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Die Hoehle

Die Hoehle

Titel: Die Hoehle
Autoren: André Schaberick
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Prolog
     
    Die langjährigen Freunde Carla Tacoma, John Damascus und Franklyn Atwood befanden sich endlich an jenem Ort, an den sie sich jahrelang zu sein geträumt hatten. In ihren Tagträumen, die sie sich oftmals gegenseitig auf der Wiese vor ihrer Universität erzählten, beschrieben sie sich die schönsten Paradiesinseln: Schneeweißer Sandstrand wurde gesäumt von schräg über das Wasser ragenden Palmen, kristallklares, badewannenwarmes Wasser, das in kleinen, sanften Wellen über die gebräunte Haut hinweg floss, Korallenriffe, die an Schönheit durch nichts zu übertreffen waren.
    Doch die Vorstellung an all diese schönen Dinge zerplatzte, sobald die Glocke der Universität zur nächsten Vorlesung ertönte. Während ihrer gesamten Studienzeit blieben Paradiesinseln lediglich ein ferner, unerreichbarer Traum.
    Es ist nun vier Jahre her, dass sie sich auf der Universität während eines Sommerfests kennengelernt hatten. Ein glücklicher Zufall hatte sie zusammengeführt. Damals hatten sie auf einer lustigen Feier gemeinsam beim sportlichen Sackhüpfen über einhundert Meter antreten müssen und fühlten sich ziemlich unwohl in ihrer Rolle. Sie hatten sich in einer Gruppe befunden, die aus sportlich absolut unfähigen Studenten bestand. Während des Wettbewerbs waren sie öfter hingefallen, als je ein anderes Team vor oder nach Ihnen.
    Es war zudem furchtbar unangenehm und beschämend gewesen, ähnlich kleiner Kinder mit einem viel zu großen Jutesack, der bis über die Brust reichte, kichernd und lachend über die Wiese zu hüpfen, da sie von allen Studenten zur linken und rechten Seite ausgelacht worden waren.
    Auch nach de r erfolglosen sportlichen Betätigung wurden sie noch eine lange Zeit mit unqualifizierten Sprüchen bedacht, die teilweise sehr verletzend waren.
    Doch im Nachhinein hatten die drei es nicht bereut, denn das Wetthüpfen war zur Basis einer wunderbaren und sehr intensiven Freundschaft geworden, die man im Leben nur ganz selten schließt.
    Mittlerweile hatten die drei Freunde ihre Abschlussprüfungen mit Bravour bestanden. Sie gehörten zu den zehn besten ihres Jahrgangs.
    Die lange, unbefriedigende Zeit de s Lernens war nun endlich vorbei und sollte sie nie wieder quälen. Es war jetzt wirklich an der Zeit, zu entspannen, die Seele baumeln zu lassen und der tristen Realität zu entkommen.
    Für Carla und Franklyn war es der erste Urlaub nach dem la ngen Mathematikstudium an der Stanford University. Sie hatten beide zwar im Kindesalter schöne Reisen mit den Eltern erlebt, aber eine Reise ohne die Eltern ist doch wirklich etwas völlig Anderes. Man ist unabhängig, auf sich selbst gestellt und hat die Verantwortung über das Gelingen oder Misslingen des gesamten Urlaubs. Man kann selbst bestimmen, was im Urlaub unternommen wird und bekommt nicht permanent von den Eltern vorgehalten, was man wo und warum auch immer tun muss.
    Für John war es überhaupt der erste Urlaub seines Lebens. Bis jetzt war er nie weiter als fünfzig Kilometer von zu Hause entfernt gewesen. Seine Familie konnte sich leider derart teure Extras nicht leisten, denn sein Vater war einfacher Arbeiter in einer Fabrik, die Gummiteile für alle möglichen Bereiche herstellte, und seine Mutter war mit der Erziehung von John und seinen beiden Brüdern so intensiv beschäftigt, dass für sie keine Zeit zum Geldverdienen blieb. Somit waren sie alle gezwungen, jeden Dollar dreimal umzudrehen, bevor sie ihn ausgaben. Johns Eltern waren froh, dass die Kinder vernünftige Kleidung tragen konnten und den ganzen Monat über genug zu essen hatten.
    Johns Studium war teuer genug gewesen, und seine Eltern ha tten alles daran gesetzt, es ihm dennoch zu ermöglichen. Jeden notwendigen Dollar hatten sie sich von den Lippen abgespart. Lieber gab es dreimal die Woche Kartoffeln, als dass ein Dollar für zu teures oder zu luxuriöses Essen verschwendet wurde.
    Sie waren fest davon überzeugt, dass man heutzutage ohne ein vernünftiges Studium nichts Gescheites mehr verdienen kann, womit sie sicher Recht hatten.
    John war ihnen für ihre Aufopferung äußerst dankbar und lohnte es ihnen mit enthusiastischem Fleiß, der sich in seinen Prüfungsnoten sichtbar niederschlug.
    John war ein siebenundzwanzigjähriger, äußerst muskulöser und auch freundlicher Afroamerikaner, der zwar nicht besonders gut aussah, sich aber bei sehr vielen Studenten an Universität großen Respekt verschafft hatte, und kaum einer, der ihn nicht kannte, wagte es, ihn
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