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Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir
Autoren: Kim Fupz Aakeson
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das?«
    »Ich weiß nicht, warum er die Badezimmerwaage mitgenommen hat, aber sie war ganz neu.«
    Später lebte Louise Vest fast ganz allein in ihrem Reihenhaus, ihre Mutter lernte einen Maurer kennen, der draußen auf dem Lande wohnte, und die meiste Zeit war sie bei ihm, und Louise kriegte Geld für Essen und so. Typisch Louise Vest, dass sie zurechtkam, sich selbst Essen kochte, ihre Hausaufgaben machte. Man konnte es sich geradezu bildlich vorstellen: Wäre es einer von uns gewesen, der mal eben ein Reihenhaus zur Verfügung gestellt bekommt, wir hätten im Laufe einer Woche alles kurz und klein gehauen, es abgefackelt oder etwas in dem Stil.
    Henk sagte nie etwas, wenn wir über seinen Vater redeten, er sah immer aus, als hätte er gar nichts mit ihm zu tun. Sein Vater hatte von einer Art Hautkrankheit auf dem ganzen Kopf Narben und er fuhr auf einem ziemlich schicken Fahrradzur Arbeit, mit einer Aktentasche auf dem Gepäckträger, so sah man ihn. Manchmal riefen die Leute etwas hinter ihm her, Schwein oder so etwas.
    Einmal hat auch jemand etwas bei ihnen an die Haustür geschrieben. BLUTSAUGER hatten sie gesprayt. Und PARASIT.
    Wir sahen es, wir waren wohl damals zwölf oder dreizehn, wir fuhren mit dem Rad zu Henks Haus und schauten es uns an, es war mit Neonfarbe aufgesprüht.
    »Was ist ein Parasit?«, fragte Niko.
    »Das ist einer, der mit toten Menschen vögelt«, sagte Bogense und das glaubte Niko. Niko war nicht so wahnsinnig schlau. Später erklärte Benji ihm, was es eigentlich war. Benji mochte es nicht, wenn jemand etwas glaubte, das gelogen war.
    Henk kam heraus und sagte kein Wort dazu, dass sie etwas an sein Haus geschrieben hatten. Er schloss sein Fahrrad auf und schob es auf die Straße hinaus. Wir sagten auch nichts, fuhren ein Stück davon.
    »Die Leute sollen einfach ihre Rechnungen bezahlen«, sagte er, als wir unten an der Ecke ankamen.
    »Ja«, sagten wir und wussten nichts von irgendwelchen Rechnungen. »Klar.«
    Dann war da der mit dem Würstchenwagen auf dem Marktplatz, er war wohl Seemann gewesen, jedenfalls nannten sie ihn so, vielleicht auch nur, weil er blaue Tätowierungen auf den Armen hatte, eine langbeinige Dame auf dem einen Arm und etwas, das man nicht mehr erkennen konnte, auf dem anderen. Er kriegte eine Gehirnblutung und musste ins Krankenhaus von Næstved, sein Sohn oder Bruder, oder was immer das war, führte den ganzen Herbst über den Imbiss.
    Und dann stand er eines Tages wieder da, der Seemann. Aber diese Gehirnblutung hatte sein Gedächtnis gefressen, es dauerte nur einen Moment, dann hatte er alles vergessen. Wenn Leute etwas bestellten, eine Bratwurst mit Brot, dann flüsterte er das die ganze Zeit vor sich hin, bis er es serviert hatte, eine Bratwurst mit Brot, eine Bratwurst mit Brot, eine Bratwurst mit Brot.
    Das war einfach zu witzig.
    »Meine Herren, was soll es sein?« Das fragte er jedes Mal, wenn wir zum Würstchenwagen kamen, und dann bestellten wir irgendetwas Kompliziertes. Einen Hotdog mit gerösteten Zwiebeln und Remoulade, nur französischer Senf. Dann fing er an zu flüstern, Hotdog, geröstete Zwiebeln und Remoulade, französischer Senf, Hotdog, geröstete Zwiebeln und Remoulade, französischer Senf und so weiter. Und dann änderten wir unsere Bestellung.
    »Ach nein, lieber eine Bratwurst mit rohen Zwiebeln, Ketchup und keinen Senf, aber zwei Stück Brot.«
    »Bratwurst, rohe Zwiebeln, Ketchup, kein Senf, zwei Brot, Bratwurst, rohe Zwiebeln, Ketchup, kein Senf, zwei Brot.«
    So machten wir weiter, bis er merkte, dass wir ihn verarschten, und dann wurde er stinksauer und scheuchte uns weg.
    Er schrie: »Haut ab, ihr Arschlöcher!«
    Und dann konnte man einfach einmal um den Platz und wieder zum Würstchenstand gehen. Dann lächelte er übers ganze Gesicht und fragte: »Meine Herren, was soll es sein?«
    Und dann war da der Stinkemann, der so fett war, dass man kaum sein grünes Moped sehen konnte, er wog bestimmt zweihundert Kilo und klang wie ein Horrorfilm, wenn er Luft holte, und wenn er einen Laden betrat, dann holte er immer Luft, er stank wirklich, nach Pisse, nach Katzen, nach allem möglichen alten Kram.
    Da war die Gaberg, die immer nur herumlief und allen hinterherspuckte, niemand wusste, woher sie kam, einige meinten, sie wäre Schwedin, sie redete so merkwürdig, dass keiner eine Silbe verstand, und sie hatte immer eine rote Nase, aber Flaschen sammeln, das konnte sie, jeden Tag kam sie zu Rema 1000 und gab ihre Tüte ab.
    Und da war
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