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Susan Andersen

Susan Andersen

Titel: Susan Andersen
Autoren: Rosarot in Seattle
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übernommen, weil wir mit der ersten Polizistin am Tatort nicht glücklich waren.“
    De Sanges war ebenfalls nicht glücklich gewesen, denn er war nicht freiwillig gekommen. Ava hatte ihre Kontakte spielen lassen, damit er den Fall bekam. Erst kurz zuvor hatten die drei Freundinnen die Villa von Miss Agnes geerbt. Wie wenig den Polizisten der Einbruch in die Villa ganz offensichtlich kümmerte, ärgerte Poppy damals maßlos. Und das konnte man ihr auch kaum vorwerfen. Schließlich behauptete de Sanges von einem richtigen Fall abgezogen worden zu sein, nur um sich ihrer geklauten Silberlöffel anzunehmen.
    Die Bemerkung des Polizisten war ein echter Witz, wenn man bedachte, dass nur Ava aus einer wohlhabenden Familie stammte. Die drei Mädchen hatten sich in der vierten Klasse der Country Day School kennengelernt. Janie bekam damals ein Stipendium. Poppys Schulgeld zahlte Grandma Ingles, die selbst früher dort zur Schule gegangen war. Auch heute noch war Ava die Einzige von ihnen, die Geld besaß. Denn Miss Agnes’ Erbe umfasste weniger Bargeld als unschätzbar wertvolle Sammlerstücke und eine teure Immobilie. Jane war noch immer dabei, die Sammlung zu sichten. Und die Villa war noch weit davon entfernt, verkäuflich zu sein.
    Erst viel später hatten die Freundinnen herausgefunden, dass de Sanges sich tatsächlich um den Fall gekümmert hatte. Er hatte Janes Kollegen im Metropolitan Museum befragt – vor allem Gordon Ives. Und da Gordon Ives am Ende für den Einbruch in der Villa ins Gefängnis gewandert war, war Poppy jetzt nachsichtiger mit dem Detective und konnte anerkennen, dass er gute Arbeit geleistet hatte.
    „Ich würde gern die Diskussionsrunde eröffnen“, sagte Garret. „Ich weiß, dass jeder hier erstaunt darüber ist, wie jung unsere sogenannten Graffiti-Künstler sind. Nicht zuletzt darum wollen wir besprechen, ob wir sie anzeigen sollen oder nicht. Jeder, dessen Laden getagged wurde, kann das natürlich jederzeit sowieso tun. Hier geht es um keinen Mehrheitsbeschluss. Aber wir sind hier, um uns alle vernünftigen Vorschläge anzuhören, die Pros und die Kontras. Also lassen Sie uns mit der Diskussion loslegen.“
    Einen Moment sagte niemand etwas, dann meldete sich Jerry Harvey zu Wort, dessen H & A am meisten betroffen war: „Ich würde gern wissen, wer die Fassade meines Ladens reinigt.“ Er hatte die Kids eines Abends beim Sprühen erwischt, als er gerade seinen schicken Einrichtungsladen schließen wollte.
    Einige der Ladenbesitzer grummelten zustimmend. Der Ace-Hardware-Besitzer wollte Anzeige erstatten. Poppy holte Atem, bevor sie sich einschaltete. „Ich habe einen Vorschlag“, sagte sie. „Ich weiß, dass für mich nicht so viel vom Ergebnis dieser Diskussion abhängt wie für Sie alle. Aber ich war dabei, als Jerry die Kids geschnappt hat. Ehrlich gesagt, war ich erstaunt darüber, wie jung sie sind. Und von der Polizei wissen wir, dass sie zum ersten Mal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind. Statt sie jetzt also dem Rechtssystem zu überlassen, würde ich Ihnen lieber eine andere Lösung vorschlagen, die sich direkt auf Ihre Frage bezieht.“
    Alle betroffenen Ladenbesitzer schenkten ihr nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. De Sanges kniff die Augen zusammen.
    „Ich denke, es könnte für alle Läden von Vorteil sein, wenn wir die Kids auf andere Weise beschäftigen“, fuhr Poppy fort. „Indem wir ihnen die Möglichkeit geben, sich auf eine Weise künstlerisch auszudrücken, die wir alle sehr viel schöner finden als diese Tags. Gleichzeitig können wir ihnen beibringen, Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen.“
    „Wie soll das funktionieren?“, fragte Garret.
    „Zunächst lassen wir sie die Tags mit frischer Farbe übermalen, die sie entweder selbst kaufen oder abarbeiten müssen. Sie könnten beispielsweise fegen oder andere kleinere Arbeiten in den Läden übernehmen, die sie verunstaltet haben.“
    „Bis dahin gefällt mir der Vorschlag“, sagte Penny nachdenklich. „Außer dass Marlenes Laden aus Backstein ist. Was hätte sie also davon?“
    „Es gibt Gels und Pasten, die Farbe von Backsteinen entfernen. Auch in dem Fall müssten die Kids für die Reinigungsmittel selbst aufkommen.“
    Fast alle nickten – auch Jerry. Aber er durchbohrte sie trotzdem mit einem argwöhnischen Blick. „Und was ist das mit der Möglichkeit, sich ‚künstlerisch auszudrücken‘?“
    Nun könnte alles den Bach runtergehen, das wusste Poppy. Aber nicht umsonst war sie von
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