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Taeter wie wir

Taeter wie wir

Titel: Taeter wie wir
Autoren: Kim Fupz Aakeson
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amüsiert. Einmal legten sie die Arbeit nieder, weil die Aushilfen die Einzigen waren, die Papiermützen tragen mussten, die anderen nicht, und das Ganze endete damit, dass keiner eine Mütze trug, von allen konnte das Haar auf die Kuchen fallen.
    »Es lebe die Revolution!«, johlten wir, als sie gewonnen hatten und keiner mehr eine Papiermütze tragen musste.
    Miriam arbeitete nachmittags ein paar Stunden im Kindergarten, der neben den Klosterruinen lag, aber den Job hatte sie auch nur gekriegt, weil ihre Stiefmutter die Leiterin kannte, und das war der letzte Ort, an dem wir hätten arbeiten wollen, wir sind nicht so für Kinder und Familien mit Kindern, all der Lärm, die Kacke und die Rotznasen.
    Benji hatte Glück, er bekam einen Sommer über einen Job bei Blockbuster , sollte dort die Filme in die Regale sortieren.
    »Du kannst ja auch das Alphabet«, sagten wir ihm.
    Benji durfte jeden Tag gratis einen Film ausleihen, wir sahen in diesen Sommerferien so einiges an Filmen, besonders zu Anfang. Aber er wollte keine Pornofilme mit nach Hause nehmen, da war nichts zu machen.
    »Oh Scheiße!«, meckerte Niko. »Du kannst Pornos ausleihen und machst das nicht?«
    »Geh doch ins Internet«, erklärte Benji nur. Und da hatte er ja recht, das taten wir dann auch.
    Man konnte auch ohne Probleme Parkjunge draußen im BonBonLand werden, Parkjunge bedeutete, dass man herumlaufen und Abfall aufsammeln musste. Aber es war so verdammt schwierig, da raus und wieder nach Hause zu kommen, dazu musste man den Sechser, Siebener und Einunddreißiger nehmen und noch umsteigen.
    Ansonsten waren es richtige Scheißjobs, wir waren die kleinen Idioten, wir konnten ja nichts, einen Boden fegen, Reklamezettel in einen Briefschlitz werfen, Flaschen in Kisten stellen, ab und zu gab es etwas in der Baumschule zu tun, mehrere von uns versuchten es mit einem Nachmittagsjob in der Brotfabrik, da stand man dann da und starrte auf den Teig für die Hotdog-Brötchen, die auf Fließbändern entlangliefen, in voller Fahrt auf die Backbleche, immer zehn auf einmal, wenn eines der Fließbänder stockte, dann waren da plötzlich nur noch neun Brötchen, dann musste man schnell sein und vier aus jeder Reihe rausholen, während sie vorbeirasten, während ein anderer das ausgefallene Band wieder in Ordnung brachte, sonst hätte es nicht mit den Paketen gepasst, es mussten immer fünf oder zehn Brötchen sein.
    Und dann durften wir jeden Freitag die Dunstabzugshaube mit Spiritus abwaschen, die war riesig und glühend heiß, sie schickten einen da hoch, nachdem gerade die Hamburgerbrötchen durchgelaufen waren. Dann amüsierten sie sich köstlich, die Bäckergesellen, und wir standen da, mit knallroter Birne und Spiritus und Lappen.
    »Könnt ihr Hitze vertragen?« Das fragten sie jeden Freitag wieder. Könnt ihr Hitze vertragen? Könnt ihr Hitze vertragen? Könnt ihr Hitze vertragen?
    Und man hasste sie alle, die Erwachsenen, die Ausgelernten, den Chef, den Vorarbeiter, all diese Idioten und den Scheiß, den man zu hören kriegte, halt, los, hol dies, räum das weg, feg da aus, es fehlen vier Bleche, was zum Teufel soll das, nun mach schon, beeil dich, warum stehst du hier herum und glotzt so?
    Wir mussten immer schön das Maul halten und tun, was uns gesagt wurde, wir mussten freundlich bleiben, wenn sie uns hetzten, wir mussten über ihre Witze lächeln, wir mussten nicken, wenn sie uns schikanierten. Aber wenn sie gewusst hätten, wovon wir träumten … Wir träumten von Rache, davon, einige der Bäckergesellen in den Ofen zu schieben und ihnen, kurz bevor wir die Luke zumachen, zuzuwinken und zu fragen: Könnt ihr Hitze vertragen?
    Einmal, als es fast zwei Wochen lang nur geschüttet hatte, standen die Spielplätze unter Wasser. Wir trieben uns herum, hatten etwas getrunken, aber das war schon am Abklingen, und wir waren zu einem Fest bei Gokke eingeladen gewesen, aber als wir dort ankamen, stand sein dämlicher Vater in der Tür und sagte, es wären schon zu viele drinnen, mehr dürften nicht rein, wir sollten wieder gehen. Als wir uns trollten, zerkratzten wir den Lack seines Autos, und das merkte er nicht einmal, Nikohatte einen Schlüssel herausgeholt und der Wagen stand auf der Einfahrt.
    »Tut mir leid, Jungs.« Das rief er uns hinterher. Jungs. Und jetzt waren wir nass und sauer, und alles war im Begriff, sich aufzulösen. Eigentlich wollten wir nur noch nach Hause, wir hatten noch ein paar Flaschen übrig, die leerten wir und schmissen sie auf
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