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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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sagte er streng: «Isch kann da nix maache. Dat Brauhaus hat noch jeöffnet, Herr Doktor. Juten Hunger.»
    Jobst Freitag zog die Türe zu, der Schlüssel wurde im Schloss umgedreht, und Brehm wusste, dass er verloren hatte. Nun nagte nicht nur der Hunger an seinen Eingeweiden, sondern auch der blanke Neid und der Schmerz des Ausgegrenztseins. Was hatten die beiden Männer da drinnen zu tun? Allein? Was konnte es für einen Anlass geben, einen ganzen Feinkostladen mit Bistro für sich zu beanspruchen? Klüngeleien hinter seinem Rücken? Brehms Hunger trieb ihn in Richtung Brauhaus. Seine Neugier ließ ihn sein Handy aus der Manteltasche hervorholen und Frau Klingels Privatnummer wählen. Die Sekretärin von Zabel würde doch wissen, um was es sich bei dieser Zusammenkunft handelte. Frau Klingel hob auch tatsächlich ab und sagte mit Zurückhaltung in der Stimme: «Ja bitte?!» Als sie hörte, was Dr. Brehm von ihr zu so später Stunde noch wollte, antwortete sie wesentlich unfreundlicher: «Herr Doktor Brehm, ich habe bereits Feierabend, seit Stunden, wenn Sie das bitte zur Kenntnis nehmen wollen», dann wechselte sie nahtlos in kölsche Mundart und verkündete: «De alte Frau Klingel leescht jetzt die Füße hoch – und dat sollten Sie auch tun. Et gibt nix in Herrn Zabels und Herrn Hölderlings Leben, was isch bereit wäre Ihnen mitzuteilen. Is dat klar? Juten Hunger. Isch leg dann mal auf.» Zur Bestätigung knackte es in der Leitung.
    Brehm starrte auf sein Handy, weswegen er am Eingang des Brauhauses über die Türschwelle stolperte. Er musste sich auf den Stufen abstützen. Hinter sich hörte er jemanden sagen: «Meinen Sie nicht, Sie haben schon genug, guter Mann?»
    Brehm fuhr herum. Vor ihm stand ein Streifenpolizist. «Wissen Sie, wen Sie vor sich haben?», schnauzte er den jungen Diensthabenden an. Aus schierem Überlebenswillen salutierte der junge Polizist und stammelte: «Herr … Doktor …», und endlich ging ihm ein Licht auf: «B…rühl.»
    «Brehm. Doktor Brehm! Und zu Ihrer Information: Ich bin nur gestolpert und keineswegs betrunken! Dies ist keine Meldung für den Express und für die Kantine im Präsidium auch nicht! Und jetzt kümmern Sie sich mal um richtige Verbrecher.»
    «Jawohl», stammelte der Beamte und trollte sich in Richtung Dom. Mangels weiterer Ideen betrat Brehm das Brauhaus, um ein einsames Mahl in Form von Halver Hahn und etlichen Stößchen Kölsch zu sich zu nehmen.

    In Jobst Freitags Delikatessenladen hatte sich Zabel endlich entschlossen, die Serviette von seinem Kopf zu nehmen und das Steak vom Wagyu-Rind anzuschneiden. Hölderling tastete mit der Zunge seinen Gaumen ab, um herauszufinden, ob aus den Fasern des edlen Rindviehs nicht noch eine Spur mehr Aroma zu holen war. Jobst Freitag stellte zwei Gläser Kölsch auf den Tisch und verzog sich in die Küche, um das Dessert vorzubereiten: Wildreispfannkuchen mit Waldbeerenmus und Mascarpone-Creme.
    Er wusste, dass er die beiden Männer, die er – bis auf diesen einen speziellen Abend im Jahr – sogar seine Freunde nannte, in ihrem Schmerz allein lassen musste. An diesem Abend gehörte er, Jobst Freitag, genau wie jeder andere auch, nicht dazu. Der Club der kleinen Lichter hatte nur zwei Mitglieder, und dass es ein drittes niemals geben würde, dafür würden die beiden sorgen; und notfalls dafür auch über Leichen gehen. Wie so oft im Leben eines Mannes war der Grund, einen Club zu gründen, der, einer gewissen Leidenschaft zu frönen. Unter Gleichgesinnten und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. In diesem Fall ging es um die Gunst einer Frau. Einer sehr speziellen Frau, die sich von Hölderling und Zabel ab- und einem Dritten zugewandt hatte. Von Zabel bereits im Teenageralter, von Hölderling erst vor vier Jahren. Diesem Sachverhalt wurde einmal im Jahr gedacht. Am Jahrestag der Trennung von Hölderling und Annelies.

    «Wie wollen die beiden Struck diesmal um die Ecke bringen?», fragte Sophie Wackernagel, die in der Küche am Tisch des Kochs saß. Sie war die Perle in Gregor Hölderlings Haushalt, seit er von seiner Lebensgefährtin, der Rechtsmedizinerin Dr. Annelies Seydelbast, verlassen worden war. Sophies Aufgabe war es, an diesen alljährlich stattfindenden Clubabenden dafür zu sorgen, dass Zabel und Hölderling nach durchzechter Nacht in ihr Heim zurückgebracht wurden. Jeder in seines, versteht sich. Zabel mit dem Taxi, Hölderling in seinem alten schwarzen Citroën DS Pallas mit Sophie am Steuer. Jobst
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