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Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Titel: Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch
Autoren: Meg Cabot
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hat.«
    »Oh, das bezweifle ich«, widersprach er. »Nachts arbeiten Sukkubi am besten. Ich wette, Kelly macht nicht mehr als ein, zwei Stunden pro Nacht die Augen zu.«
    »Wie romantisch.« Ich blätterte in einem zerfledderten alten Buch, das zwischen uns auf Pauls Bett lag. »Dass du deine Begleiterin zum Winterball einen Sukkubus nennst, meine ich.«
    »Wenigstens ist sie eine, die mit mir hingehen will «, sagte Paul mit ausdruckslosem Gesicht – nur eine seiner beiden Augenbrauen stieg beinahe unmerklich ein Stückchen höher als die andere. »Ist eine willkommene Abwechslung zu den sonst üblichen Zuständen hier.«
    »Beschwere ich mich etwa darüber?« Ich blätterte eine Seite um. Ich bildete mir einiges darauf ein, dass ich mir – zumindest nach außen hin – eine überlegen gleichgültige Einstellung der ganzen Sache gegenüber zugelegt hatte. In meinem Inneren sah es natürlich komplett anders aus. Innerlich schrie ich: Was geht hier ab? Wieso hast du Kelly eingeladen und nicht mich? Nicht dass ich mir aus dem bescheuerten Ball was machen würde, aber was sollen diese Spielchen, die du da treibst, Paul Slater?
    Schon erstaunlich, dass sich das alles nicht in meinem Gesicht widerspiegelte. Wenigstens nahm ich das an.
    »Ich hätte mir nur gewünscht, du hättest mir im Vorfeld kurz mitgeteilt, dass ich aus dem Programm gestrichen wurde«, sagte ich. »Hätte ja sein können, dass ich schon ein Vermögen für ein Ballkleid ausgegeben habe oder so.«
    Pauls linker Mundwinkel zuckte verdächtig.
    »Hast du aber nicht. Und du hattest es auch nicht vor.«
    Ich schaute weg. Manchmal war es echt schwer, seinem Blick standzuhalten. Er war so durchdringend, so …
    Blau.
    Eine starke, braun gebrannte Hand senkte sich auf die meine herab und drückte meine Finger auf die Seite, die ich gerade umblättern wollte.
    »Das ist es.« Offenbar hatte Paul umgekehrt gar kein Problem damit, mir in die Augen zu schauen (wahrscheinlich weil meine grün waren und damit in etwa so durchdringend wie … Algen oder so). Er durchbohrte mich regelrecht mit seinem Blick. »Lies.«
    Ich sah nach unten. Das Buch, das Paul für unsere aktuelle »Mittler-Lektion« ausgesucht hatte, war so alt, dass die Seiten einem beim Umblättern schier unter den Fingern zerbröselten. Das Ding hätte in ein Museum gehört, nicht in das Zimmer eines Neunzehnjährigen.
    Aber hier war es nun mal gelandet – ursprünglich aus der Sammlung von Pauls Großvater entwendet, von deren Existenz ich wusste, was Paul allerdings wiederum vermutlich nicht wusste. Es hieß: Das Buch der Toten .
    Der Titel war nicht der einzige Hinweis darauf, dass alles und jeder ein Verfallsdatum haben. Das Buch roch, als wäre in einer noch gar nicht so weit zurückliegenden Vergangenheit eine Maus zwischen den Seiten zerquetscht und der Verwesung überlassen worden.
    »Wenn man der Übersetzung von 1924 Glauben schenken darf«, las ich und war heilfroh, dass meine Stimme nicht so bebte wie meine Finger, die bei jeder Berührung von ihm unkontrollierbar zitterten, »gehört zu den Fähigkeiten eines Wechslers nicht nur die Kommunikation mit den Toten und die Teleportation zwischen ihrer und unserer Welt, sondern auch die Fähigkeit, nach Wunsch durch die vierte Dimension zu reisen.«
    Zugegeben, ich legte beim Lesen nicht besonders viel Gefühl hinein. Jeden Tag zur Schule zu gehen und hinterher noch zum Mittler-Unterricht zu müssen, war echt kein Spaß. Okay, der Mittler-Unterricht war nur einmal die Woche, aber das war für mich schon mehr als genug. Pauls Haus hatte in den vergangenen Monaten, in denen ich schon hierher pilgerte, nichts von seiner Kälte eingebüßt. Im Gegenteil, es war unheimlicher als je zuvor …
    … genau wie Pauls Großvater, der das Leben, das er führte, einmal als »Halb-Leben« beschrieben hatte. Er hauste in einem Zimmer ein Stück weiter den Flur hinunter, und sein Halb-Leben schien aus Pflegekräften zu bestehen, die rund um die Uhr da waren und sich um die zahlreichen Zipperlein des alten Mannes kümmerten, sowie aus dem pausenlosen Glotzen eines Game-Show-Fernsehsenders. Kein Wunder, dass Paul Mr Slater – oder Dr. Slaski, wie sich der alte Herr mir gegenüber mal geoutet hatte – mied wie der Teufel das Weihwasser. Pauls Großvater war nicht gerade eine berauschende Gesellschaft, selbst zu Zeiten, wenn er nicht so tat, als vegetiere er im Nebel seiner Medikamente dahin.
    Doch trotz meines extrem unbeseelten Lesevortrags ließ Paul
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