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Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Titel: Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch
Autoren: Meg Cabot
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nicht überraschen dürfen. Dass er Bescheid wusste, meine ich, obwohl ich noch kein Wort gesagt hatte. Es gab so vieles, was ich Jesse in dem Zusammenhang nicht gesagt hatte, so vieles, was ich mich ihm nicht zu sagen traute. Er wusste zum Beispiel nichts von meiner Abmachung mit Paul. Er hatte keine Ahnung, dass ich für Pauls Versprechen, Jesse nicht ins endgültige Jenseits zu befördern, im Gegenzug hatte zustimmen müssen, jeden Mittwochnachmittag nach der Schule mit zu Paul zu gehen, unter dem Vorwand, mich in den Details unserer seltenen Gabe unterrichten zu lassen … Dabei trachtete Paul in Wirklichkeit die meiste Zeit viel eher danach, mir die Zunge in den Mund zu stecken, als mir das Mittlerhandwerk beizubringen.
    Jesse wäre sicher nicht allzu begeistert gewesen, wenn er von unseren Unterrichtsstunden gewusst hätte … und noch weniger, wenn er den wahren Lehrstoff gekannt hätte. Jesse und Paul waren alles andere als Freunde fürs Leben. Von Anfang an war in ihrer Beziehung der Wurm drin gewesen. Paul hielt sich für haushoch überlegen – allein schon aufgrund der Tatsache, dass er am Leben war und Jesse nicht. Jesse hingegen verachtete Paul für all die Privilegien, mit denen er aufgewachsen war (inklusive seiner Gabe, mit den Toten zu kommunizieren), die er aber stets nur für seine eigenen, egoistischen Zwecke einsetzte.
    Sicher, ihre gegenseitige Abneigung konnte vielleicht ein Stück weit etwas mit mir zu tun haben.
    Bevor Jesse in mein Leben getreten war, hatte ich oft davon geträumt, wie es wohl wäre, wenn zwei Kerle um mich kämpfen würden. Jetzt war genau das eingetreten und ich kam mir dabei ziemlich blöd vor. Der Hausarrest, den ich bei ihrer letzten Fehde aufgebrummt bekommen hatte, war alles andere als spaßig gewesen. Und mit dem Streit hatte ich noch nicht mal etwas zu tun gehabt. Also, fast gar nichts!
    Als ich Jesse jetzt antwortete, vermied ich absichtlich jeden Blickkontakt. Ein Blick in die endlosen Tiefen seiner Augen und es wäre schon wieder um mich geschehen gewesen. »Weißt du, Paul … Paul benimmt sich irgendwie schlimmer als sonst …«
    »Schlimmer?« Ich spürte Jesses durchdringenden Blick auf mir. »Was meinst du damit, schlimmer? Susannah, wenn er dir auch nur ein Haar gekrümmt hat …«
    »Nein, so meine ich das nicht«, unterbrach ich ihn schnell. Und dann wurde mir schlagartig eines bewusst: Die Rede, die ich die halbe Nacht lang einstudiert hatte und die ich für so perfekt gehalten hatte, dass ich sofort zum Pfarrhaus aufbrechen musste, um sie loszuwerden, auch wenn es tief in der Nacht war und ich mir dafür extra Moms Auto »borgen« musste – war bei Weitem nicht perfekt … sondern das krasse Gegenteil, um genau zu sein. »Was ich meine, ist … Er hat in letzter Zeit öfter gedroht, etwas zu tun, was ich nicht ganz verstehe … etwas … dir etwas anzutun …«
    Jesse sah mich amüsiert an. Mit der Reaktion hatte ich ganz und gar nicht gerechnet.
    »Du bist also bei Nacht und Nebel hierher gestürmt, nur um mich zu warnen? Susannah, ich bin aufrichtig gerührt.«
    »Jesse, ich meine es ernst«, sagte ich. »Ich glaube, Paul heckt was aus. Erinnerst du dich an Mrs Gutierrez?«
    Jesse nickte. Er hatte die verzweifelte Nachricht der Toten für mich übersetzt. Mein Spanisch beschränkte sich nämlich in der Hauptsache auf »taco« und, na ja, natürlich »querida«. »Was ist mit ihr?«
    Ich erzählte ihm in aller Kürze von meinem Zusammentreffen mit Paul in Mrs Gutierrez’ Garten. Jesse war außer sich – dabei hatte ich schon wohlweislich den Teil der Erzählung ausgelassen, in dem Paul mir das Geld vor der Nase wegschnappte. In Jesses Augen blitzte es, und er murmelte etwas auf Spanisch vor sich hin, was ich nicht verstand, was ich aber relativ eindeutig als nicht eben freundliche Beschreibung von Pauls Mutter deutete.
    »Pater Dom wird sich darum kümmern«, fügte ich schnell hinzu, damit Jesse gar nicht erst auf die Idee kam, sich Paul vorzuknöpfen. Ich hatte ihn schon öfter gewarnt, dass das ein Selbstmordkommando wäre. Ich sagte ihm zwar nicht, dass ich Pater Dom Pauls Diebstahl verschwiegen hatte, wohl aber, dass er von der Notlage der Familie Gutierrez wusste. Ich wusste nur zu gut, wie Jesse reagieren würde, wenn er erfuhr, dass ich Pater Dominic im Unklaren belassen hatte.
    Mir war allerdings auch klar, was Paul tun würde, wenn er herausfände, dass ich ihn verpfiffen hatte.
    »Das ist gar nicht das, was mir Sorge macht«, fügte
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