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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst
Autoren: Helen D. Boylston
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    Susy warf sich ruhelos auf der heißen Decke hin und her. War es denn schlimm, daß eine Veränderung in ihrem Verhältnis zu Bill eingetreten war? Sie hatte Bill sehr, sehr gern. Einen anderen Mann gab es nicht für sie. Eines Tages würde sie sich verlieben und heiraten, davon war sie überzeugt.
    >Aber noch nicht!< flehte sie innerlich. >Bitte noch nicht! Ich habe jetzt anderes zu tun.<
    Hoch oben am Himmel hingen kleine weiße Wölkchen. Über den Dächern der Stadt zitterte die Luft. Das Stimmengemurmel der ruhenden Schwestern wirkte einschläfernd. Es klang wie das Summen der Bienen in den Weinstöcken an der Gartenpforte ihres Elternhauses, dachte Susy. Ihr fielen die Augen zu. Langsam entspannten sich ihre Hände, mit denen sie die Decke umklammert hatte.

Geheimnisvolle Unterröcke
    Operationslehre III war, wie schon der Name besagte, der dritte Kursus dieses Unterrichtsfachs.
    In dem ersten Kursus, der während der Probezeit stattfand, wurden die Grundlagen der Asepsis gelehrt, der Entkeimung, wie Susy gesagt hatte, als sie noch nicht mit medizinischen Fachausdrücken vertraut gewesen war. Die Probeschwestern mußten sich Hände und Arme bis zu den Ellenbogen gründlich mit Seifenwasser abbürsten. Dadurch wurden die Hände jedoch noch nicht >chirurgisch rein<. Um sie steril zu machen, mußten sie in Alkohol getaucht werden. Dann zogen die Probeschwestern einen sterilen Kittel an und streiften sterilisierte Gummihandschuhe über.
    In dieser sonderbaren und unbequemen Kleidung lernten sie, sterile Instrumente oder andere sterile Gegenstände mit sterilen Zangen zuzureichen. Die Lehrerin schärfte ihnen ein, Instrumente auf keinen Fall mit den Händen zu berühren, denn Hände waren niemals ganz steril, und sogar Gummihandschuhe ließen sich nicht so vollkommen sterilisieren wie Metall. Die Mädchen lernten, sterile Kittel, Handtücher und Gazetupfer zu entfalten, und erfuhren, daß Dinge, die steril bleiben sollten, niemals mit nichtsterilen Dingen in Berührung kommen durften. Trockene Gegenstände bildeten eine Ausnahme. War zum Beispiel eine Seite eines Lakens oder eines Handtuchs unsteril geworden, so blieb die andere trotzdem steril, wenn sie nicht etwa feucht geworden oder mit etwas >Schmutzigem< in direkte Berührung gekommen war.
    Der zweite Kursus in Operationslehre fand während des ersten Semesters statt und behandelte die Vorbereitung eines Patienten zu einer Operation und seine Pflege danach.
    Den dritten Kursus, den die Schwestern nun in ihrem letzten Lern- jahr durchmachten, fand Susy anfangs ein wenig enttäuschend, denn er war eigentlich nur eine gründliche Wiederholung des ihr schon bekannten aseptischen Verfahrens. Aber in der letzten Stunde lernten sie etwas Neues, nämlich welche Dinge im Operationssaal gebraucht und wie sie zugereicht wurden. Mit großem Interesse sahen sie zu, wie die Lehrerin den Tisch einer Operationsschwester für eine einfache Blinddarmoperation >deckte<.
    »Sie sollen jetzt erst einmal einen allgemeinen Eindruck des Verfahrens bekommen«, sagte sie. »Ich erwarte nicht, daß Sie sogleich jede Einzelheit behalten. Sie lernen es dann im Operationssaal, wie Sie die zu einer Operation benötigten Dinge vorschriftsmäßig auf dem Tisch anzuordnen haben.«
    Die Mädchen verließen das Klassenzimmer in der Erwartung, bald an aufregenden Ereignissen teilzunehmen. Die einzige Frage war nur, wann das sein würde, denn es wurde immer nur eine kleine Gruppe von Schülerinnen zur gleichen Zeit in den Operationssaal geschickt.
    Mehrere Tage blieben sie im ungewissen, wann sie an der Reihe sein würden. Inzwischen begann der Unterricht in Neurologie und Psychiatrie, in Ernährungswissenschaft, in der Pflege junger Mütter, in allgemeiner Gesundheitspflege und Ethik.
    Außerdem arbeiteten die Seniorinnen in den Krankensälen. Einzeln und paarweise siedelten sie allmählich nach Haus Grafton über. An dem Tag, als Connie umzog, ereignete sich etwas Sonderbares, ein bloßer Zufall, wie es zuerst schien.
    Susy und Kit, die Connie beim Umzug halfen, hatten bereits einen Teil ihrer Sachen zum Haus Grafton getragen und kehrten noch einmal zurück, um den Rest zu holen. Als sie an Fräulein Camerons Zimmer vorbeikamen, hatte Susy einen Einfall.
    »Wir wollen Fräulein Cameron Lebewohl sagen, bevor wir Haus Brewster für immer verlassen«, schlug sie vor.
    »Ohne mich!« antwortete Kit bestimmt. »Ich zittere jetzt noch genauso vor ihr wie zu Beginn meiner Probezeit. Lieber gehe ich
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