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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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heute zu einer wüsten Schlägerei zwischen den Mitgliedern einer Trauergesellschaft. Die Auseinandersetzung stand im Zusammenhang mit den Ereignissen rund um die Morde im Romantikhotel Faust vor vierzehn Tagen. Als die Polizei eintraf, waren die Täter bereits geflüchtet. Lediglich ein paar aufgebrachte Anwohner und Spaziergänger mussten beruhigt werden. Einer der Kontrahenten, ein gewisser Conrad F., wurde ins Krankenhaus gebracht, konnte dieses aber nach nur kurzer Behandlung wieder verlassen. Obwohl er offensichtlich das Opfer der aufgebrachten Menge gewesen war, erstattete er keine Anzeige … Herr Hölderling, hören Sie mir überhaupt zu?», fragte Sophie Wackernagel. Aber der Angesprochene hatte sein Haupt in die Sofakissen gebettet und machte nicht den Eindruck, auch nur ansatzweise interessiert zu sein.
    «Herr Hölderling! Das hier habe ich eben auf der Website der Presseabteilung der Polizei gefunden. Und Sie sind vor einer Stunde von Marielle Fausts Beerdigung gekommen. Reichlich derangiert, wenn ich das mal so sagen darf. Könnte es da einen Zusammenhang geben?»
    Hölderling wälzte sich auf die andere Seite und präsentierte Sophie die Rückenansicht. Der Riss in seiner Hose war nicht zu übersehen und auch nicht die Lehmflecken, die sich bis hinauf zum Kragen seines Jacketts hinzogen.
    «Sie sollten erst mal Conrad Faust sehen», murmelte er.
    «Was ist denn bloß in Sie gefahren? Auf der Beerdigung Ihrer Schulfreundin!» Sophies Stimme überschlug sich beinahe.
    «Ich hab erst angefangen, als der Pfarrer fertig war. So viel Pietät muss sein. Marielle war schon versenkt.»
    «Hat denn niemand von den Trauergästen eingegriffen?»
    «Doch, doch. Das Krähenfüßchen und Otto Lobenthal haben ordentlich ausgeteilt, und Viktor war auch nicht schlecht. Graf Zahl hat den Score notiert. Eigentlich kann man sagen, dass sich alle prächtig amüsiert haben, sogar Traudel und Sigrid. Nur Müller & Witsch nicht. Die wollten sich die Klamotten nicht dreckig machen …»
    Sophie Wackernagel traute ihren Ohren nicht und wollte sich eben aufplustern, um ihrem Arbeitgeber die Leviten zu lesen, aber Hölderling kam ihr zuvor: «Halten Sie die Luft an, Soffie. Er hatte es verdient. Das waren wir Marielle, Gretchen, Constanze und Susan-Moon schuldig.»
    «Und was sagt Ihre Ex dazu? Die war doch bestimmt auch da.»
    «Die hat Schmiere gestanden und die ankommenden Streifenwagen in die falsche Richtung geschickt.»
    Sophies Empörung fiel zusammen wie ein Soufflé, das der Zugluft ausgesetzt wird. Sie klappte ihren Laptop zu und sagte: «Wie ich sehe, brauchen Sie mich jetzt nicht mehr. Ich gehe.»
    «Machen Sie mir morgen einen Kaffee, wenn Sie kommen?»
    «Wenn ich überhaupt noch mal komme, Herr Hölderling. Ich habe den Eindruck, es mit einem Irren zu tun zu haben.»
    «Da könnten Sie recht haben. Auf meinem Sekretär liegt übrigens ein Geschenk für Sie. Überlegen Sie es sich noch einmal.»
    Sophie warf einen Blick auf den Schreibtisch, sah ein hübsch eingeschlagenes Päckchen, ging aber nicht hin, um es aufzumachen, sondern sagte: «Ich bin nicht bestechlich.»
    «Sehen Sie. Das weiß ich, und deswegen freue ich mich, Sie morgen wiederzusehen.»

    Als Hölderling nach Stunden erwachte, war er allein. Sophie war gegangen. Ihr Geschenk lag immer noch da. Hölderling überlegte sich, ob er sich Sorgen machen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Er wälzte sich vom Sofa, schlurfte in Richtung Küche, stellte den CD-Player ein und öffnete die Kühlschranktür. Viel fand er nicht. Eine Tüte Milch, eine Fenchelknolle, Knoblauch und eine Zitrone. Howard Carpendale sang: Fremde oder Freunde? Wie wird alles sein? Wieder unzertrennlich oder ganz allein? …
    Hölderling summte mit und schaute im Gefrierfach nach, entdeckte dort ein halbes Huhn und konnte sich nicht erinnern, wie es da wohl hingekommen war. Vom Fensterbrett grüßte das Bataillon der Küchenkräutertöpfe, und er wollte eben zurückgrüßen, als ihn ein Klingeln an der Tür zusammenfahren ließ. Sophie konnte es nicht sein, die hatte ja einen Schlüssel. Sein Freund Viktor war zu seiner Mutter gefahren, und Jobst Freitag kam nie vorbei, es sei denn, Hölderling bat ausdrücklich um eine Lieferung Nahrungsmittel. Zabel war bei seiner Familie, Frau Klingel im Skiurlaub …
    Hölderling klopfte sich den verschmutzten Anzug ab und schritt zur Tür.
    Obwohl bereits der erste Blick durch den Spion ihm den Atem raubte, nahm er allen Mut zusammen und
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