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Taberna Libraria

Taberna Libraria

Titel: Taberna Libraria
Autoren: Sandra Dageroth
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und zog die Tür hastig wieder hinter sich zu. "Und zwar scheußlich. Meine Tante hätte vermutlich ihre wahre Freude daran."
    "Könnte nahtlos mit ihrem Wohnzimmerteppich verschmelzen", nickte Silvana ernst, bevor sie finster zu grinsen begann. "Aber sie könnte dir garantiert mit gleichfarbigem Geschirr aushelfen."
    Corrie schüttelte abwehrend den Kopf und ging weiter zu der Tür links neben der Küche. Auch diese war nicht verschlossen.
    "Schätze, hier wird mal ausgepackt worden sein", stellte Silvana nach einem raschen Blick auf die leeren Regale an zwei Wänden und dem klapprigen Tisch unter dem blinden Fenster, fest.
    "Absolut perfekt für ein Büro." Corrie strahlte. Allerdings nur solange, wie sie Mister Watson den Rücken zugedreht hatte. "Genug Platz für einen PC, einen Stuhl und die Ordner für die Buchhaltung und das Bestellwesen."
    Silvana schaute nachdenklich auf ihre Freundin hinab. "Wenn du das sagst."
    Corries Blick wanderte zu der Empore und der Treppe, neben der sie standen. "Nach oben?" Und bevor Silvana ihr antworten konnte, hatte sich Corrie bereits an Mister Watson gewandt. "Wir würden uns gerne noch oben umsehen. Kommen Sie mit?"
    Der Makler warf einen Blick aus dem Schaufenster und schürzte dann die Lippen. "Ich warte hier unten auf Sie. Nutzen Sie das Licht, solange die Sonne noch nicht untergegangen ist. Der Strom ist abgestellt, bis wieder jemand hier einzieht."
    "Dann verlieren wir besser keine Zeit, was Silvie?" Corrie zog ihre Freundin mit sich die Treppen empor, die unter ihren Schritten laut knarrten.
    Silvana betrachtete die Stufen argwöhnisch. "Und die halten auch?", fragte sie so laut, dass Mr. Watson sie in jedem Fall hören musste.
    "Massive englische Eichenbalken", erwiderte der Makler und klang dabei leicht beleidigt.
    Corrie hatte bereits den passenden Schlüssel für die erste Tür auf der Empore gefunden. "Ich finde das alles ziemlich spannend", bemerkte sie mit leuchtenden Augen.
    Silvana schüttelte lächelnd den Kopf. "Soviel Enthusiasmus hast du bei den anderen Häusern nicht gezeigt. Was findest du bloß an diesem alten Kasten so besonders?"
    "Weiß ich auch nicht", gestand ihre Freundin und stieß die Tür, vor der sie standen, auf. Dahinter lag ein recht schmaler, aber dafür langgezogener Raum. Durch die beiden Fenster fiel graues Zwielicht auf die Landschaft aus Bettlaken, die sich vor den beiden Freundinnen erstreckte. "Was da wohl drunter ist?", überlegte Silvana laut und ließ ihren Blick über die verschiedenen Silhouetten streifen.
    Corrie hob bereits das Laken rechts von ihnen hoch, um darunter spähen zu können. Erschrocken ließ sie es wieder fallen.
    Silvana sah ihre Freundin fragend an. "Und?"
    "Nichts für dich."
    "Weil?"
    "Totes Tier."
    "Wirklich?"
    Corrie zuckte die Schultern. "Schau doch selbst."
    Silvana warf ihrer Freundin noch einen abschätzenden Blick zu, dann zog sie das erste Laken herunter. "Ach herrje", entfuhr es ihr, als sie das darunter verborgene Gebilde im Licht sah. Es handelte sich um einen seltsamen, grauweißen Greifvogel mit wilden, roten Glasaugen und einem weit geöffneten,
gezahnten
Schnabel, in dessen Fängen über einem knorrigen Ast ein totes Kaninchen hing. "Das ist ja mal echt …"
    "Skurril", schlug Corrie vor.
    "Ich hätte
bizarr
den Vorzug gegeben, aber skurril trifft auch zu." Silvana nahm das nächste Laken in Angriff, unter dem sich dem Umriss nach etwas Größeres befinden musste. "Dann schauen wir doch mal, ob das Nächste genauso ist. Fertig?"
    Corrie nickte erwartungsvoll. "Lass sehen."
    "Also dann." Silvana enthüllte mit einem Ruck, was das Laken vor ihnen verborgen hielt.
    Corrie schlug die Hände vor den Mund. "Das ist ja niedlich!" Vor ihr, auf einem polierten Tisch aus rötlichem Holz, hockte ein wolliger, beiger Hase von der Größe einer Bulldogge. Auf seinem Kopf thronte ein ausladendes Geweih. "Schau dir mal die Knopfaugen an! Und das Bärtchen!"
    "Ein Wolpertiger." Silvana betrachtete die prächtigen Schwanzfedern des ausgestopften Tiers. "Scheint ein kleines Kuriositätenkabinett zu sein hier oben." Sie sah aus dem Fenster. "Es wird schon langsam dunkel. Wenn wir noch einen Blick in die anderen Zimmer werfen wollen, sollten wir weiter gehen."
    "Nur noch eins", bat Corrie. "Ein Schnelles."
    Silvana runzelte die Stirn. "Und was schwebt dir vor?"
    Corrie sah sich rasch um und deutete dann auf ein übermannshohes Gebilde unter einem extragroßen Betttuch, links neben dem Fenster.
    Silvana seufzte.
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