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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst
Autoren: Helen D. Boylston
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Erfolg.« Sie machte eine Pause. Ihr freundliches Gesicht sah plötzlich sehr alt aus.
    »Sie sind vom Dienst befreit, Schwester Tafferau. Ich erwarte, daß Sie das Krankenhaus bis morgen früh um neun Uhr verlassen haben. Ich werde an Ihre Eltern schreiben. Ergreifen Sie lieber einen anderen Beruf. Zur Krankenschwester eignen Sie sich nicht.«
    »Ich werde sofort gehen!« entgegnete das Mädchen patzig. »Und ich gehe gern.«
    »Das genügt. Verlassen Sie uns jetzt.«
    Das Mädchen lief aus dem Zimmer.
    »Fräulein Barden«, sagte Fräulein Matthes sanft. »Das war eine sehr unangenehme Aufgabe für Sie. Ich möchte Ihnen nur sagen, daß ich das wohl weiß.«
    Susy verbrachte eine schlaflose Nacht. Am nächsten Morgen machte sie sich darauf gefaßt, von der ganzen Schule verachtet zu werden, weil sie gepetzt hatte. Zu ihrem großen Erstaunen schien jedoch niemand etwas von der Sache zu wissen.
    Weder Susy noch die Schule sahen Fräulein Tafferau wieder. Erst nach einer Woche drang die Nachricht durch, daß sie abgegangen war - wegen Krankheit zu Hause, hieß es. Schließlich konnte Susy es nicht länger aushalten und erzählte Kit und Connie die ganze Geschichte. Sie hörten mit großen Augen zu.
    »Du hast vollkommen richtig gehandelt«, sagte Kit, als Susy mit ihrem Bericht zu Ende war. »Das ist kein Petzen. Es bedeutet schon etwas, sein Diplom von dieser Schule zu erhalten. Das war auch der Grund, warum ich gerade hierher kam. Aber es würde nicht lange so bleiben, wenn solche Mädchen hier ungestraft ihr Unwesen treiben dürften.«
    »Aber die arme Tafferau!« erwiderte Susy. »Sie ist doch nur ein kleiner Dummkopf.«
    »Dann laß den Dummkopf woanders hingehen.«
    »Mach dir um die Tafferau keine Sorge«, sagte Connie. »Die kommt schon zurecht.«
    »Wahrscheinlich«, gab Susy zu. »Dennoch wird sie mich noch eine Zeitlang im Schlaf verfolgen. Ich werde nachts aufwachen, Alpträume haben und schreien. Stationsschwester zu sein, ist eigentlich nicht mein Ideal.«

Zukunftspläne
    Susy meldete sich am Telefon. Fräulein Mason sagte: »Fräulein Matthes möchte Sie gern sprechen. Gehen Sie bitte zu ihr, wenn Sie von der Station abkommen können.«
    »Ja, Fräulein Mason, ich gehe sofort hinunter.«
    Susy stand auf und suchte die Seniorin der Station. »Fräulein Al- lison«, sagte sie mit möglichst gleichgültiger und, wie sie hoffte, keineswegs nervös klingender Stimme, »ich verlasse die Station für kurze Zeit.« Es gehörte zu den Vorrechten der Stationsschwester, daß sie niemand Auskunft zu geben brauchte, wohin sie ging - wenigstens nicht den Lernschwestern.
    »Ja, Fräulein Barden.«
    Susy lief die Treppe hinunter. Ihre Knie waren nicht so weich, wie sie es vor einem Jahr bei einer solchen Gelegenheit gewesen wären, aber doch noch weich genug. Was wollte Fräulein Matthes von ihr? Hatte die Schulleitung etwa erfahren, daß sie und Kit neulich spät abends an der Pförtnerin vorbeigeschlichen waren, ohne sich ins Passierbuch einzutragen? Aber nein, dann hätte Fräulein Mason sie zur Rede gestellt.
    Oder war es wegen ihres Zimmers? Susy hatte es heute Morgen ziemlich unordentlich verlassen. Das aber war Sache der Inspekto- rinnen. Fräulein Matthes hatte keine Zeit, sich um solche Kleinigkeiten zu kümmern. Falls es sich um eine Angelegenheit der Station handelte, hätte zuerst Fräulein Master mit ihr gesprochen. Und Bill konnte es auch nicht betreffen, weil es über Bill nichts zu sagen gab. Er war nun fast schon sechs Monate vom Krankenhaus fort.
    Susy fühlte nach ihrer Haube. Sie saß gerade, soweit sie es beurteilen konnte. Ihre Schürze war fleckenlos, ihre Manschetten waren schneeweiß. An ihrem Kleid fehlte kein Knopf.
    Die frische Luft in der großen Halle kühlte Susys erhitzte Wangen. Aber dort drüben war die gefürchtete Tür und erschien ihr mit jedem Schritt bedrohlicher. Susy hatte ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend.
    >Reiß dich zusammen, Susanne Barden!< befahl sie sich selbst. >Du bist Seniorin und bekommst noch in diesem Monat dein Diplom. Benimm dich nicht wie ein Fetzen nasser Seetang!<
    Susy blieb an der Schwelle des Zimmers stehen. Die Schulleiterin saß an ihrem Schreibtisch. Der Umriß ihrer imponierenden Gestalt in der weißen Tracht hob sich scharf gegen das Fenster ab. Susy bemerkte mit Bedauern weiße Strähnen in dem braunen Haar.
    >Ob wir daran schuld sind?< fragte sie sich. Zum erstenmal wurde ihr klar, daß das Leben der Leiterin einer Schwesternschule in
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