Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Taberna Libraria

Taberna Libraria

Titel: Taberna Libraria
Autoren: Sandra Dageroth
Vom Netzwerk:
seine schnellen Schritte verklangen nach und nach in der anbrechenden Dunkelheit.
    Corrie wickelte sich ihren Schal fester um den Hals. "Wollen wir dann auch?"

Ein nächtliches Vorkommnis
    "Und? Findest du immer noch, dass wir zurückfahren sollten?" Corrie hatte sich auf der schmalen Couch in ihrem Hotelzimmer bequem in eine Decke gewickelt und machte sich jetzt mit Silvana zusammen über ihr Abendbrot her. Die beiden hatten sich in weiser Voraussicht alles Nötige eingepackt - der einzige Schnellimbiss der Stadt, eine kleine Pommesbude in einem vorsintflutlich anmutenden Holzverschlag am Marktplatz, hatte schon seit dem frühen Abend geschlossen.
    So saßen die beiden vor ihren Broten, Käse, Tomaten, Gurken, Salami, Silberzwiebeln und Schokolade und spülten das Essen mit heißem Pfefferminztee hinunter, den sie, dank eines Wasserkochers auf dem Zimmer, hatten zubereiten können. Eine gute Stunde war es nun her, seit sie sich von Mr. Watson verabschiedet hatten. Durchgefroren hatten sie noch ihr Gepäck nach oben gewuchtet, wo immerhin schon warme, durchgeheizte Zimmer auf sie warteten … Nach einer heißen Dusche hatte Silvana schließlich mit der Reisetasche voll Essen bei Corrie angeklopft.
    Gerade zerteilte sie schwungvoll ihr zweites Sandwich in vier kleine Quadrate. "Ich finde, wir sollten nichts überstürzen. Und ich glaube nicht, dass es irgendjemand so unbedingt haben will, dass wir uns hier und jetzt entscheiden müssen."
    "Das sicher nicht", stimmte Corrie zu und angelte nach der Eisteeflasche, weil ihr Becher Tee mittlerweile leer war. Sie verspürte jedoch keine Lust aufzustehen und neuen zu kochen. "Aber magst du es denn kein bisschen?"
    "Es ist ganz nett."
    Ihre Freundin zog eine Grimasse. "Aha. Was hatte dir denn so vorgeschwebt?"
    "Ein etwas größerer Ort vielleicht?"
    "Also liegt es an Woodmoore?", fragte Corrie mit hochgezogenen Brauen. "Gar nicht mal am Laden?"
    "Ist nicht grad London oder Edinburgh hier, oder?"
    "Ich glaube auch nicht, dass wir uns da die Quadratmeterpreise leisten könnten."
    "Es muss doch keine Superlage mitten in der Fußgängerzone sein. Eine Seitenstraße reicht doch auch - wenn wir entsprechend an unserem Ruf arbeiten. Dann ist es egal, wo wir sind." Im selben Moment bereute Silvana ihren letzten Satz, als sie Corrie vehement nicken sah.
    "Genau das ist der Punkt - es ist egal, wo wir sind. Die Leute werden zu uns kommen, wenn sie wissen, wie gut wir sind!"
    Silvana seufzte. "Corrie, wir haben diesen Ort erst nach einer halben Stunde des Wild-in-der-Gegend-Rumkurvens auf einem kleinen Straßenschild gefunden. Sogar dein Navigationsgerät hat sich ausgeklinkt!" Sie ahmte die Stimme des kleinen Computers nach. "Keine Daten vorhanden."
    Corrie lächelte zuversichtlich. "Dann müssen wir eben eine besonders gute Wegbeschreibung ausarbeiten. Ich finde den Laden jedenfalls herrlich."
    "Schade, dass man ihn nicht abbauen und irgendwo anders hin verschieben kann - oder einen Tunnel graben. Zu einem gutbesuchten Ort, von dem aus die Kunden auf direktem Weg zu uns kommen. Und auf dem gleichen Weg besorgen wir uns dann das Fast Food. Ich bezweifle, dass es hier in Woodmoore irgendwo eine ordentliche Pizza oder einen schönen saftigen Burger gibt. Die haben hier vermutlich noch nicht einmal mitbekommen, dass Amerika entdeckt worden ist!"
    Corrie lachte. "Silvie, wenn du es hier mit mir aushältst, dann lege ich dir eine eigene Fastfood-Pipeline direkt hierher. Jeden Tag ein anderer Burger."
    Ihre Freundin seufzte erneut. "Auf jeden Fall brauchen wir eine
sehr
große Tiefkühltruhe."
    "Und wen willst du da reinstecken?"
    "Für den Anfang eine halbe gehackte Kuh, ein halbes Schwein, zehn Hühner und jede Menge zerstückelte Kartoffeln. Und Brötchen. Einen Berg davon. Und literweise Eis."
    Corrie schmunzelte. "Wir wollen einen Buchladen eröffnen und keinen Fast Food-Imbiss."
    "Ich gebe auch nichts davon ab."
    "Heißt das also, dass ich den Kaufvertrag unterschreiben kann? Oder muss ich Angst haben, dass ich irgendwann zu einer einsamen, verschrobenen Buchhändlerin in Woodmoore verkomme, weil dich der Duft einer Friteuse von hier weggelockt hat?"
    Silvana musste über die Vorstellung lachen. "Keine Sorge." Sie schob sich ein Stück Schokolade in den Mund und wurde wieder ernst. "Wir müssen trotzdem eine ganze Menge Arbeit in den Laden stecken, bis er wieder geöffnet werden kann."
    "Dass wir für das Geld keinen alteingesessenen Laden in einer fantastischen Lage mit einem Haufen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher