Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir
Autoren: Kim Fupz Aakeson
Vom Netzwerk:
verkaufte Pizzastücke. Das Pub im Zentrum verkaufte Bier vom Fass in Plastikbechern und kleine Tütchen mit Erdnüssen. Das Zentrumscafé verkaufte Kaffee in Plastikbechern und Torte. Es gab immer jede Menge Töpfe und Pfannen und hässliche Pullover und so einen Schrott. Festtagsangebote , stand auf den Schildern. Flohmarktangebote. Frühlingspreise. Wahnsinnspreise.
    Sie stellten Fahnenstangen auf und beflaggten die ganze Fußgängerzone, das passierte sonst nur, wenn die Königin oder sonst jemand vorbeikam. Und der Käseonkel durfte mit seinem Käsewagen bis auf den Marktplatz fahren und seinen Käse dort verkaufen. Neben dem Springbrunnen bauten sie eine kleine Bühne auf und da traten dann einige auf, keine Berühmtheiten, nur irgendwelche Idioten in glänzenden Klamotten. Jedes Mal, wenn man etwas kaufte, bekam man ein Los dazu, und damit konnte man einen großen Warenkorb von Bilka gewinnen. Der Schlachter vom Markt hatte draußen einen Grill aufgestellt und verkaufte Würstchen und Kartoffelsalat auf Papptellern. Das Marktcafé hatte eine Bierzapfanlage auf Rädern, die ins Freie gerollt wurde. Genau wie die Bodega auf dem Marktplatz. Und die Trinker waren begeistert, sie lärmten und schrien und prosteten sich den ganzen Tag zu und pissten überall hin und fühlten sich sauwohl, sie hatten ja richtig Publikum.
    Es gab auch immer ein paar Buden, die standen auf dem Rasen vor dem Gymnasium, jedes Jahr die gleichen Buden, Ruuds Tivoli hieß das, und Ruud, das war ein kleiner dünner Mann, der selbst auf sein kleines Riesenrad aufpasste. Er hatte nicht viele Haare auf dem Kopf, aber die waren dafür sehr lang und mit irgendeiner Pomade eingeschmiert,und zwar vom Nacken bis zur Stirn hin.
    »Und jetzt fahren wir noch eine Runde«, sagte er jedes Mal ins Mikrofon, wenn eine neue Fahrt begann. Sein Sohn hatte nur ein Auge und betrieb das Karussell, seine Frau hatte ein Hörgerät und stand in der Losbude. Es gab auch noch ein paar Angestellte für die anderen Buden. Nikos Mutter gewann einmal die freie Auswahl auf allen Regalen der Losbude und dann suchte sie sich nur eine Thermoskanne aus, darüber lachten wir uns beinahe schief.
    Die meisten von uns versuchten, auf dem Stadtfest das erste Mal betrunken zu werden, irgendwie passte es dazu. Dann sammelten wir Flaschen ein und brachten einen großen Bruder oder so dazu, uns Bockbier zu kaufen, oder wir radelten hinaus zum Schmuggler Leif und kauften dort ein. Wir tranken Bockbier und kotzten und lagen uns in den Armen und erzählten den Leuten alles Mögliche, wir sagten den Fetten, dass sie fett waren, wir sagten den Alten, sie sollten doch nach Hause gehen und sterben, wir schrien Ruud zu, dass sein Haar durcheinander war, und wir riefen den Mädchen hinterher, was aber nie etwas brachte, kein Wunder, wir waren nur kleine, besoffene Idioten, die ihnen hinterherriefen, wie verdammt süß sie doch aussahen.Henks Vater war Gerichtsvollzieher, das war nicht besonders witzig für Henk, Gerichtsvollzieher sind nicht beliebt, sie schleichen sich in die Häuser von Leuten, die Schulden haben, und nehmen ihnen ihre Sachen weg, ihre teuersten, besten Sachen. Es kam vor, dass Henks Vater bei jemandem war, den wir kannten, es ist ja nicht gerade Kopenhagen hier.
    So war er beispielsweise bei Louise Vest, deren Mutter hatte alles Mögliche auf alle möglichen Kreditkarten gekauft, damals, als Louises Vater ausgezogen war. Er zog mit seiner Sekretärin zusammen, oder was sie nun war, ihm gehörte die Fensterfabrik, sie stellten dort Thermofenster her. Louise Vest sagte, ihre Mutter tröste sich damit, etwas zu kaufen, sie kaufte jeden Tag etwas, kleine Sachen oder große Sachen.
    »Sie freut sich so, wenn sie mit etwas Neuem nach Hause kommt«, sagte Louise Vest, »aber nicht lange.«
    Einmal kaufte ihre Mutter einen Giga-Motorrasenmäher, der war viel zu groß für sie, sie konnte ihn zwar starten, aber sie fand nicht heraus, wie man ihn wieder ausstellt, wahrscheinlich hatte sie die Gebrauchsanweisung nicht gelesen.
    »Sie ist die ganze Zeit heulend mit dem Rasenmäher auf dem Rasen herumgefahren«, erzählte Louise Vest.
    Louise Vest erzählte auch, dass ihre Mutter geheult hat, als Henks Vater und die Möbelpacker kamen.
    »Er hat den großen Fernseher mitgenommen und die Stereoanlage und den Schmuck meiner Mutter, und er hat unsere Kaffeemaschine mitgenommen und auch die Badezimmerwaage.«
    »Die Badezimmerwaage?«, fragten wir. Henk war natürlich nicht dabei. »Wieso
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher