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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst
Autoren: Helen D. Boylston
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zum elektrischen Stuhl als durch diese Türe. Geht ihr beiden! Ich werde hier auf euch warten.«
    »Meine Schürze ist nicht ganz sauber«, sagte Connie hastig. »Ich will lieber auch draußen bleiben. Geh du hinein, Susy. Los!«
    Susy ließ jetzt die beiden stehen, die ihr beklommen nachschauten. Sie war nun auch ein wenig ängstlich, aber dennoch entschlossen, ihr Vorhaben durchzuführen.
    Mit klopfendem Herzen spähte sie durch die halboffene Tür ins Zimmer. Ein Teil war durch einen Wandschirm verborgen. Vor einem kleinen Schreibtisch saß die weiße imponierende Gestalt Fräulein Camerons steif wie ein Ladestock. Sie beherrschte den Raum, wie sie alles zu beherrschen pflegte. Ihre Befehlsgewalt über die Schülerinnen war theoretisch mit der Probezeit zu Ende, aber in Wirklichkeit endete sie nie. Wer einmal Fräulein Camerons Schülerin gewesen war, der blieb für immer ihr Kind, das sie verschwenderisch schalt und spärlich lobte. Die Schwestern liebten, ehrten und
    fürchteten sie.
    Auf Susys schüchternes Klopfen ertönte ein kurzes »Herein!« Sie trat ins Zimmer. Fräulein Cameron sah so grimmig aus wie ein Verkehrspolizist, der einen betrunkenen Autofahrer stellt. Doch als sie Susy erblickte, löste sich ihr strenger Mund zu einem Lächeln.
    »Ach, Schwester Barden! Wie nett, daß Sie mich besuchen! Bitte nehmen Sie Platz.«
    »Vielen Dank, Fräulein Cameron. Leider habe ich keine Zeit, länger zu bleiben. Ich helfe Schwester Halliday bei ihrem Umzug nach Haus Grafton und muß bald wieder zum Dienst. Da ich Ihre Tür offen stehen sah, dachte ich .«
    Susy stockte eingeschüchtert unter dem prüfenden Blick, der sie musterte. Sie wußte, daß Fräulein Cameron nicht das Geringste entg in g.
    Nun wurden die Augen der gestrengen Lehrerin weich.
    »Nett, daß Sie daran dachten, bei mir hereinzuschauen. Was treiben Sie denn jetzt?«
    »Ich arbeite auf Station 20, Fräulein Cameron, und werde wohl demnächst in den Operationssaal kommen.«
    »Operationssaal? Schon?«
    »Ich bin doch jetzt Seniorin, Fräulein Cameron, und .«
    »Soso, Seniorin! Im Operationssaal werden Sie scharf aufpassen müssen. Das wird Ihnen guttun.« Sie machte eine kleine Pause. »Essen Sie auch genug?« Die Frage kam so plötzlich, daß Susy zusammenschrak.
    »Ja, Fräulein Cameron.«
    »Es sieht aber nicht so aus. Sie sind viel zu dünn. Ich werde mit der Schulverwaltung sprechen. Eine Extraverpflegung ...«
    »Aber ich bin wirklich ganz gesund«, beteuerte Susy.
    »Die jungen Mädchen von heute geben nicht genügend auf sich acht, überhaupt nicht. Laufen da wie verhungerte weiße Mäuse umher ...«
    Plötzlich brach sie ab und starrte wie hypnotisiert auf den Saum von Susys Rock. »Kommt etwa Ihr Unterrock vor?«
    Susy errötete und drehte den Kopf nach hinten. Sie wagte nicht zu gestehen, daß sie gar keinen Unterrock anhatte.
    »Ich - ich glaube nicht, Fräulein Cameron.«
    »Es kommt aber etwas vor! Sie dürfen Ihr Äußeres nicht vernachlässigen. Das können wir hier nicht dulden. So etwas sieht Ihnen eigentlich gar nicht ähnlich, Schwester Barden.«
    »Es tut mir leid, Fräulein Cameron.«
    Fräulein Cameron funkelte sie an. Dann sagte sie sanfter: »Ich will Sie nicht schelten, Kind. Zappeln Sie hier nicht herum. Wenn Sie gehen müssen, gehen Sie. Ich weiß, daß Sie viel zu tun haben. Auf Wiedersehen! Vergessen Sie nicht, sofort Ihren Unterrock festzumachen.«
    »Nein, Fräulein Cameron«, stammelte Susy und floh aus dem Zimmer.
    »Puh!« rief sie, als sie und ihre beiden Freundinnen sich außer Hörweite von Fräulein Camerons Zimmer befanden. »Ich verehre sie aufrichtig, aber es war wie der Besuch bei einem Maschinengewehr. Seht doch bitte mal nach, was unter meinem Rock vorguckt. Sie sagte, es wäre mein Unterrock, aber da ich gar keinen anhabe .«
    »Das geschieht dir ganz recht!« rief Kit schadenfroh. »Warum mußtest du auch zu ihr gehen? Du weißt doch genau, wie sie ist.«
    »Nichts zu sehen«, berichtete Connie, die zurückgeblieben war, um Susys Rock zu prüfen.
    »Was kann sie denn nur gesehen haben?«
    »Weiß der Himmel!«
    Die Mädchen rieten noch ein wenig hin und her. Aber dann vergaßen sie die rätselhafte Geschichte über ihren Bemühungen, Con- nies neues Zimmer in Haus Grafton gemütlich zu machen. Wahrscheinlich hätten sie überhaupt nicht mehr daran gedacht, wenn sie nicht einige Tage später im Kellergeschoß einer Probeschwester begegnet wären, die sich äußerst seltsam betrug.
    Susy und Kit kamen
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