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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst
Autoren: Helen D. Boylston
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Barden?«
    »Nichts, Fräulein Martell.«
    Vor der Tür wurden Schritte laut. Fräulein Martell drehte sich hastig um und fragte scharf: »Was wollen Sie hier, Schwester van Dyke?«
    »Ich .« Kit war ganz verdattert. »Ich wollte einen Trinkhalm für Frau Finnegan holen.«
    Fräulein Martells Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Das ist kein Grund, hier herumzuschleichen.« Ohne ein weiteres Wort stelzte sie davon.
    »Was hat sie denn schon wieder?« fragte Kit mit großen Augen.
    »Keine Ahnung. So schlimm war es schon lange nicht mehr mit ihr. Den letzten größeren Anfall hatte sie, als Helen Hanscom das Gebiß einer Patientin versehentlich in den Ausguß warf. Sie war überzeugt, Helen hätte es mit Absicht getan.«
    »Ich glaube, Martell ist ein Opfer ihrer Einbildungen oder leidet an Verfolgungswahn.«
    »So etwas wird es wohl sein. Aber was können wir dagegen tun?«
    Die Mädchen fühlten sich an diesem Tag noch unbehaglicher als gewöhnlich. Das wollte viel heißen, denn sie waren niemals sicher, was sie von Fräulein Martells Launen zu erwarten hatten.
    Einstweilen schien sich die Wut der Oberschwester jedoch ausgetobt zu haben. Der Vormittag und ein Teil des Nachmittags vergingen ohne weiteren Verdruß, doch Fräulein Martell saß stocksteif an ihrem Pult und beobachtete mit scharfen Augen alles, was um sie her vorging; aber sie sagte nichts.
    »Sie braucht kein einziges Wort zu sprechen«, sagte Helen zu Susy. »Ich werde schon kribbelig, wenn sie nur so dasitzt und mich mit ihren schrecklichen Augen verfolgt.«
    »Ob die Schulleitung weiß, wie sie ist?«
    »Das glaube ich kaum. Sonst würde man sie doch rauswerfen.«
    Keins der Mädchen kam auf den Gedanken, daß es noch eine andere Möglichkeit geben könnte, daß nämlich die Schulleitung Fräulein Martells Eigenheiten sehr wohl kannte, ihr jedoch Zeit lassen wollte, sie abzulegen.
    »Seien Sie auf der Hut, Barden«, fuhr Helen fort. »Auf Sie und Van hat sie es besonders abgesehen.«
    »Was nützt es, auf der Hut zu sein?« erwiderte Susy niedergeschlagen. »Ich würde viel dafür geben, von hier fortzukommen.«
    Die Schwestern ergriffen jede Gelegenheit, um ihrem Herzen Luft zu machen. Hatten sie im Saal zu tun, so schielten sie ängstlich zu Fräulein Martell hin.
    »Das kann ich nicht mehr lange aushalten«, flüsterte Kit, als Susy mit einem Tablett an ihr vorbeiging. »Ich bin schon ganz hysterisch. Wenn sie nicht bald mit diesem Blick aufhört, fange ich zu schreien an.«
    »Bilde dir nur nicht ein, daß du deswegen auf eine andere Station geschickt wirst.«
    »Das brauchst du mir nicht erst zu sagen.«
    Die Nachmittagsstunden vergingen. Einige Patienten mußten zu anderen Stationen gebracht werden. Neue Patienten wurden aufgenommen. Es war wieder ziemlich spät geworden, als Susy in den Dienstraum eilte, um die Wäschesäcke fertig zu machen. Vor Nervosität hatte sie eine Schüssel mit Seifenwasser auf einem Nachttisch stehenlassen, wo die Oberschwester sie sehen konnte. Fräulein Martell rügte es stets streng, wenn die Schwestern etwas herumliegen ließen. Das taten fast alle Oberschwestern, aber sie trieben es nicht auf die Spitze und ließen auch einmal fünf gerade sein.
    Susy fand drei halbvolle Wäschesäcke auf einem Gestell neben dem Fenster des Dienstzimmers vor. Drei andere, die bereits voll waren, lehnten an der Wand. Sie entleerte zuerst die vollen, durchsuchte die Wäsche in fliegender Eile, stopfte sie wieder zurück und band die Säcke zu. Gerade begann sie mit den anderen Säcken, als sie ein ärgerliches Brummen auf der Treppe hörte.
    Toni kam also bereits zur Station herauf. Kit, die in der Nähe der Saaltür ein Bett bezog, hörte das Brummen ebenfalls und eilte herzu.
    »Ich werde dir helfen«, sagte sie grinsend und griff nach einem Sack.
    Tonis schwere Schritte kamen näher. Sein heftiges Keuchen wurde lauter. Er murmelte mit heiserer Stimme Verwünschungen vor sich hin.
    »Martell fährt aus der Haut, wenn er hier raufkommt.«
    Susy hob einen Sack hoch und warf ihn aus dem Fenster. »Vielleicht geht er nun wieder zurück.«
    Aber Toni war nicht mehr aufzuhalten. Sein Brummen ging in ein Brüllen über, als der Sack mit einem dumpfen Aufschlag im Kellergeschoß landete.
    Susy lehnte sich aus dem Fenster und rief flehend: »Warten Sie doch, Toni! Wir werfen die Wäsche ja schon hinunter.«
    Tonis Antwort bestand aus einem unverständlichen Geheul. Susy bebte innerlich. Hatte Fräulein Martell es gehört? Schon sah sie
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