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Werde mein in Luxor

Werde mein in Luxor

Titel: Werde mein in Luxor
Autoren: JANE PORTER
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PROLOG
    Das Foto ließ ihn nicht los. Eine auffallend schöne junge Frau mit ebenmäßiger, beinahe durchscheinend wirkender Haut. Ihr Haar war hell, ihre Augen ebenso. Blau? Grau? Er konnte es nicht erkennen, das Bild war schwarz-weiß. Am meisten aber beeindruckte ihn ihr Gesichtsausdruck: Ein vorsichtiges Lächeln, ein scheuer und dennoch neugieriger Blick … erwartungsvoll. Scheich Khalid Fehz las den Text neben dem faszinierenden Bild ein zweites Mal.
    Amerikanerin im Nahen Osten vermisst.
Seit zwei Wochen ist Olivia Morse spurlos verschwunden.
Sie ist dreiundzwanzig Jahre alt, blond, 1,56 m groß, sehr schlank. Jeder, der Informationen über ihren Aufenthaltsort hat, melde sich bitte telefonisch oder per E-Mail umgehend bei ihrem Bruder, Jake Morse. Ihre Familie ist verzweifelt.
    Bei diesem letzten Satz wurde Khalid das Herz schwer. Er wusste aus Erfahrung, was ein solcher Verlust für eine Familie bedeutete. Er kannte das Gefühl, sich um seine Schwester zu sorgen. Immerhin hatte er selbst zwei jüngere Schwestern verloren.
    Während er an seinem Laptop nach weiteren Informationen über Olivia Morse suchte, entdeckte er, dass Jake Morse schon eine Woche zuvor eine Vermisstenanzeige ins Internet gestellt hatte. Khalid klickte zurück auf die vorherige Seite und wartete, während sich das Foto erneut aufbaute. Hier draußen in der Wüste war die Satellitenverbindung nicht gerade schnell. Deshalb wurden große Datenmengen wie Internetfotos zur Geduldsprobe.
    Wieder betrachtete er das Bild. Eine plötzliche Enge in seiner Brust zwang ihn, sich in seinen Schreibtischstuhl zurückzulehnen.
    Genau so hatte seine Schwester Aman in die Welt geblickt. Sie war viel scheuer gewesen als ihre Zwillingsschwester Jamila. Amans Zärtlichkeit und ihr feiner Sinn für Humor hatten stets seine besten Seiten zum Vorschein gebracht, und diese Wirkung hatte sie auf nahezu jeden, der sich mit ihr umgab. Als Aman eine Woche nach Jamila gestorben war, hatte es ihm das Herz gebrochen. Seitdem war er nicht mehr derselbe.
    Er strich sich mit der Hand übers Kinn, den Blick immer noch nachdenklich auf den Monitor gerichtet. Seine kurzen harten Bartstoppeln kratzten an seiner Handfläche. Während er wieder in die Augen der vermissten Olivia schaute, versuchte er sich vorzustellen, wo sie sich aufhielt. War sie krank oder verletzt – oder gar tot?
    Hatte man sie entführt? Vergewaltigt? Ermordet?
    Oder war sie vielleicht aus freien Stücken untergetaucht? Gab es womöglich irgendetwas oder jemanden, vor dem sie davonlief?
    Er verbot es sich, noch länger darüber nachzudenken. Es ging ihn nichts an. Entschlossen stand er auf. Er hatte der Großstadt den Rücken gekehrt, um in der Wüste zu leben, weit weg von Gewalt, Lärm und Verbrechen. Seit dem tragischen Tod seiner Schwestern hatte er sich für ein Leben in Einsamkeit entschieden.
    Doch was, wenn diese junge Frau hier seine Schwester wäre?
    Was würde er tun?
    Auch er hatte seine Schwestern nicht vor Unheil bewahren können. Die Prinzessinnen waren auf Schritt und Tritt von Leibwächtern begleitet worden. Trotzdem waren sie heute nicht mehr am Leben.
    Dieser fremde Mann, Jake, und seine vermisste Schwester gingen ihm nicht aus dem Sinn. Obwohl er den Verfasser der Vermisstenanzeige nicht kannte, berührte ihn dessen Hilferuf tief.
    Bevor er das Zelt verließ, drehte sich Khalid noch einmal um und schaute auf seinen aufgeklappten Laptop mit dem Schwarz-Weiß-Foto. Olivia Morse, 22 Jahre, und – der Beschreibung nach zu urteilen – eine kleine, verletzliche Person.
    Da wusste er plötzlich, was er zu tun hatte.
    Auch wenn er wie ein Einsiedler in der Wüste lebte, war er doch Mitglied eines reichen und einflussreichen Königshauses, ein Prinz mit vielfältigen Verbindungen. War er nicht geradezu prädestiniert dafür, diese junge Amerikanerin aufzuspüren? Wenn er es nicht schaffte, wem sollte es dann gelingen?

1. KAPITEL
    Es hatte ihn drei Wochen und ein kleines Vermögen gekostet. Außer zwei Privatdetektiven war die Hilfe eines Staatssekretärs ebenso erforderlich gewesen wie viele geheime Abmachungen und Versprechen – ganz zu schweigen von den Drohungen, denen er ausgesetzt worden war. Doch jetzt hatte er es endlich geschafft. Scheich Khalid Fehz wurde zu Olivia Morse geführt.
    Das Gefängnistor war so niedrig, dass er den Kopf einziehen musste. Der Weg zum Frauentrakt führte am Männertrakt vorbei, wo es so durchdringend nach menschlichen Körperausdünstungen und Urin
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