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Survivor 1.05

Survivor 1.05

Titel: Survivor 1.05
Autoren: Peter Anderson
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wusste, dass es nutzlos war.
    In diesem Moment wurde auch das zweite Schott aufgesprengt, und die Wassermassen ergossen sich mit mörderischer Wucht in das Kontrollzentrum der Toten.

Kalifornien – 1992
    Tom Hawkins war tot. Er hatte versucht, seinem Freund Ryan das Leben zu retten und hatte mit seinem eigenen Leben dafür bezahlt.
    Irgendwann hatte jemand auf Ryans verzweifelte Rufe reagiert und die Cops alarmiert, doch auch sie und der Coroner konnten nur noch Toms Tod feststellen.
    Nun befand Ryan sich auf der Polizeistation. Die Cops hatten ihn vernommen, ein Protokoll aufgesetzt und es von Ryan unterschreiben lassen. Man hatte ihm erklärt, der Vorfall könne möglicherweise ein juristisches Nachspiel für ihn haben, denn er sei gewiss nicht ganz unschuldig an Tom Hawkins’ Tod.
    Niemand wusste das besser als Ryan selbst.
    Nun saß er auf dem Flur des Polizeireviers. Ein Cop sollte ihn gleich abholen und nach Hause bringen. Seine Eltern waren bereits informiert, doch sein Vater hatte sich geweigert, einen Anwalt zu schicken, oder ihn selbst abzuholen. Was er sonst noch am Telefon gesagt hatte, verschwieg der Detective, der mit Ryan sprach.
    Ryan wollte nicht nach Hause. Er wollte auf dem Revier bleiben. Besser noch, die Cops sperrten ihn in eine Zelle. Er hatte es nicht besser verdient.
    Das hatte sein Vater dem Detective sicherlich auch gesagt.
    In diesem Moment erschienen Toms Eltern in Begleitung eines uniformierten Polizisten auf dem Flur. Der Detective, der Ryan vernommen hatte, verließ sein Büro und sprach ein paar Worte mit ihnen. Ryan konnte nicht verstehen, was der Mann sagte, sah aber den hasserfüllten Blick von Mr Hawkins und den Schmerz und die Trauer in den Augen seiner Frau.
    Ryan kämpfte sich vom Stuhl hoch, ging zu ihnen und sagte mit schwacher Stimme: »Ihr Sohn Tom … Er hat mir das Leben gerettet.«
    Toms Vater richtete wieder seinen hasserfüllten Blick auf Ryan. »Das ist kein Trost für uns.«
    Und seine Frau sagte leise: »Warum bist du nicht an seiner Stelle gestorben?«
    Warum bist du nicht an seiner Stelle gestorben?
    Diese Frage stellte Ryan sich immer wieder, während der ganzen langen Fahrt vom Revier zum Haus seiner Eltern.
    Der Cop, der ihn fuhr, lieferte ihn an der Haustür der elterlichen Villa ab. Dort empfing ihn nicht etwa seine Mutter oder sein Vater, sondern Jameson, der Butler. Der Cop hatte eigentlich noch das eine oder andere Wort mit Ryans Eltern wechseln wollen, doch Jameson teilte ihm mit, dass die Herrschaften »in dieser Angelegenheit nicht zu sprechen« seien. Daraufhin ging der Cop zurück zu seinem Wagen und fuhr davon.
    Jameson führte Ryan ins Haus. Seine Bewegungen waren steif, seine Miene ausdruckslos wie immer.
    »Wo sind meine Eltern?«, wollte Ryan von ihm wissen. Seine Augen brannten, und er kämpfte gegen die Tränen an, die wieder in ihm aufsteigen wollten.
    »Sie sollten heute Abend nicht mehr mit Ihren Eltern reden, Sir«, mahnte ihn Jameson.
    »Wo sind sie?«
    »Im Kaminzimmer.«
    Als Ryan das Kaminzimmer betrat, schüttete sein Vater sich gerade ein Glas randvoll mit Whiskey ein, während seine Mutter ihren Drink schon in der Hand hielt, sich ein paar Tabletten in den Mund warf und sie mit dem scharfen Getränk hinunterspülte.
    Anafranil und Kentucky Bourbon – eine Mischung, die sicherlich kein Arzt empfehlen würde.
    Beide sahen Ryan an, als er ins Zimmer kam, doch sie sagten kein Wort. Harold wandte sich sogar von seinem Sohn ab und drehte ihm den Rücken zu, während seine Mutter sich in den Sessel zurücksinken ließ und ihn mit glasigen Augen ausdruckslos musterte, bis auch sie den Blick von ihm löste und zur Decke starrte. Ihr Gesicht war wächsern, und sie wirkte abwesend.
    Auf seine Mutter konnte Ryan nicht zählen, das wusste er. Also wandte er sich an seinen Vater, der ihm noch immer den Rücken zukehrte.
    »Dad, bitte«, sagte er mit tränenerstickter Stimme. »Halte zu mir, wenigstens dieses eine Mal. Ich habe meinen besten Freund verloren … meinen einzigen wirklichen Freund. Bitte …« Die Tränen ließen sich nicht länger zurückhalten und liefen ihm übers Gesicht. »Bitte, Dad, halte nur dieses eine Mal zu mir!«
    Harold Nash drehte sich ruckartig zu ihm um. Sein Gesicht war wie aus Stein gemeißelt. Er kam auf Ryan zu und blieb so nahe vor ihm stehen, dass Ryan seinen Whiskeyatem riechen konnte.
    Und dann ließ er sein Whiskeyglas fallen und schlug mit beiden Fäusten auf ihn ein, immer wieder, ins Gesicht, gegen den
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