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Susan Andersen

Susan Andersen

Titel: Susan Andersen
Autoren: Rosarot in Seattle
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Haute Couture gekleidet. Sie hatten Miss A. bei einer Feier von Avas Eltern vor zwei Jahren kennengelernt. Kurz darauf waren die drei zum Tee auf das berühmte Wolcott-Anwesen eingeladen worden, als Dankeschön dafür, dass sie etwas Zeit mit einer exzentrischen alten Dame verbracht hatten. In bestimmten Kreisen war Miss Agnes für ihre abenteuerlichen Reisen, wunderschönen Kleider und auserlesenen Sammlungen bekannt. Beim Tee hatte sie den Mädchen ihre ersten Tagebücher geschenkt und erklärt, dass ihre Freundschaft sie an eine Schwesternschaft erinnerte. Seitdem kamen sie mindestens einmal im Monat zum Tee und schauten auch einfach so regelmäßig vorbei – entweder alle zusammen oder jede für sich –, nur um mit Miss A. zu sprechen.
    Wenn Poppy mit Miss Agnes allein war, waren ihre Gespräche oft philanthropisch. Die Dame glaubte daran, Gutes „zurückzugeben“, was großen Eindruck auf Poppy machte. Miss A. hatte etwas an sich, das einen dazu brachte, auf eine Art und Weise über Dinge nachzudenken, wie man es nie zuvor gewagt hatte. Poppy vermutete jetzt, dass sie denselben albernen, erfreuten Gesichtsausdruck hatte wie Jane und Ava. Zum Ausgleich – in letzter Zeit war ihr ihre Würde besonders wichtig – sagte sie streng: „Wenn Sie hier reinwollen, müssen Sie einen Kittel anziehen.“ Dabei deutete sie mit dem Kinn auf den Haufen, den ihre Eltern ihr mitgegeben hatten. „Ich will nicht dafür verantwortlich sein, wenn Sie sich Ihre Garderobe ruinieren.“
    „Und ich werde den herrlichen Stoff meines Chanel-Kostüms ganz sicher nicht mit einem farbbeklecksten Kittel ruinieren“, erwiderte Miss A. ein wenig scharf. Sie trat einen Schritt zurück, bis sie in Sicherheit vor der feuchten Farbe, aber noch immer zu sehen war.
    Poppy grinste über den herben Ton der alten Dame. Ganz besonders schätzte sie an Miss A., dass die ältere Frau niemals die Intelligenz der Mädchen beleidigte. „Auf dem Sideboard im Esszimmer steht ein Teller mit selbst gebackenen Hafer-Schokoladen-Rosinen-Plätzchen für Sie“, verkündete Poppy. „Mom meinte, wenn ich Sie schon zwinge, uns diesen Raum streichen zu lassen, dann würde sie gern etwas Zucker zum Ausgleich beisteuern.“
    „Wie lieb von ihr. Und offenbar kennt sie dich gut.“ Der zweite Satz kam ziemlich trocken über Miss A.’s Lippen. „Ich sage Evelyn, dass sie ein paar für euch auf einen Teller legen soll. Wo wir gerade übers Essen sprechen, seid ihr bereit für eine Mittagspause, oder wollt ihr erst eure Wand streichen?“ Mit einem anerkennenden Nicken musterte sie die bereits gestrichene Wand, die in einem tieferen, dramatischeren Ton leuchtete als die Wand, die Poppy und Ava gerade mit einem blassen Melonengrün ausmalten. „Göttliche Farbe, übrigens. Das wird mit den Vorhängen fantastisch aussehen. Du hast ein sehr gutes Auge für solche Dinge, nicht wahr?“
    „Sie hat das beste Auge“, bestätigte Ava. „Und wenn es Ihnen nichts ausmacht, Miss. A., dann streichen wir die Wand erst noch fertig.“
    Prompt verpasste Poppy ihrer Freundin einen freundschaftlichen Tritt. Sie wusste, wie sehr Ava Miss A.’s Mittagessen liebte und dass sie es nur Poppy zuliebe verschob. „Sollte nicht länger als zehn oder fünfzehn Minuten dauern, wenn das okay ist“, erklärte Poppy entschuldigend.
    „Liebling, ich bekomme wunderschöne neue Wände ganz umsonst. Nehmt euch also so viel Zeit, wie ihr wollt. Ich sag nur schnell Evelyn Bescheid.“
    Als sie im Flur verschwunden war, wandte Poppy sich mit neuer Energie ihren Malerarbeiten zu. Sie wusste, dass die alte Dame ihr einen Gefallen tat, indem sie ihr erlaubte, das Zimmer zu streichen. Wenn sie wollte, könnte sie das Haus halbjährlich von Profis renovieren lassen. Doch genau da lag ja der Hund begraben. Miss A. scheute die Mühe. Ihr waren ihre Sammlungen wichtig, nicht die Zimmer, in denen sie sie aufbewahrte.
    „Ich werde sie dazu überreden, als Nächstes den Salon streichen zu dürfen“, murmelte Poppy zufrieden.
    „Viel Glück“, erwiderte Jane, die auf dem Boden kniete und die Fußbodenleisten strich. Sie stand auf und streckte sich. „Dort steht der Großteil von Miss A.’s Sammlungen. Was für ein mörderischer Aufwand, das alles auszuräumen.“
    „Trotzdem. Ich schaffe das. Ich mache sie mürbe – warte es nur ab. Dad sagt, dass es das ist, was ich am besten kann. Und wenn es so weit ist ...“ Sie lächelte verträumt. „... streichen wir es in einem hübschen hellen
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