Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst
Autoren: Helen D. Boylston
Vom Netzwerk:
von einer Unterrichtsstunde in Neurologie und gingen zum Haus Grafton. Sie hatten den Abkürzungsweg durch den Keller gewählt. Plötzlich tauchte aus einem Nebengang eine Probeschwester mit völlig verstörtem Gesichtsausdruck auf. Solch Gesicht war nichts Ungewöhnliches bei Probeschwestern, aber diese hier betrug sich immerhin sonderbar. Sie drehte dauernd ihren Kopf hin und her und versuchte anscheinend, ihren eigenen Rücken zu besehen, einmal von einer Seite und dann von der anderen. Diese gymnastischen Übungen nahmen sie so sehr in Anspruch, daß sie die beiden Schwestern überhaupt nicht bemerkte.
    »He!« rief Kit. »Was soll das bedeuten? Ist es ein Spiel, oder wollen Sie abnehmen?«
    Die Probeschwester fuhr zusammen. »Verzeihung«, stotterte sie verwirrt. »Ich habe Sie gar nicht gesehen. Fräulein Cameron sagte, mir käme der Unterrock vor, aber ich sehe doch gar nichts.«
    »Er kommt nicht vor«, sagte Susy beruhigend. »Wirklich nicht.«
    »Vielen Dank!« Die Probeschwester eilte davon. Die beiden Mädchen starrten ihr nach.
    »Was soll das heißen?« fragte Susy.
    »Weiß ich?« Kit zuckte die Achseln. »Vielleicht müßte Fräulein Cameron psychoanalytisch behandelt werden.«
    »Aber warum gerade Unterröcke? Warum nicht rosa Elefanten an der Wand oder Gespenster, die sie verfolgen?«
    »Hm. Über die Elefanten kann ich dir nichts sagen. Aber ein Gespenst würde Fräulein Cameron niemals zu verfolgen wagen, das versichere ich dir - nicht einmal nachts auf einem Friedhof, wo es von guten Freunden umgeben ist.«
    Susy lachte. Plötzlich schlüpfte Kit durch eine Seitentür und rief: »Da kommt dein Held. Bis nachher!«
    »Warte, Kit! Warum läufst du fort?«
    Aber Kit war verschwunden. Susy ärgerte sich. Warum benahmen sich die Mädchen bloß immer so albern, wenn es sich um einen Mann handelte? Ihr Ärger verflog jedoch, als sie Dr. Barry sah, der mit schnellen Schritten auf sie zukam.
    »Hallo, Susanne!« grüßte er herzlich. »Wo haben Sie nur so lange gesteckt?«
    »Guten Tag, Bill!« Susy freute sich über die Begegnung.
    »Ich bin jetzt in der inneren Abteilung.«
    Er lehnte sich an die Wand, die Hände in den Taschen seines weißen Kittels, und sah sie nachdenklich an.
    »Ich finde, Sie machen sehr viel Dienst in der inneren Abteilung. Sie sind jetzt schon Seniorin. Müßten Sie nicht bald mit der Arbeit im Operationssaal beginnen?«
    »Ja. Ich weiß noch nicht genau, wann ich drankomme. Wir sind so viele in unserer Klasse.«
    »Hoffentlich recht bald«, sagte er. »Ich habe Sie sehr lange nicht gesehen. Sie haben mir gefehlt.«
    Hastig wechselte sie das Thema. »Im Operationssaal werden Sie Fräulein Barden zu mir sagen müssen.«
    »Ich denke gar nicht daran!« rief er lachend. »In keiner Abteilung des Krankenhauses geht es so unformell zu wie im Operationssaal. Ich werde Sie Susanne nennen, es sei denn, daß Sie >he, Sie!< vorziehen. Das würde sich komisch anhören, nicht wahr?« Er machte es vor: »He, Sie!«
    »Dann gefällt mir Susanne doch noch besser. Es klingt nicht so ungewöhnlich. Aber ich werde auf keine der beiden Anreden reagieren. Außerdem werde ich wahrscheinlich viel zu nervös sein, um Sie überhaupt zu bemerken.«
    »Sie werden im Operationssaal nicht nervös sein. Ich hoffe, es wird Ihnen dort gefallen.«
    »Ganz bestimmt. Ich freue mich auf die Arbeit. Wenn ich mich dazu eigne, will ich später Operationsschwester werden.«
    »So? Sie sind wohl entschlossen, Karriere zu machen, wie?«
    »Natürlich! Was dachten Sie ...« Sie brach hastig ab und sah auf ihre Uhr. »Himmel! Ich muß zum Dienst, sonst bekommt Fräulein Martell einen Schlaganfall.« Einen Augenblick blieb sie unschlüssig stehen. Dann sagte sie mit Grabesstimme: »Leben Sie wohl, Bill!« Dabei warf sie ihm einen übermütigen Blick zu.
    »Sie Schlingel!« rief er lachend. »Ich hätte die größte Lust, Sie ein bißchen zu schütteln.«
    >Und er ist imstande, es zu tun<, dachte Susy, als sie ein paar Sekunden später der weißgekleideten Gestalt nachblickte, die sich rasch entfernte. Plötzlich lachte sie hellauf.
    »Aber er soll es lieber bleibenlassen«, sagte sie laut.

Aufruhr auf Station 20
    Eigentlich war Toni, der griechische Wäscher, schuld daran. Tonis ständige Gemütsverfassung war, wie Susy einmal sagte, »ein unaufhörlicher Wutanfall«. Bereits an ihrem ersten Tag im Krankenhaus, als sie sich in den Kellergängen verirrt hatte, war sie mit Tonis Heftigkeit bekannt geworden. Damals hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher