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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst
Autoren: Helen D. Boylston
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auch ihre Freundschaft mit Bill begonnen. Wenn die beiden sich einmal trafen, und zufällig die massige Gestalt des Griechen mit dem Walroßgesicht irgendwo auftauchte, erinnerten sie sich lachend an ihre erste Begegnung und behaupteten, Toni sei an ihrer Bekanntschaft schuld. Und nun war es wieder einmal Toni.
    Susy und Kit machten auf Station 20 Dienst, die zur inneren Frauenabteilung gehörte und in dem ältesten Gebäude des Krankenhauses untergebracht war. Die Krankensäle waren altmodisch und unpraktisch, aber Susy hatte sie gern. Die alten Kamine und die unebenen Fußböden wirkten gemütlich und anheimelnd. Efeu, der vor vielen Jahren gepflanzt worden war, kletterte über die Fenstersimse. Selbst das Sonnenlicht, das helle Vierecke auf braunes Linoleum und weiße Betten legte, schien aus längst vergangenen Zeiten zu stammen. Regentage auf Station 20 erinnerten Susy an Bodenkammern und verstaubte Koffer. Die geschäftigen Geräusche, die zu der Tagesarbeit gehörten - das Klirren der Teller in der Küche, das Rumpeln des Speiseaufzuges, das Rascheln frisch gewaschener Wäsche, die Stimmen der Patientinnen - all das schien hier gedämpfter zu klingen als in anderen Abteilungen des Krankenhauses.
    Susy hätte sich vollkommen glücklich gefühlt, wäre nicht Fräulein Martell ihre Oberschwester gewesen. Die Oberschwestern, mit denen sie bisher zusammen gearbeitet hatte, waren tüchtige Frauen mit Humor und Phantasie gewesen. Sie hatte sich mit allen gut verstanden. Fräulein Waring, ihre erste Oberschwester, war noch immer ihre Freundin und Ratgeberin. Auch Fräulein Martell schien recht tüchtig zu sein; wenigstens verstand sie es, ihre Station in Ordnung zu halten. Aber ihr fehlte leider jeder Sinn für Humor, und ihre Phantasie nahm eine falsche Richtung. Sie war ein kleines, bläßliches Geschöpf, machte fast immer ein böses Gesicht und hatte an allem etwas auszusetzen, was die Schwestern auch tun oder sagen mochten. »Sie behandelt uns wie Raupen, und Raupen mag sie offenbar nicht leiden«, sagte Kit bitter.
    In der Woche, als die Sache mit Toni passierte, hatte Susy Wäschedienst. Zweimal am Tage - vormittags um halb elf und nachmittags um vier - mußte sie die Wäschesäcke entleeren und den Inhalt nach Trinkröhren, Sicherheitsnadeln, Gummitüchern und anderen Gegenständen durchsuchen, die nicht in einen Wäschesack gehörten. Einmal fand sie sogar einen Spülapparat, der in ein Laken verwickelt war. »Wie jemand das fertiggebracht hat, ist mir schleierhaft«, sagte sie zu Kit.
    Nachdem die Wäsche durchsucht war, wurde sie wieder in die Säcke gestopft. Diese wurden oben zusammengebunden und mit einem Schildchen versehen, auf dem die Nummer der Station und der Name der Wäscheschwester standen.
    In den neueren Gebäuden des Krankenhauses befanden sich Wäscheschläuche, durch welche die Säcke in den Keller befördert wurden. Aber in den alten Häusern gab es diese Einrichtung nicht. Um Zeit und Mühe zu ersparen, wurden die Säcke daher aus dem Fenster des Dienstzimmers geworfen, das aufs Treppenhaus hinausging. Sie fielen durch drei Stockwerke bis zum Kellergeschoß, wo Toni sie auf einen Handkarren lud und zur Wäscherei fuhr.
    Toni war nicht der einzige Wäscher des Krankenhauses, aber er war der einzige, der Eindruck auf die Schwestern machte. Seit vielen Jahren arbeitete er schon hier, dauernd in einem Zustand grimmiger Wut. Sein mächtiger Kopf mit den kurzgeschnittenen schwarzen Haaren, dem geröteten Gesicht und dem struppigen Schnurrbart war nur allzu bekannt.
    >Daß er noch lebt, ist mir ein Rätsel<, dachte Susy an einem Vormittag, während sie die Wäsche durchsuchte. >Bei seinem Leibesumfang dürfte er eigentlich nicht so heftig sein. Sein Blutdruck ist bestimmt himmelhoch. <
    »Beeilen Sie sich bitte!« sagte Fräulein Martell, die unbemerkt von Susy ins Dienstzimmer getreten war. »Es ist schon spät. Gleich wird Toni raufkommen und hier wütend herumtoben. Wie oft habe ich Ihnen gesagt, daß Sie die Wäsche rechtzeitig fertigmachen sollen, Schwester Barden!«
    »Ich hatte ja schon damit begonnen, als Sie mich zur Apotheke schickten, Fräulein Martell«, entgegnete Susy. »Es tut mir leid, daß es dort so lange gedauert hat, aber ich konnte wirklich nichts dafür. Das Rezept war noch nicht fertig.«
    »Ach, Sie haben immer eine Ausrede bereit, Schwester Barden.«
    »Aber es war Ihre eigene ...« Susy biß sich auf die Lippen und schwieg.
    »Was wollten Sie sagen, Schwester
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