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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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geht immer noch im Kopf herum, was ihr angefangener Satz auf dem Notizblock zu bedeuten hatte.»
    «Mir ist es klar geworden, als ich nach dem Schlag auf den Kopf in dem Schuppen wieder zu Bewusstsein kam. Ich dachte, Constanze steht vor mir. Und da erst ist mir ein Licht aufgegangen. Sie trug dieselben Sachen, die ihre Mutter am Abend der Blue-Socks-Geschichte anhatte.»
    «Warum hast du diesen Brief geschrieben, von dem Zabel erzählt hat? Hat sie dir das diktiert?», fragte Viktor.
    «So ungefähr. Als ich es las, konnte ich es nicht glauben, dass Constanze ihrer Tochter so einen ausgemachten Schwachsinn erzählt hat. Und dann habe ich eben sehr langsam geschrieben, um Zeit zu schinden und um die Zeit zu nutzen, Susan-Moon davon zu überzeugen, dass die Geschichte nicht wahr ist, nicht wahr sein konnte, allein schon wegen Dieter Buttlars Turnunfall – wir erinnern uns?»
    Hölderling nickte. «Genau.»
    «Und als ich damit fertig war, ist sie weggelaufen. Nicht, weil die Polizei kam, sondern weil sie einfach nicht mehr konnte. Sie war völlig durcheinander, am Ende ihrer Kraft. Der emotionale Stress war zu viel. Dieses Klassentreffen war ihr Tag der Abrechnung. Darüber hinaus hatte sie keinen Plan B. Vielleicht wäre sie wieder zurückgekommen, um mich doch noch umzubringen, aber dann hat sie die Polizei gesehen, und in dem Moment gab es keine Möglichkeit mehr umzukehren.»
    «Im Grunde genommen hat das Klassentreffen für keinen was gebracht. Gretchen wollte Conrad, Müller & Witsch wollten einen Auftrag, Marielle die Scheidung, und Lobenthal wollte dich, Annelies», sagte Viktor leichthin. «Und das Krähenfüßchen und Traudel und Sigrid … die wollten einfach mal wieder alles gratis. Ich glaube, der Einzige, der wirklich Spaß hatte haben wollen, war Graf Zahl.»
    «Was wolltest du denn, Gregor?», sagte Annelies.
    «Meinem Freund Viktor beistehen. Bei den zu erwartenden Alkoholvorräten konnte ich ihn nicht alleine lassen. Und ich wollte Sophie Wackernagel die Freude machen, mich für ein paar Tage los zu sein, was mir, glaube ich behaupten zu können, recht gut gelungen ist.»
    Viktor legte eine Hand über seine Augen und schüttelte den Kopf. Annelies nahm sich einen Nachschlag von der Suppe und sagte: «Und ich hatte Leichen, obwohl ich gar nicht damit gerechnet hatte. Mehr kann man ja wohl nicht verlangen.»
    Eine Weile aßen sie schweigend weiter, bis Annelies ihren Löffel auf den Tisch legte und sagte: «Und warum fragt mich jetzt keiner?»
    «Was sollen wir dich denn fragen?», sagte Viktor.
    «Wie es mir nach der Geiselnahme geht.»
    «Wenn du es erzählen willst, bitte», sagte Hölderling.
    «Gehört so ein Trauma nicht eher zum Psychologen?», sagte Viktor und grinste. Annelies auf dem Pfad des allgemeinen Empfindens … Er ahnte schon, dass sie damit nicht weit kommen würde, und behielt recht.
    «Ich wüsste nicht, warum sich ein Therapeut mit mir beschäftigen sollte. In der Gewalt einer Irren zu sein ist eine Sache. Wie man darüber im Nachhinein denkt, ist allein meine. Meine Beule am Kopf, die gehörte zum Arzt. Aber ansonsten kann ich nur sagen, dass Susan-Moon das Opfer ihrer durchgeknallten Mutter war. Sonst nichts. Der Tod von Marielle und Gretchen beschäftigt mich natürlich – auf meine Weise …»
    «Aber die Frau wollte dich umbringen», sagte Viktor. «Stört dich das gar nicht?»
    «Es wäre nicht dazu gekommen. Ein Kugelschreiber kann eine tödliche Waffe sein. Wäre sie nicht weggelaufen, hätte ich sie getötet, wenn es nötig gewesen wäre. Der Mensch, der sich nicht wehrt, wenn er bei Bewusstsein ist, muss noch erfunden werden. Und Sonja Keller hatte ihre Schwierigkeiten in dem Schuppen – Marielle und Gretchen hat sie von hinten abgestochen. Das war beinahe anonym, wenn man es mal so beschreiben will. Aber mit mir musste sie reden, sie musste mir in die Augen sehen … das löst bei normal gestrickten Menschen offensichtlich doch eine Hemmung aus.»
    «Sagt wer? Lass mich raten: Struck», sagte Viktor.
    Annelies nickte. «Es klang, wenn man die Eckdaten und Struktur seiner Denkweise zugrunde legt, logisch.»
    Hölderling und Viktor schüttelten die Köpfe vor Verwunderung.
    «Sie tut mir irgendwie leid», sagte Viktor.
    «Mir nicht», sagte Annelies. «Sie hatte ein Gehirn. Sie war intelligent, und sie war gut ausgebildet. Es gab keinen Grund, die Geschichte ihrer Mutter nicht zu hinterfragen. Sie hätte es wie Viktor machen sollen: hinter den Schrank gucken, anstatt
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