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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst
Autoren: Helen D. Boylston
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bei einem Zahnarzt. Franziska Manson wollte mit einer Expedition nach Labrador reisen.
    »Da gehört sie auch hin«, sagte Kit grinsend. »Sie muß in einem kalten Land leben, das entspricht ihrer Natur.«
    »Mädels!« sagte Willi, von ihrer neuen Ehrenstellung hingerissen. »Wißt ihr auch, daß wir in einer Woche unsere Diplome bekommen?«
    »Ich ahnte so etwas«, antwortete Kit. »Sie müßten uns bei der Feier voranmarschieren, Willi. Wie sollen die Leute sonst wissen, daß Sie schon Inspektorin sind?«
    »Es wird mir sehr sonderbar vorkommen, nicht mehr hierher zu gehören«, sagte Connie plötzlich. »Diese Korridore nicht mehr zu sehen, nicht mehr .«
    »Mach mich nicht weich!« unterbrach Kit sie hastig. »Wer hat Appetit auf Eiskrem?«
    Alle hatten Appetit auf Eiskrem. Kit erbot sich in einem Anfall von Großmut, fortzugehen und Eis zu holen. In dem allgemeinen Aufbruch wurden die Gedanken an den Abschied vom Krankenhaus beiseite geschoben.
    Bevor Susy an diesem Abend ins Bett ging, zog sie die oberste Schublade ihrer Kommode auf und nahm eine Visitenkarte aus ihrem Handschuhkasten, um die ein breites schwarzes Samtband gewickelt war. >Nach drei Jahren zu tragen. Herzliche Glückwünsche E. M. Waring< stand darauf geschrieben.
    Susys Kehle schnürte sich zusammen. Was für Angst hatte sie als Probeschwester ausgestanden! Als sie dann mit ihrer neuen Haube in ihr Zimmer gekommen war, hatte sie die Karte mit dem Band vorgefunden. War das wirklich erst vor zweieinhalb Jahren gewesen? Es schien ihr viel länger her zu sein. Wieviel hatte sich in der Zwischenzeit ereignet! In einigen Tagen würde sie das schwarze Band auf ihrer Haube befestigen. Sie würde es dann wieder abnehmen müssen, aber nur für kurze Zeit. Und dann - Henry Street mit Kit!
    Alles war wunderbar - obwohl Bill - Ihre Gedanken stockten. Für einen Augenblick kehrte der alte peinigende Schmerz in ihre Brust zurück. Aber jetzt hatte sie schon ein wenig Erfahrung. Der Schmerz ging und verschwand, und man lebte weiter wie vorher. Er war immer da, unter der Oberfläche, aber er schreckte sie nicht mehr.

Das Diplom
    Die Feier anläßlich der Diplomverleihung fand abends um halb neun statt.
    Susy machte sich schon früh zurecht. Sie zog ein frisch gewaschenes graues Kleid mit langen Ärmeln an. Darüber kam eine fleckenlose weiße Schürze. Der Kragen und die Manschetten glänzten und waren steif vor Stärke. Die neue Haube mit dem schwarzen Band über der winzigen Krause lag auf der Kommode. Susy betrachtete sie liebevoll.
    Dann setzte sie die Haube auf und starrte ungläubig auf ihr Bild im Spiegel. Sie sah nicht die schlanke Gestalt in der frischen grauweißen Tracht, sie sah nur den schwarzen samtenen Bogen über dem rotgolden schimmernden Haar. Sie hatte ihn durch jahrelange schwere Arbeit und unaufhörliche Anstrengung erworben. Ein Diplom war ein Stück Papier mit Worten darauf. Man legte es in eine Schublade und holte es nur hervor, wenn jemand danach fragte. Aber das stolze schwarze Band auf der Haube konnte jedermann sehen.
    Nur zögernd trennte Susy sich von dem Anblick. Endlich verließ sie das Zimmer und ging langsam den Korridor hinunter.
    Pa und Mutter würden mit dem Abendzug kommen. Ted konnte mitten in der Woche nicht von der Schule fort, wie die Mutter geschrieben hatte. Susy hatte keine Zeit, ihre Eltern von der Bahn abzuholen, denn der Zug traf erst kurz vor Beginn der Feier ein, und dann mußte sie schon bei ihrer Klasse sein. Mutter würde stolz und glücklich sein, weil sie Susy liebte. Pa würde natürlich auch stolz sein, weil er sie liebte. Aber als Arzt verstand er noch besser, was der heutige Tag für sie bedeutete.
    Susy verschmähte den Fahrstuhl und eilte an offenen Türen vorüber, denn sie hatte keine Lust, mit jemand zu sprechen. Sie wollte eine Weile allein sein, um innerlich ruhig zu werden.
    Nach kurzem Zögern ging sie die Stufen hinunter, die ins Kellergeschoß führten. Auf dem ersten Treppenabsatz stand ein Eiswasserbehälter. Da sie eine Trockenheit im Munde spürte, blieb sie stehen und füllte einen Papierbecher. Während sie langsam trank, erschien die Pförtnerin oben an der Treppe. »Schau an, Fräulein Barden mit dem schwarzen Band!« rief sie. Als die Türglocke läutete, verschwand sie wieder.
    Susy warf den Papierbecher in den Korb und lief mit leichten
    Schritten die letzten Stufen hinab. Sie hörte nicht mehr, daß die Pförtnerin ihr etwas nachrief. Es war ihre Absicht, ein wenig in dem warmen
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