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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mauern und Hecken wie ein Ausgestoßener, und werde glücklich sein, weil ich mich selbst ausgestoßen habe. Du kannst weiter durch die Welt reisen. Ich weiß, daß Johann Weber einen neuen Impresario sucht. Weber ist der kommende Mann am Pult.«
    »Ich bin der Schatten Donanis, und ich bleibe es.« Bombalo setzte sich neben Donani auf das Sofa. »Ich habe Geld genug gespart. Wenn ich bei Ihnen bleiben darf … Ich bezahle meinen Unterhalt, Maestro.«
    »Du bist ein Rindvieh, Pietro.« Donani legte den Arm um Bombalos Schulter. »Du hast keinen Grund, dich zu vergraben.«
    »Doch.« Bombalo starrte in den Garten. »Wie kann mir das Leben noch Spaß machen ohne Sie? Wir sind beide alt geworden … wir können nun auch beide gemeinsam auf das Ende warten.«
    So weit waren sie bereits, zwei Männer, die sich in die Abgeschiedenheit flüchten wollten, als eine Taxe vorfuhr, im Tor wendete und wieder abfuhr. Donani und Bombalo hörten das Knirschen der Räder und das Brummen des Motors, sie hörten Schritte zur Haustür, ein Schlüssel drehte sich im Schloß, die Tür fiel zu.
    »Seit wann kommt Erna Graudenz mit der Taxe?« fragte Donani. Unwillkürlich sah er auf die Uhr. Zehn Uhr morgens. Das war völlig ungewöhnlich. Um diese Zeit ging Erna Graudenz einkaufen.
    Bombalo hob die Schultern. »Hatte vielleicht zu schwer zu schleppen. Weiß ich?«
    In diesem Augenblick klopfte es an die Tür des Musikzimmers. Donani und Bombalo sahen sich wie erschrocken an. Sie hatten plötzlich einen Gedanken, aber keiner wagte, ihn auszusprechen. Statt dessen riefen sie gemeinsam: »Herein!«
    In der Tür stand Carola und lächelte, als sei nichts geschehen. Sie trat ins Zimmer, legte den Mantel ab, und Donani ebenso wie Bombalo waren so verblüfft und gelähmt, daß keiner sich seiner Kavalierspflicht entsann und ihr aus dem Mantel half.
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Herr Donani«, sagte Carola mit geübter forscher Stimme. »Aber ich hatte eine dringende Familienangelegenheit zu regeln. Nun ist alles klar. Ich kann bleiben, solange Sie mich ertragen können oder auch noch wollen –«
    »Natürlich, ja, selbstverständlich.« Donani wischte sich verwirrt über die Augen. »Die Kinder freuen sich bestimmt … und ich auch, natürlich, wir alle freuen uns, nicht wahr, Bombalo?«
    »Si, si, Maestro!« stotterte Bombalo. Dann erhob er sich und verließ schnell das Musikzimmer. Jetzt muß er allein sein, fuhr ihm durch den Sinn. Jetzt ist die Stunde gekommen, wo eine einzige Frau der Welt den großen Donani erhalten kann.
    »Sie … Sie waren so plötzlich weg, Frau – Friedburg«, sagte Donani leise. »Wir haben uns große Sorgen gemacht.«
    »Ich habe es gewußt. Aber es ging nicht anders. Bitte, fragen Sie mich nicht, warum. Jetzt ist alles anders … jetzt kann ich bei Alwine und Babette bleiben.«
    »Das ist schön«, sagte er gepreßt.
    Sie trägt den Namen einer Toten, dachte er und spürte, wie eisige Kälte ihn durchzog. Sie ist eine Hochstaplerin. Sie sieht aus wie ein Gemälde, aber der Satan hat es gemalt. O Gott, ist diese Qual noch nicht zu Ende? Soll sie weitergehen?
    »Hat Sie mein … mein unmögliches Benehmen aus dem Hause getrieben?« fragte er heiser. »Ich habe Sie mit der Geschichte meiner Frau gelangweilt, und ich habe Andeutungen gemacht, die Sie treffen mußten. Ich bitte dafür um Entschuldigung. Ich verspreche Ihnen, daß es nie wieder vorkommen wird und Sie unbelästigt in meinem Haus für die Kinder leben können –«
    »Ich danke Ihnen, Herr Donani.« Carola senkte den Kopf. Ich kann ihn nicht länger ansehen, ohne ihm in die Arme zu fliegen, dachte sie erschüttert. Mutter hat recht … ich werde daran zerbrechen, die Geliebte meines eigenen Mannes zu werden. Ich werde nicht die Kraft haben, in der Anonymität zu lieben. Nicht bei Bernd Donani – denn diese Liebe ist anders, ganz anders als die Leidenschaft, die hinter mir liegt.
    »Die Kinder werden sich freuen.« Donani ging wie eine Puppe, mit steifen Beinen, zur Tür. »Babette hat sehr geweint – aber nun wird sie lachen und jubeln.« Er blieb stehen und wandte sich um. Carola stand noch immer mitten im Zimmer und hatte ihm aus weiten Augen nachgestarrt. »Auch ich … ich bin froh, daß alles so ist«, wiederholte er und schluckte den Kloß hinunter, der ›Sie ist in der Haut einer Toten‹ hieß. »In unserem Haus wird neues Leben sein –«
    Das klang makaber, und er fühlte, wie Vera Friedburg innerlich zusammenzuckte.
    Warum ist
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