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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst
Autoren: Helen D. Boylston
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sie von Franziska erfahren hatte. Sein Gesicht hellte sich auf. »Ach so! Ich war mit Bekannten im Theater und traf Elenor Gerard in der Vorhalle. Wir sprachen ein paar Worte miteinander. Sie hakte mich unter, während wir hinausgingen.« Er grinste jungenhaft. »Ich glaube nicht, daß ich mich dadurch strafbar gemacht habe.«
    Susy hatte mit offenem Mund zugehört. »Aber du hast mir nicht geschrieben«, sagte sie leise.
    »Ich wollte dich nicht quälen. Ich dachte, wenn du eine Zeitlang nichts von mir hörtest ... Er ist in der Ferne - sie hat keine Nachricht
    - Trennung macht die Liebe größer - und all das .«
    »Oh, Bill, du Idiot!«
    »Dann ist alles in Ordnung?«
    »Ja, es ist vorüber.« Sie atmete tief und befreit. »Wir wollen nicht mehr daran zurückdenken. Aber jetzt könntest du mir endlich verraten, was du in der Zwischenzeit getan hast.« Sie stützte ihre verschränkten Arme auf das staubige Rohr und legte ihr gerötetes Gesicht darauf. »Wenn ich dich auch liebe, so habe ich doch nicht das zweite Gesicht.«
    »Ich will Landarzt werden«, antwortete er. »Was sagst du dazu? In Springdale wurde eine Stelle frei. Der einzige Arzt dort - ein Studienfreund meines Vaters - ist schon alt. Vater schrieb es mir, und so ging ich hin. Ich wußte nicht, wie sich die Sache anlassen würde. Ja, ich wußte nicht einmal, ob es dich interessieren würde. Daher ...«
    »Ich glaube, ich werde doch dieses Rohr abbrechen und dich damit erschlagen«, sagte Susy zärtlich. »Bill, wie konntest du nur glauben, daß mich deine Pläne nicht interessierten? Wir - waren doch immer Freunde und ... Oh, Bill, ich bin sehr froh, daß du Landarzt werden willst. Das ist einfach wundervoll!«
    »Freust du dich wirklich? Ach, das ist gut!« Wieder umschlang er
    sie.
    Als sie zur Treppe zurückgingen, sagte Bill: »Da ich nun dein Jawort habe - darf ich dich fragen, wann wir heiraten können?«
    Susy blieb mit einem Ruck stehen.
    »Bill, ich muß dir etwas sagen. Bitte, versuche mich zu verstehen und sei nicht gekränkt. Ich - liebe dich - unendlich. Aber ich möchte
    - bitte - noch nicht heiraten. Ich habe doch noch gar nichts geleistet. Ich hatte mir immer gewünscht, Krankenschwester zu werden, und habe so lange dafür gearbeitet. Auch als deine Frau kann ich natürlich weiter meinen Beruf ausüben, wenn ich will - aber nicht auf eigenen Füßen stehen. Und das ist mir sehr wichtig. Ich will nach New York zur Henry-Street-Stiftung gehen. Ich will - zuerst wenigstens - selbständig arbeiten. Ich möchte nicht einmal, daß jemand etwas von unserer Verlobung erfährt - noch nicht. Ist das - zuviel verlangt?«
    Schweigend und nachdenklich blickte er in ihr junges Gesicht. Dann straffte er sich.
    »Du wärest nicht Susanne Barden, wenn du nicht unabhängig zu sein wünschtest. Gerade das liebe ich an dir.« Er atmete tief. »Tu, was du willst. Wenn du bereit bist, laß es mich wissen. Dein Vater sagte ...«
    »Pa?«
    »Ja. Ich besuchte im Sommer deine Familie. Ich sagte deinem Vater, daß ich dich liebe. Ich glaube, er mag mich gern. Aber er meinte, ich müsse - dich deinen eigenen Weg finden lassen.«
    »Liebster Bill! Ich will dich nicht zu lange warten lassen.« Susy zog seinen Kopf zu sich herunter und küßte ihn. Es war ein Siegel und ein Versprechen. -
    Der breite Ziegelkorridor hallte von den Stimmen einer großen Mädchenschar wider. Zweiundsiebzig Schwestern stellten sich in zwei Reihen hintereinander auf - zwei Reihen weißer Hauben mit schwarzen Bändern darauf. Da war Willi, steif und selbstsicher, Hilda mit großen runden Augen und außer Atem, Elfe Holton mit der schrillen Stimme, Kit, Connie, Franziska.
    Susy eilte an der Reihe entlang. Was würden die Mädchen sagen, wenn sie von Bill wüßten? Aber sie würden es nicht erfahren. Es sollte vorläufig ein Geheimnis zwischen ihr und Bill bleiben. Pa und Mutter würde sie es natürlich erzählen, aber sonst niemand - nicht einmal Kit und Connie. Später würde sie es auch ihren beiden Freundinnen verraten, aber jetzt noch nicht.
    »Hierher, Fräulein Barden!« rief Fräulein Mason. Susy trat in die Reihe der grauweißen Trachten.
    Die beiden Reihen befanden sich in dauernder Bewegung. Die Schwestern drehten die Köpfe hin und her und warfen einander Bemerkungen zu. Ihre Worte waren schnippisch, ihre Stimmen aber klangen unsicher. Sie betrachteten den breiten Ziegelkorridor bereits mit heimwehkranken Augen und nannten ihn dennoch abfällig >diese Höhle<. Sie berührten
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