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Survivor 1.05

Survivor 1.05

Titel: Survivor 1.05
Autoren: Peter Anderson
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nächsten Augenblick sah er eine Gestalt auf sich zuschwimmen. Im Mondlicht, das durchs Wasser schimmerte, erblickte er Tom. Der Freund erkannte ihn – und auch die schreckliche Lage, in der Ryan steckte. Er tauchte tiefer, ohne auf Ryans debiles Grinsen zu achten, und packte den Fuß seines Freundes. Irgendwie gelang es Tom, den Fuß aus der stählernen Schlinge zu befreien.
    Aber anders, als Tom es wahrscheinlich erwartet hatte, schwamm Ryan nicht gleich nach oben, sondern grinste ihn immer noch an.
    Tom machte hektische Zeichen. Endlich hatte Ryan ein Einsehen und hörte auf, herumzualbern.
    Mit kräftigen Stößen schwammen die Jungen der Oberfläche entgegen.
    Tom wird Augen machen, ging es Ryan durch den Kopf, wenn er von meiner Gabe erfährt! Ein Mensch, der unter Wasser atmen kann. So etwas hatte es bisher nur in Filmen oder Comicheften gegeben.
    Ryan erschrak, als er sah, wie Toms Bewegungen erlahmten. Plötzlich trieb er reglos im Wasser – wie eine Puppe, die jemand versenkt hatte.
    Ryan griff nach ihm, bekam ihm zu fassen und zerrte ihn weiter auf die Wasseroberfläche zu, die er Sekunden später durchbrach.
    Und dann bekam er auf einmal keine Luft mehr, weil er erst das Wasser aus der Lunge husten musste. Verzweifelt versuchte er, gleichzeitig Toms Kopf über Wasser zu halten.
    Dann zog er den Freund im Rettungsgriff mit sich ans Ufer.
    »Tom!«, rief er, als er ihn an Land zog. »Tom, komm zu dir!«
    Doch Tom kam nicht zu sich. Er rührte sich nicht mehr. Sein Körper war kalt wie der eines Fisches, und die Haut war beinahe weiß. Ryan tastete nach Toms Puls und hielt seine Wange vor Mund und Nase des Freundes in der Hoffnung, einen Atemzug zu spüren.
    Nichts.
    »Tom!«, schrie Ryan und schüttelte verzweifelt die Schultern des Toten. »Nein!«

3
    Es schien sich um eine Art Kommandozentrale zu handeln, in die Ryan und Jabo gelangt waren.
    Und darin hatte ein Massaker stattgefunden.
    Allerdings schon vor Jahren, wie es aussah.
    Überall lagen Leichen. Schrecklich zugerichtete, zerfetzte Leichen.
    Chinks, denen man die Arme ausgerissen hatte, denen der Brustkorb aufgefetzt war, denen die Kehle herausgebissen worden war oder denen man die Eingeweide aus dem Bauch geschnitten hatte.
    Einigen war sogar der Kopf von den Schultern geschlagen worden.
    Es handelte sich nicht um Drohnen, um Arbeiter aus der Fabrikstadt. Diese Chinks hatten Laborkittel getragen, die einst weiß gewesen waren. In dem roten Notlicht wirkte alles, als wäre es in Blut getränkt.
    Die Leichen waren halb verwest und dann vertrocknet und mumifiziert. Dies musste mit dem klimatischen Bedingungen in der unterirdischen Station zu tun haben, denn Sauerstoff gab es hier.
    Der Raum war voller Terminals, Computerkonsolen und Rechneranlagen, die aussahen wie aus einem Science-Fiction-Film der Fünfzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts. Die Anlagen lagen allesamt still. Kein Licht blinkte, nirgendwo summte Strom, nicht einmal das Sirren einer Kühlung war zu hören. Die Maschinerie machte den Eindruck, als wäre sie seit Jahren nicht mehr in Betrieb gewesen.
    In der Mitte des Raumes stand ein rundes Podest, vergleichbar jenem Dimensionsportal, wie Ryan es schon einmal gesehen hatte. Auf einem solchen Podest waren Dai Feng und ihre Cyborg-Killer erschienen.
    Dieses Portal hier war zerstört worden. Ein Teil war herausgesprengt. Die Bruchstelle war mit schwarzem Ruß überzogen.
    Und noch etwas fiel Ryan auf. Auf dem Portal waren tiefe Kratzspuren zu sehen.
    »Was ist hier passiert?«, murmelte er.
    »Soll-Ich-Es-Für-Dich-Herausfinden?«, fragte Jabo mit seiner Roboterstimme.
    Ehe Ryan eine Antwort geben konnte, stapfte Jabo an ein Terminal, drückte mit seiner verbliebenen Hand in rasender Geschwindigkeit mehrere Knöpfe und Tasten und betätigte einen Schalter. Ein Monitor in Augenhöhe wurde aktiviert. Über einen schwarzen Hintergrund huschten grün schimmernde Zahlenkolonnen, doch Jabo schien sie alle registrieren und verarbeiten zu können. Sein rotes Roboterauge leuchtete wieder stärker.
    Dann sagte er, zu Ryan Erstaunen wieder mit normaler Stimme: »Offenbar gab es einen Unfall. Eines der Portale ist explodiert, und es gab einen unkontrollierten, spontanen Übergang in eine andere Realität, eine fremde Dimension. Aus dieser fremden Welt ist irgendetwas hervorgebrochen und hat diese Wesen hier umgebracht.«
    Ryan überlief es eiskalt. »Das muss dieses Monster gewesen sein, das uns draußen im Stollen angegriffen hat. Eine Kreatur
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