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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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bringen.
    «Es ist drei Uhr in der Früh, wenn ich jetzt nicht schlafe, werde ich morgen in der Vorlesung zusammenklappen wie ein misslungener Kuchen. Können Sie das verstehen?» Zugegeben, das war etwas ruppig gewesen, aber für eine Störung zu nachtschlafender Zeit durchaus angemessen. Seitdem hatte er sie nie wieder wegen irgendetwas Essbarem angerufen, schon gar nicht vor dem Morgengrauen.
    Sophie betrachtete ihr Müsli, das mittlerweile das Stadium von undefinierbarer Pampe erreicht hatte. Trotz immer wiederkehrender Reibereien machte sie Hölderlings Zirkus schon vier Jahre mit. Wie eben jetzt: am Trennungsdatum hier zu sitzen und darauf zu warten, dass ihr Chef sich final betrank, damit ein Selbstmordgedanke, selbst wenn er denn aufkam, den See aus Kölsch nicht würde durchschwimmen können, um am anderen Ufer Schaden anzurichten. Außerdem wurden die anfallenden Überstunden klaglos bezahlt. Und wenn es ein besonders anstrengender Abend war, dann landete sogar noch ein Bonus auf dem Tisch des Hauses. Im letzten Jahr hatte er ihr eine handsignierte Heidegger-Schrift geschenkt, die bezeichnenderweise den Titel Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung trug.
    «Ist das das Schweigegeld?», hatte sie ihn gefragt und es im nächsten Augenblick auch schon bereut und sich gewünscht, sie hätte sich die Zunge abgebissen. Hölderling hatte lediglich die Stirn in Falten gelegt und gesagt: «Wenn es Ihnen nicht gefällt, dann trage ich es zurück ins Antiquariat.»
    «Nein, nein … bloß nicht! Ich … ich … wollte, sollte nicht …»
    «… weiter reden, als man sich entschuldigen kann», hatte Hölderling ihren Satz vervollständigt, und Sophie hatte verstanden. In seiner Welt tickten die Uhren anders, und der Club der kleinen Lichter hatte gar keine Veranlassung, für irgendetwas ein Schweigegeld zu bezahlen. Der Club der kleinen Lichter war der exklusivste von allen – und nicht zu vergessen: Die Mitglieder waren bewaffnet.

    Als Sophie wieder aufblickte, schwebte über der Pfanne ein dunkles Wölkchen. Jobst hatte sich bei den Herren offensichtlich festgequatscht. Von wegen «raushalten»! Sie stand auf und wendete die Bratlinge, bevor sie in Rauch aufgehen konnten. Als Jobst schließlich zurückkam, saß sie längst wieder am Tisch und kratzte geräuschvoll die Müslischale aus.
    Jobst betrachtete die Pfanne mit glasigen Augen und sagte: «Isch wusste, dass in diesem Haus die Heinsselmännchen wohnen.» Seine Aussprache war schon nicht mehr ganz nuschelfrei.
    «Na klar, Jobst. Woher weißt du, dass ich das nicht war?»
    «Erstens hab ich es dir verbooden und zweitens …» Jobst verlor kurz das Gleichgewicht und hielt sich an der Messingreling seines Lacanche-Herdes fest. «Ssweitens … egal. Die müssen das gewesen sein. Hast du sie gesehen?»
    Sophie schüttelte den Kopf. «Heinzelmännchen sieht man nicht. Und wenn man sie sieht, sind sie weg! Das weißt du doch. Wie viel von deinem Obstbrand hast du schon intus? Bei siebzehn müsste ich dich nämlich nach oben schieben, weil dann deine Haare zur Selbstentzündung neigen und ich keine Lust habe, noch mal ein Fackelmännchen zu löschen.» Sophie spielte damit auf das Ereignis vor einem Jahr an, als ihr der Heidegger als Tapferkeitsmedaille verliehen worden war, weil sie geistesgegenwärtig den betrunkenen Jobst gelöscht und den Delikatessenladen davor bewahrt hatte, in Flammen aufzugehen.
    «Dasss war doch nur ein Versssehen. Ischbineben heisseralsdudenkss.» Jobst kicherte und hebelte die Pfannkuchen auf die Dessertteller, gab zielsicher einen Klacks Mascarpone obendrauf und einen Löffel vom selbstgemachten Beerenmus, dann wankte er mit den beiden Tellern hinaus.
    Sophie gönnte sich den Spaß, in Windeseile die Spülmaschine auszuräumen. Schönen Gruß vom Heinzelfrauchen, dachte sie. Man soll Irre in ihrem Wahn bestärken.
    Jobst kam zurück, suchte etwas in den Küchenschränken, fuhr vor der blinkenden Pracht zurück und öffnete vorsichtig die Klappe der Spülmaschine. Er warf einen Blick hinein, ließ die Klappe wieder zuschnappen und drehte sich zu Sophie um. «Die waren widder da. Isch sach es doch. Die Heinzelmännschen …», rief er, klatschte in die Hände und eilte zurück zu Hölderling und Zabel.

    «Wer ist dafür, dass wir dem Struck gemahlene Glasscherben in seine Energieriegel mischen? Das ist Borgia-Style», hörte Sophie Gregor Hölderling sagen.
    «Ich bin dabei», antwortete Zabel. «Zum Wohl!»
    Sophie guckte auf ihre
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