evas Eltern. Das Gebäude, in dem Duschen, Kochgelegenheiten, das Büro und alles Mögliche drin gewesen war. Es war ein alter Kasten gewesen und kein Mensch kam zu Schaden, das war im Oktober. Und die Gerüchteküche brodelte, jemand behauptete, Evas Eltern hätten das Feuer selbst gelegt. Die Leute behaupteten, dass die Versicherung sich zunächst geweigert hätte zu zahlen, sie sagten, die Polizei wäre dabei, alles da draußen zu untersuchen.
    Eva konnte man ja nicht nach so etwas fragen, ey, sag mal, haben deine Eltern euren Campingplatz angesteckt? Eva selbst sagte nichts dazu, man merkte ihr nicht einmal an, dass solche Gerüchte über ihre Eltern die Runde machten. Eva war immer Eva.
    Wie üblich redeten wir darüber, immer wieder,und einige von uns glaubten, sie hätten es getan, andere glaubten es nicht. Blablabla.
    Man hat nie herausgefunden, ob es nun Brandstiftung war oder nicht, und es endete damit, dass die Versicherung bezahlte und sie ein ganz neues Hauptgebäude bekamen. Vielleicht saßen ja Evas Eltern zusammen, prosteten sich zu und lachten sich schief darüber, dass es ihnen gelungen war, die Versicherung reinzulegen und ein nagelneues Gebäude zu kriegen. Vielleicht hätte mal jemand den Privatdetektiv auf sie hetzen sollen.
    Aber das mit T aus der Parallelklasse, das war wirklich passiert. Ihr Vater hatte sich an ihr vergangen. Das stand in allen Zeitungen, und er kam ins Gefängnis, und T und ihre Mutter zogen weg. Alle glaubten, T wäre
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