Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Survivor 1.05

Survivor 1.05

Titel: Survivor 1.05
Autoren: Peter Anderson
Vom Netzwerk:
Kopf, in den Magen und wieder ins Gesicht. Selbst als Ryan sich zusammenkrümmte, ließ sein Vater nicht von ihm ab, sondern drosch auf Rücken und Hinterkopf seines Sohnes ein, bis dieser am Boden lag. Blindlings verpasste er ihm noch ein paar Tritte, wobei er schrie: »Du bist nicht mein Sohn! Du bist Abfall! Du bist nichts wert! Alles, was du anfasst, geht vor die Hunde! Man sollte dich einsperren, du Stück Dreck!«
    Er wollte noch einmal zutreten, als ein schriller Schrei erklang. Ryans Mutter war aus ihrer lethargischen Betäubung erwacht und hatte ihr Whiskeyglas fallen lassen. Sie schrie und schrie.
    Harold Nash eilte zu ihr, ließ sich neben ihrem Sessel auf die Knie nieder und ergriff ihre Hand. »Es ist alles gut, Liebes. Alles ist gut.«
    »Unser Sohn!«, schrie sie. »Unser Sohn!«
    »Es ist alles gut. Wir haben keinen Sohn. Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen.«
    Ryans Mutter atmete erleichtert auf und versank wieder in der Welt, die Antidepressiva und Alkohol ihr vorgaukelten.
    Harold Nash aber blickte Ryan scharf an und zischte: »Verschwinde aus diesem Haus! Du hast hier nichts mehr verloren! Und lass dich nie wieder blicken!«
    Jameson, der Butler, war hinzugekommen, hatte aber nicht eingegriffen, als Harold seinen Sohn zusammengeschlagen hatte. Nun half er Ryan auf die Beine. Der Junge blutete aus der Nase, aus den aufgeplatzten Lippen und aus einer Risswunde über einer Augenbraue.
    Jameson führte Ryan zur Tür.
    »Ich werde nie wiederkommen«, murmelte der Junge mit blutenden Lippen.
    »Das wäre auch besser so«, sagte Jameson.

4
    Ryan sah das Wasser, das auf ihn zugischtete, und warf sich auf Jabo. Er wollte seinen Freund nicht verlieren. Er würde ihn irgendwie hier herausholen, ihm das Leben retten.
    So wie Tom damals ihn hatte retten wollen und es mit dem Leben bezahlt hatte.
    Ryan erreichte Jabo und packte ihn bei den Schultern.
    Dann traf ihn das Wasser mit ungeheurer Wucht.
    Er wurde nach oben gerissen, konnte sich gerade noch an Jabo festklammern und schlang die Beine um den Körper des Freundes.
    Die rote Notbeleuchtung brannte immer noch, während der Raum sich rasch mit dem brodelnden Wasser füllte.
    Es gurgelte und zischte um Ryan herum, und er wurde wild hin und her geworfen, ließ Jabo aber nicht los.
    Dann sah er im roten Schein den Lóng. Das Ungeheuer schnappte mit seinen langen Armen nach ihm, doch die Klauen mit den fingerlangen Krallen erreichten Ryan nicht. Das Monstrum war zu schwer und konnte nicht schwimmen, doch es stand auf seinen stämmigen Beinen wie ein Fels im tosenden Wasser, das den Raum nun schon bis zur halben Höhe füllte. Nicht mehr lange, und die Flut würde bis unter die Decke emporschwappen.
    Ryan öffnete den Mund und ließ das Wasser in seine Lunge laufen, die den Sauerstoff herausfilterte und in seine Blutbahn leitete.
    Ryan konnte unter Wasser atmen, nicht aber der Lóng. Er hoffte, dass das Ungeheuer ertrank.
    Jabo jedoch wollte er retten, um jeden Preis. Bei Tom war es ihm nicht gelungen, aber diesmal durfte er nicht versagen. Das Grauen sollte sich nicht wiederholen. Das würde er nicht überstehen. Er würde innerlich daran zerbrechen.
    In der schummrigen, rötlichen Beleuchtung sah er das zweite Schott, hinter dem das Wasser gewütet hatte. Er schwamm darauf zu. Jabo hielt er dabei am Kragen gepackt. In seinem Rücken hörte er das zornige Gebrüll des Ungeheuers.
    Durch das Schott gelangte Ryan in einen Gang, der in völliger Dunkelheit lag. Er schwamm weiter, immer weiter, dicht unter der Korridordecke entlang, wobei er sie nach einer Klappe oder einer sonstigen Öffnung abtastete, die es ihm erlaubte, weiter nach oben zu kommen, denn Jabo brauchte dringend Luft.
    Wie lange war er schon ohne Sauerstoff? Fünf Minuten? Sechs?
    Jabo durfte nicht sterben.
    Nicht wie Tom.
    Gleichzeitig registrierte Ryan, wie salzig das Wasser war. Und es schmeckte nach Algen. Als ehemaliger Navy SEAL war ihm klar, dass es sich um Meerwasser handelte.
    War das etwa gar keine unterirdische Station, wie sie angenommen hatten? Lag sie vielmehr auf dem Grund eines Meeres?
    Dann sah Ryan ein paar Meter voraus ein trübes Licht, das offenbar von einer höheren Ebene des Labyrinths in den Stollen fiel, durch den er sich mit Jabo vorankämpfte. Augenblicke später sah Ryan, dass es sich tatsächlich um eine Öffnung handelte. Eine Treppe führte nach oben, an deren Sprossen er sich festhalten und in die Höhe ziehen konnte.
    Und dann – endlich – durchstieß er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher