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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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materialisieren, um mir den Tag zu verderben, lässt Zweifel in mir aufkommen. Nun ja … lassen wir das.»
    Und das Schlimme daran ist, dass Annelies es zu genießen scheint, diesen Struck permanent vor den Füßen zu haben, dachte Sophie den Satz zu Ende, den Hölderling nicht aussprach. Sophie hatte Struck noch nie live und in Farbe gesehen – er existierte lediglich in Hölderlings Traumerzählungen, und da kam er natürlich nicht gut weg. Vorgestern erst hatte er im Schlaf gerufen: «Was hat er, was ich nicht habe? Außer einer Figur und einer vermeintlich längeren Lebensdauer?» Es hatte verzweifelt geklungen, und Sophie hatte die Tür vom Arbeitszimmer zugezogen, sonst hätte sie sich bemüßigt gefühlt, Hölderling eine Antwort darauf zu geben.
    «Und im Übrigen», fuhr er fort, «sind das Romantikhotel Faust und das dazugehörige Restaurant in keinem ernstzunehmenden kulinarischen Führer vermerkt. Ich muss mit dem Schlimmsten rechnen.»
    Sophie marschierte in die Diele, kramte dort herum und kam mit einer Broschüre zurück, die sie Hölderling in die Hand drückte. «Drei Restaurants mit einem Michelinstern in nur wenigen Kilometern Entfernung. Wenn es um mich ginge, würde ich sagen, in Fußweite. Sie werden natürlich mit dem Auto fahren. Wird schon nicht so schlimm. Nur drei Nächte. Das schaffen Sie.»
    Hölderling lächelte, und wieder begann der Nerventanz zwischen seinen Schläfen. «Hab ich eigentlich Winterreifen drauf?»
    «Haben Sie!»
    «Es hat angefangen zu schneien … die Straßenverhältnisse …»
    «Tun Sie mir den Gefallen, und verschwinden Sie endlich hier, damit ich mir mein Brot verdienen kann.»
    «Sie sind zu gütig, Sophie Wackernagel. Aus Ihnen wird mal eine große Philosophin.»
    «Ich arbeite dran», sagte sie. «Und jetzt wird es Zeit für den Helden, aufzubrechen in die unbekannte Welt. Trotzen Sie allem, Hölderling, den Stürmen und Entbehrungen. Fahren Sie dahin mit günstigem Wind, möge die Macht mit Ihnen sein. Und jetzt raus hier, sonst krieg ich ’ne Krise.»

    Hölderling lachte, als er kurz hinter Sankt Augustin über die letzten Worte von Sophie nachdachte. Wenn sie dem Vegetarismus und dem Sport abschwören könnte, dann, ja dann könnte man es mit ihr ganz gut aushalten. Rein platonisch, versteht sich. Hölderlings Laune hatte sich ein wenig gebessert, und er legte eine CD von Howard Carpendale ein. Der Westerwald und Carpendale … und Annelies … unendliche Weiten. Der Schnee fiel dichter, und er drehte die Heizung höher, öffnete die Lunchbox, die er vor seiner Abfahrt noch vorbereitet hatte, und nestelte ein gebratenes Hühnerbrüstchen mit Parmesanpanade heraus. Die Uhr zeigte 16:40.
    Ich war noch niemals in New York, sang Carpendale, und Hölderling mampfte sich durch die letzten vierzig Kilometer.
    Was soll’s, Howie, ich war noch nie in Bad Marienwald. Kein Grund, ein Lied darüber zu machen.

    Drei Hühnerbrüstchen und vier gegrillte Lammspieße später kam er vor dem riesigen schmiedeeisernen Tor an, das die Parkanlagen des Romantikhotel Faust vor zudringlichen Wanderern und anderen Touristen, die die Gegend unsicher machten, schützte. Als er vorfuhr, öffnete es sich wie von Geisterhand, und der alte Citroën DS schob sich langsam auf die Auffahrt, die, wie es Hölderling schien, nicht enden wollend ins Nichts führte. Noch konnte er das Haus gar nicht sehen. Die Straße wand sich in engen Kurven höher und höher in einen dichten Nadelwald hinein. Die Fahrbahn war glatt, und der schwere Wagen rutschte durch die Haarnadelkurven. Hölderling warf einen besorgten Blick in seine leere Lunchbox, dann wechselte er die CD. Er schwankte zwischen Johnny Cash und Mahler und entschied sich für Letzteren. Ein probates Mittel, um seine Nerven zu beruhigen, bevor er in die lärmende Ausgelassenheit des Klassentreffens eintauchen würde. Haltung, Gregor, mein Sohn, ist alles, was ein Mann braucht, sagte sein Vater immer. Geld ist nicht so wichtig, aber Haltung.
    Na, dann wollen wir mal, dachte er, als er den letzten Baum passiert hatte und vor sich das Hotelgebäude aufragen sah. «Meine Fresse», entfuhr es ihm.
    Das hellgelb und weiß abgesetzte Haus wies alle Attribute auf, die eine Filmkulisse für einen Liebesfilm brauchte. Eine Mischung aus Ein Schloss am Wörthersee und Hogwards mit einer Prise Vom Winde verweht . Über dem Eingang fand sich das Wappen wieder, das auch auf der Einladungskarte abgedruckt war. Zwei goldene Schwäne, die ihre Hälse zu
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