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Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Titel: Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch
Autoren: Meg Cabot
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nicht begreifen, wohin sein Getränk verschwunden war.
    »Keine Ahnung, was genau du da vorhast«, zischte ich, kaum lauter als die Kohlensäure in der Spüle, aber um einiges wütender, »aber eines sage ich dir: Wenn ihm irgendwas passiert, egal was, dann sorge ich dafür, dass du den Tag verfluchst, an dem du das Licht der Welt erblickt hast. Kapiert?«
    Der überraschte Ausdruck auf Pauls Gesicht wich Verärgerung.
    »So funktioniert unser Deal aber nicht. Ich hab nur versprochen, ihn nicht …«
    »Egal was ihm passiert!«, wiederholte ich. »Und nenn mich nie wieder Susie!«
    Mein Herz klopfte so heftig, dass ich mich wunderte, dass er es nicht hörte – und nicht merkte, dass meine Angst viel größer war als meine Wut.
    Aber vielleicht merkte er es doch, denn seine Lippen verzogen sich zu einem entspannten Lächeln – demselben Lächeln, das dazu geführt hatte, dass sich die Hälfte der Mädchen an unserer Schule in ihn verliebt hatte.
    »Keine Sorge, Suze«, sagte er. »Sagen wir einfach … was ich für Jesse vorgesehen habe, ist immer noch sehr viel humaner als das, was ihr für mich vorgesehen hattet.«
    »Ich …«
    Paul schüttelte den Kopf. »Beleidige mich jetzt bitte nicht, indem du so tust, als wüsstest du nicht, wovon ich spreche.«
    Ich musste gar nicht so tun – ich hatte wirklich keine Ahnung, wovon er sprach. Aber ich bekam keine Gelegenheit mehr, ihm das zu sagen, denn plötzlich ging eine Tür auf, und wir hörten eine Stimme rufen: »Hallo?«
    Es waren Dr. Slaski und sein Pfleger, die gerade von einem der endlosen Ärztemarathons zurückgekehrt waren. Das »Hallo« war von dem Pfleger gekommen, denn Dr. Slaski – oder Mr Slater, wie Paul ihn nannte – hätte nie etwas gesagt. Jedenfalls nicht, solange außer mir noch jemand im Raum war.
    »Hey«, sagte Paul, ging ins Wohnzimmer und sah zu seinem Großvater im Rollstuhl hinunter. »Wie war’s?«
    »Alles bestens«, erwiderte der Pfleger lächelnd. »Nicht wahr, Mr Slater?«
    Pauls Großvater antwortete nicht. Sein Kopf lag auf seiner Brust, als wäre er eingeschlafen.
    Aber das war er nicht. Er war genauso hellwach wie ich. In diesem gebrechlich aussehenden Körper steckte ein Geist, der vor Intelligenz und Vitalität nur so strotzte. Warum er das so vor aller Welt versteckte, wusste ich nicht. Aber es gab an den Slaters so einiges, was ich nicht verstand.
    »Bleibt Ihre Freundin zum Abendessen, Paul?«, fragte der Pfleger munter.
    »Ja«, sagte Paul, während ich gleichzeitig »Nein« sagte.
    Ich wich seinem Blick aus, als ich hinzufügte: »Du weißt doch, dass ich nicht bleiben kann.«
    Das zumindest entsprach der Wahrheit. In unserer Familie waren die Mahlzeiten heilig. Wenn man nur eine einzige der Gourmet-Festmahle meines Stiefvaters verpasste, bekam man das hinterher noch jahrelang zu hören.
    »Also gut«, sagte Paul zwischen zusammengepressten Zähnen. »Ich fahre dich nach Hause.«
    Weil ich so schnell wie möglich wegwollte, widersprach ich nicht.
    Unsere Fahrt hätte eigentlich sehr viel schöner sein müssen, als sie es war. Ich meine, Carmel ist einer der schönsten Orte der Welt, und das Haus von Pauls Großvater liegt direkt am Meer. Die Sonne ging gerade unter und tauchte den Himmel in Feuerfarben, unter uns krachten die Wellen in ihrem endlosen Rhythmus an die steilen Felsen. Und Paul, der selbst nun auch keinen hässlichen Anblick bot, fuhr keinen runtergekommenen 08/15-Gebrauchtwagen, sondern ein silbernes BMW -Kabrio, das mir dank meiner dunklen Haare, meiner blassen Haut und meines exzellenten Schuhgeschmacks zufällig extrem gut zu Gesicht stand.
    Aber nein, auf dieser Fahrt war die Luft so dick, dass man sie mit dem Messer hätte schneiden können. Wir brachten den Weg in vollkommenem Schweigen hinter uns. Schließlich hielt Paul vor der Adresse 99 Pine Crest Drive, unserem großen viktorianischen Haus in den Hügeln von Carmel, das meine Mutter und mein Stiefvater vor gut einem Jahr gekauft und immer noch nicht zu Ende renoviert hatten. Da es um die Jahrhundertwende – zum neunzehnten, nicht zum zwanzigsten Jahrhundert – erbaut worden war, hatte es jede Menge Renovierungsarbeiten nötig …
    Aber nicht einmal ein Hunderterpack Einbauleuchten hätte einen vergessen machen können, welch grausame Vergangenheit dieses Haus hatte – oder dass erst vor wenigen Monaten das Skelett meines Freundes im Garten entdeckt und ausgebuddelt worden war. Ich konnte immer noch keinen Fuß auf die Veranda setzen,
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