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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst
Autoren: Helen D. Boylston
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einem großen Krankenhaus trotz aller Macht, die sie besaß, durchaus nicht so leicht und angenehm war, wie man gewöhnlich glaubte.
    Susy klopfte an den Türrahmen. Fräulein Matthes hob den Kopf. Über ihr Gesicht huschte ein warmes Lächeln. »Kommen Sie herein, Fräulein Barden, und setzen Sie sich.«
    Susy nahm ängstlich auf dem angebotenen Stuhl Platz. Sie hätte sich nicht gewundert, wenn er plötzlich unter ihr explodiert wäre.
    Fräulein Matthes lehnte sich in ihrem Sessel zurück und blickte nachdenklich in das junge gerötete Gesicht vor ihr. Vielleicht sah sie gar nicht Susanne Barden darin, sondern tausend junge Mädchen, die jetzt über die ganze weite Welt verstreut waren.
    »Fräulein Barden«, sagte sie schließlich, »sind Sie sich schon darüber klar, was Sie beginnen wollen, wenn Sie Ihr Diplom haben?«
    Das war es also! Susy atmete wieder etwas freier.
    »Nein, ich weiß es noch nicht, Fräulein Matthes.«
    »Würden Sie gern auf Ihrem gegenwärtigen Posten bleiben?«
    Susys Herz schlug höher. Man wollte sie behalten! Sie war also eine gute Stationsschwester. Wie wunderbar! Aber es hatte keinen Zweck. Sie wünschte sich keine Verwaltungstätigkeit. Sie wollte mit Patienten zu tun haben, mit möglichst vielen Patienten. Nach kurzem Überlegen antwortete sie:
    »Nein, Fräulein Matthes, vielen Dank. Ich - ich glaube nicht, daß mir die Verwaltungsarbeit liegt. Ich gehe lieber mit Patienten um.«
    Fräulein Matthes lächelte. »Ich weiß, Fräulein Barden. Es freut mich, daß Sie das selber erkannt haben. Ich habe ein Tätigkeitsfeld für Sie im Auge, für das Sie sich besonders eignen.«
    Susy sah sie fragend an. Meinte sie etwa Privatpflege?
    »Ich meine Volksgesundheitspflege - als Bezirksschwester, Fräulein Barden. Das ist einer der wichtigsten Zweige der Krankenpflege. Die Organisation steckt noch in den Kinderschuhen. Ich glaube, daß Ihnen diese Arbeit ganz besonders liegen würde und möchte Ihnen raten, einen Sonderkursus mitzumachen - vielleicht in der HenryStreet-Stiftung in New York oder anderswo, wenn Ihnen das lieber ist.«
    Susys Gedanken jagten sich. Volksgesundheitspflege! Daß sie nicht selber darauf gekommen war! In den Armenvierteln der Städte könnte sie eine Arbeit verrichten, die sie ausfüllte. Sie würde eine Unmenge von Schützlingen haben, die sie mehr als alle anderen Menschen auf der Welt brauchten. Man mußte sie lehren, auf ihre Gesundheit und die ihrer Kinder zu achten, und Susy lehrte gern. Die Lebensbedingungen der armen Leute waren entsetzlich schlecht. Eine Krankenschwester konnte manches tun, um sie zu verbessern.
    Fräulein Matthes beobachtete lächelnd Susys Gesicht. »Ich wußte, wie Sie darüber denken würden«, sagte sie ruhig.
    Susy blickte auf. »Es ist gerade das Richtige für mich. Ich würde solche Art Arbeit sehr, sehr gern übernehmen.«
    Sie verabschiedete sich, schwindlig vor freudiger Erregung. Als sie an der Tür war, rief Fräulein Matthes sie noch einmal zurück.
    »Übrigens - Fräulein Barden -, wenn Sie abends spät nach Haus kommen, vergessen Sie doch bitte nicht, sich ins Passierbuch einzutragen. Die Pförtnerin ist nicht mehr so flink wie früher.«
    »Ja, Fräulein Matthes.«
    Grinsend durchquerte Susy die große Halle. Wenn ein Mensch Augen hatte, die um die Ecke sehen konnten, dann war es Fräulein Matthes. Woher wußte sie das nun wieder? Aber sie wußte einfach alles. New York! Susy war noch nie in New York gewesen. Nun würde sie dort arbeiten. Es war wundervoll.
    Bei längerem Nachdenken fand Susy allerdings ein Haar in der Suppe - Kit und Connie. >Aber das waren ja zwei Haare<, dachte sie und lachte laut auf, so daß eine vorübergehende Probeschwester sie ganz erschrocken anstarrte. Die drei Freundinnen waren so lange Zeit glücklich zusammen gewesen. Nun war es damit zu Ende. Connie heiratete Phil, und Kit würde sich gewiß nicht für Volksgesundheitspflege interessieren, sondern lieber in einer Anstalt arbeiten. Sie war jetzt bereits Stationsschwester in der Operationsabteilung und würde entweder dort bleiben oder in ein anderes Krankenhaus gehen.
    Noch am selben Abend erzählte Susy den beiden von ihrem Zukunftsplan. Alle drei trafen sich nach dem Essen in dem Wohnzimmer von Haus Grafton und machten es sich auf der breiten Couch bequem. Anfangs war es noch sehr still im Haus. Man hörte nur hin und wieder ein Knacken des Fahrstuhls oder die Schritte eines einzelnen Menschen in der Ferne. Aber plötzlich entstand eine
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