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Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir
Autoren: Kim Fupz Aakeson
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irgend so einem Feuer und verbrannte tote Tiere, die zu Hause geschlachtet worden waren, aber zum Schluss warfen sie ihn raus, weil sie sparen mussten. Dann war er in einem Lager von Coop angestellt, oder was das auch war, aber er fuhr keinen Gabelstapler oder irgend so etwas Geiles. Er sah fast aus wie ein Troll. Wenn er besoffen war, verprügelte er Niko. Niko beklagte sich nicht darüber, aber trotzdem. Einmal, beim Stadtfest, da bekam er von seinem Vater ganz schön was verpasst, zum Schluss mussten ihn andere Männer zurückhalten.
    »Wenn ich groß bin, dann schlage ich ihn tot«, erklärte Niko hinterher, seine Nase blutete.
    »Wir helfen dir«, sagten wir, vollkommen überzeugt von dem, was wir sagten, wir waren zehn Jahre alt oder so, richtig gefährlich.
    Er heulte nie, Niko, niemals. Das gefiel uns, seine Mutter arbeitete in der Küche des Veranstaltungszentrums, und jeden Abend bekamen sie die Reste von dem, was es dort gab, bestimmt kein schlechtes Essen.
    »Nur keinen geräucherten Lachs mehr«, sagte Niko. »Da draußen kriegen sie immer geräucherten Lachs und den essen sie nie auf, ich werdewahnsinnig, wenn ich noch mehr geräucherten Lachs kriege, zur Hölle mit geräuchertem Lachs.«
    Einmal fing Wikipedia an, sich dafür zu interessieren, was zu Hause bei Niko so vor sich ging, denn er hatte blaue Flecken und manchmal auch ein blaues Auge.
    »Ist bei dir zu Hause was los?«, fragte Wikipedia, er war jung und noch neu an der Schule, ein richtig einfühlsamer Typ mit Mädchenhaaren, der offen mit den Schülern reden wollte. Als ob jemand seine eigenen Eltern bei einem Schullehrer verpetzen würde.
    »Ich falle nur manchmal hin«, sagte Niko.
    »Ich denke, du solltest mir lieber erzählen, was zu Hause bei dir los ist, Nikolaj.«
    »Ich bin nur hingefallen«, sagte Niko und das sagte er jedes Mal, ich bin nur hingefallen, ich bin nur hingefallen.
    Was er bestimmt nicht geglaubt hat, dieser einfühlsame Wikipedia, aber irgendwann hörte er auf zu fragen. Dabei war es nicht einmal Nikos richtiger Vater, es war nur sein Stief. Niko kannte seinen richtigen Vater gar nicht. Übrigens hörte es so in der Achten auf, das mit dem Verprügeln, denn Niko wurde verdammt groß und schlug den Idioten mit einer Schaufel draußen in ihrem Schrebergarten nieder.
    Wilam hatte auch einen Stiefvater, Benji hatteeine Stiefmutter, seine richtige Mutter wohnte in Norwegen, zusammen mit einem Norweger, und das tat sie schon, seit er klein gewesen war, sie kümmerte sich einfach nicht mehr um Benji. Viele der Mädchen hatten Stiefväter oder Stiefgeschwister, dann zog irgend so ein Idiot mit ein paar fremden Kindern in ihr Haus ein. Merete hatte einen Stiefvater und erklärte immer, dass er so lieb wie ihr richtiger Vater war, und das sagte sie so oft, dass es bestimmt gelogen war. Storchs Stiefvater fuhr eine Harley, aber auf diese alberne Art und Weise, mit Satteltasche und Helm und Fransen an der Lederjacke und meistens nur am Wochenende. Es gab auch welche, die kriegten Stiefgroßeltern, die Alten waren einander offenbar leid, Bogenses Großvater verließ die Großmutter und traf eine Neue und die kriegte noch ein Kind.
    »Okay?«, sagten wir. »Wie alt ist er denn?«
    »Vierundsechzig«, sagte Bogense. »Aber meine Stiefoma ist zweiundvierzig.«
    »Oh Scheiße«, sagten die Mädchen, die fanden das hochpeinlich.
    »Das ist doch cool«, sagten wir. »Da fängt er sich ein Lämmchen von zweiundvierzig und macht sie rund, ja, so soll es sein, Großväterchen.«
    Und die Jobs, die wir kriegen konnten, Wahnsinn. Jorgen und Rema 1000 natürlich. Es gab auch einen Netto , in dem Henk, Bogense und Wilam gewesen waren. Wir hatten außerdem Superbrugsen und einen Aldi . Dann gab es Zeitungen und Reklame zu verteilen, das hatten wir alle irgendwann mal gemacht, einige von uns richtig lange, man musste nur einen guten Container finden, um den Scheiß auf eine vernünftige Art und Weise loszuwerden. Bogense arbeitete ein paarmal für seinen Vater, wachste Autos, oder wie das heißt. Eva arbeitete im Juli und August immer für ihre Eltern, passte auf die Minigolfanlage auf und so. Martin machte eine Zeitlang im Schönheitssalon seiner Mutter sauber, aber sie war nicht zufrieden mit ihm und feuerte ihn. Ihren eigenen Sohn.
    Die anderen Mädchen arbeiteten beispielsweise sonntags beim Bäcker, Guldbageren , da mussten sie schwarze T-Shirts tragen, auf denen quer über die Brüste GUTES HANDWERK stand, darüber haben wir uns oft
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