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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst
Autoren: Helen D. Boylston
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kein Patient wäre - wenn die beiden sich nicht in einem Krankenhaus befänden - Aber er war ein Patient, und sie befanden sich in einem Krankenhaus.
    Susy fuhr mit der Hand über die heiße Stirn. Sie war Stationsschwester. Wenn sie Notiz von dem Vorfall nahm, mußte sie offiziell davon Notiz nehmen und Schwester Tafferau bei der Schulleitung anzeigen. Dann würde man Schwester Tafferau wahrscheinlich von der Schule verweisen. Und Susy würde dafür verantwortlich sein. Man würde sie für eine Petze halten. Nachdem Susy die Schule zweieinhalb Jahre besucht hatte, wußte sie genau, wie man hier über Petzen dachte.
    Sie konnte sich mit Leichtigkeit davonschleichen. Niemand brauchte zu wissen, was sie gesehen hatte. Aber dann würde Schwester Tafferau sich weiterhin solche Dinge leisten. Sie würde ihr Diplom bekommen, eine Stellung annehmen und die Krankenschwestern in einen schlechten Ruf bringen.
    Als Stationsschwester trug Susy die Verantwortung für das Betragen der Schwestern, die ihr unterstellt waren. Durfte sie dies hier durchgehen lassen? Vielleicht hatte einer der anderen Patienten den Vorgang bemerkt. In welchen Ruf würde die Schwesternschule geraten, wenn er das Krankenhaus verließ und anderen Menschen davon berichtete? Was würde Eddie seinen Freunden von den Krankenschwestern erzählen? Nein, die Schule war wichtiger als eine einzelne Schwester. Während ihrer ganzen Schulzeit hatte Susy noch nie erlebt, daß eine Schwester andere als berufliche Beziehungen zu einem Patienten gehabt hatte. Vielleicht kamen solche Dinge in anderen Schwesternschulen vor, aber nicht in dieser, der besten Schule des Landes. Das war unausdenkbar; das durfte nicht geschehen. Und doch war es geschehen.
    Aber - durfte Susy die Laufbahn des Mädchens zerstören? Ja, sie mußte es tun. Die Schulleitung würde sich durch die Verfehlung von Schwester Tafferau gezwungen sehen, sie von der Schule zu verweisen. Das wußte Susy. Und gerade deshalb durfte sie nicht schweigen. >Aber ich will sie nicht hinter ihrem Rücken anzeigen<, sagte sich Susy. >Die Geschichte wird für Schwester Tafferau viele Unannehmlichkeiten bringen. Ich will mich nicht davor drücken, meinen Teil auf mich zu nehmen, und zuerst mit ihr reden.<
    Sie öffnete die Tür und ging in den Saal. Schwester Tafferau stand auf und kam ihr arglos entgegen. Susy zog sie auf den Flur hinaus und teilte ihr mit, was sie gesehen hatte. Das Mädchen erbleichte und versicherte trotzig: »Das ist nicht wahr!«
    »Aber ich habe es doch gesehen!« entgegnete Susy ruhig.
    »Sie lügen! Sie haben sich heraufgeschlichen, um mir nachzuspionieren. Sie hatten schon immer etwas gegen mich, und nun wollen Sie, daß man mich aus der Schule wirft.«
    »Es tut mir leid, Sie anzeigen zu müssen, aber es geht nicht anders. Begreifen Sie das denn nicht? Ihr Verhalten schadet dem guten Ruf der Krankenschwestern, vor allem aber dem guten Ruf der Schule.«
    »Die Schule! Immer die Schule! Ich kann das nicht mehr hören. Auf Schritt und Tritt wird man hier bespitzelt!«
    »Es tut mir leid«, wiederholte Susy. Sie wandte sich um und ging langsam die Treppe hinunter.
    »Nun sind Sie wohl zufrieden!« rief Schwester Tafferau ihr nach.
    Es war eine sehr peinliche Geschichte. Die Nachtinspektorin ließ Schwester Tafferau sofort ins Büro kommen. Das Mädchen weinte und leugnete. Die Nachtinspektorin stellte sich auf Susys Seite. Susy wünschte fast, sie hätte es nicht getan.
    »Wir haben noch niemals Veranlassung gehabt, an der Wahrheit von Fräulein Bardens Angaben zu zweifeln, Schwester Tafferau. Sie hat sich auch niemals gehässig gezeigt. Wir beobachteten Sie bereits seit langem. Ihre Arbeit ist keineswegs befriedigend. Das Vorkommnis ist sehr bedauerlich - sowohl um Ihretwillen als auch um der Schule willen. Fräulein Matthes wird außer sich sein.«
    Fräulein Matthes wurde benachrichtigt und kam sofort ins Büro. Während sie dem Bericht der Inspektorin zuhörte, nahm ihr Gesicht einen Ausdruck an, der Susy viel mehr erschreckte als Schwester Tafferau. Schließlich wandte sie sich dem Mädchen zu. Ihre Augen sahen wie Stahlknöpfe aus. Sie sprach langsam und deutlich.
    »Sie sind noch sehr jung, Fräulein Tafferau, und wenn dies Ihr erstes Vergehen wäre, würde ich Ihnen noch eine Chance geben. Sie haben aber Ihre Arbeit nie mit der nötigen Sorgfalt getan. Sie waren stets träge, interesselos und verantwortungslos. Ich habe Sie schon einmal deswegen zur Rede gestellt, aber ohne jeden
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