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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst
Autoren: Helen D. Boylston
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Toni im Overall die Treppe heraufschwanken, mit den dicken Armen rudernd, die kurzen schwarzen Haare auf dem runden Kopf gesträubt, die Schnurrbartenden vor Kampfeslust bebend.
    Noch zwei weitere Säcke waren fertig, als Toni oben anlangte, durch den Korridor polterte und in das Dienstzimmer eindrang. Sein Gesicht war dunkelrot. Keuchend drohte er Susy mit der geballten Faust. Dann stürzte er sich wortlos auf die Wäschesäcke. Hastig riß er den letzten Sack, der noch gar nicht sortiert war, von dem Gestell, warf ihn zum Fenster hinaus und wandte sich dann den anderen zu, die an der Wand lehnten. Die Mädchen waren vollkommen hilflos.
    Toni packte einen vollen Sack, und da dieser ungewöhnlich schwer war, schwang er ihn erst probeweise durch die Luft, um ihn so in festen Griff zu bekommen, während er den Mädchen etwas zukrächzte.
    Da trat Fräulein Martell ins Zimmer. Ihr Gesicht war grimmig und vorwurfsvoll. In der Hand hatte sie die Schüssel mit Seifenwasser, die Susy im Saal stehengelassen hatte.
    Es war das Werk eines einzigen Augenblicks. Der schwere Wäschesack traf die kleine Oberschwester mitten in seinem heftigen Schwung etwa in der Gegend des Zwerchfells und hob sie vom Boden hoch. Die Schüssel mit Seifenwasser flog an die Decke, kippte um und fiel zu Boden. Ihr Inhalt ergoß sich direkt auf Fräulein Mar- tells Haube, und zwar genau in dem Moment, als sie sich unfreiwillig auf den Boden setzte.
    Eine Minute lang herrschte entsetztes Schweigen. Toni quollen die Augen aus dem Kopf. Dann machte er einen großen Schritt über Fräulein Martells ausgestreckte Beine hinweg und floh.
    Fräulein Martell schnappte keuchend nach Luft. Ihre Haube war flach zusammengedrückt. Wasser tropfte aus ihren Haaren, Seifenblasen rannen an ihrer weißen Tracht hinunter. Ihre Augen blickten glasig ins Leere.
    Susy und Kit starrten sie wie betäubt an. Dann explodierte etwas in ihnen. Ihre Gesichter verzerrten sich. Die Spannung, die seit dem Morgen ständig zugenommen hatte, machte sich in einem krampfhaften Gelächter Luft. Es überfiel sie überraschend, sie waren vollkommen wehrlos. Unaufhaltsam sprudelte es in ihren Kehlen hoch. Ihre Hände machten unsinnige und kraftlose Bewegungen. Sie keuchten und schluckten, suchten aneinander Halt und sanken langsam zu Boden. Das Lachen schmerzte Susy in der Brust. Sie konnte weder etwas sagen noch aufstehen und lehnte sich ohnmächtig an die bebende Kit.
    Während dieses zügellosen Ausbruchs nahmen die beiden undeutlich wahr, daß Fräulein Martell wieder zu Atem kam, daß sich ihr bleiches Gesicht vor Zorn rötete.
    »Stehen Sie auf!« schrie sie mit schriller Stimme. »Stehen Sie auf und helfen Sie mir!«
    Die Mädchen sahen sie hilflos an, unfähig, sich zu rühren. Tränen liefen über ihre Wangen. Kit rang verzweifelt nach Atem. Susy öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Ton hervor.
    Fräulein Martell, die endlich wieder auf die Beine gekommen war, griff nach ihrer Haube. Ihre Finger berührten einen aufgeweichten Pfannkuchen. Als sich ihr Gesicht in rasender Wut verzerrte, war es endgültig mit der Fassung der beiden Mädchen vorbei.
    Die kleine Oberschwester machte ohne ein weiteres Wort kehrt und ging zum Telefon.
    Die Mädchen, die noch immer auf dem Boden saßen und vor Lachen wimmerten, hörten ihre vor Zorn bebende Stimme.
    »Bitte die Schulleitung! Hier ist Station 20, Oberschwester Martell. Ich schicke Schwester Barden und Schwester van Dyke zu Ihnen hinunter. Ja, sofort. Wegen Unverschämtheit und Unbotmäßigkeit. Ja. Danke.«
    Selbst diese bedrohliche Entwicklung der Dinge vermochte die beiden Mädchen nicht zu ernüchtern. Sie waren den Tränen näher, als sie ahnten - Tränen der Erregung, der Reue und der Furcht. Aber sie konnten nicht aufhören zu lachen. Der furchtbare Krampf, der sie ergriffen hatte, ließ nicht nach.
    Mühsam versuchten sie sich aufzurichten. Als Fräulein Martell zurückkam, standen sie endlich wieder auf den Beinen.
    »Es - es tut uns furchtbar leid«, stammelte Susy. »Wir - wollten nicht - wirklich nicht .«
    »Gehen Sie sofort zur Schulleitung! Beide!«
    »Ja, Fräulein Martell«, sagte Susy schluckend. Dann brach sie wider Willen erneut in lautes Gelächter aus.
    Auf dem Weg zur Schulleitung über Treppen und Korridore versuchten die Mädchen vergebens, gegen den Lachkrampf anzukämpfen. Sie taumelten mit verzerrten Gesichtern und wanden sich wie Schlangen.
    Am Eingang zu der großen Halle des Verwaltungsgebäudes blieben sie
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