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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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Beziehungshistorie von Hölderling–Seydelbast. Und das mit dem Würchwitzer hast du ihm doch eingebrockt.»
    «Ich weiß. Aber was hast du gegen mich?»
    Sophie klebte sich den Löffel an die Nase und schielte. Das Resultat war ein doppelter Jobst, dessen Gesicht mittlerweile rot angelaufen war – angesichts der Farbe tippte sie auf eine Überdosis Birnenbrand.
    «Du passt nicht in mein Beuteschema. Der Hölderling nicht und du auch nicht. Hölderling ist ein Süchtiger und du sein Dealer.»
    «Ein Würchwitzer ist eben reif, wenn er reif ist. Und Gregor hätte es mir nie verziehen, wenn ich ihm nicht Bescheid gesagt hätte.»
    «Offensichtlich hat er dir verziehen, dass du ihm Bescheid gesagt hast. Und genau da haben wir den Salat – er verzeiht dir, dass du seine Beziehung ruiniert hast. Das zum Thema Prioritäten.»
    Jobst drehte sich beleidigt um und wendete die Pfannkuchen. Diskutiere nie mit einer Philosophin, schalt er sich. Auch wenn sie einen klebrigen Löffel an der Nase hat. Die ist gefährlich … hübsch und gefährlich! Und ziemlich vorlaut. Das kommt davon, wenn Gregor sich seine Putzfrau von Frau Klingel casten lässt.
    «Maître! Maître! Es verlangt uns nach Getränk, unsere Hälse sind schon ganz schartig …!», kam es aus dem Gastraum.
    «Krieg dich wieder ein, Jobst. Ich wundere mich nur über so viel Leidenschaft und Poesie in den Seelen zweier Polizeibeamter», sagte Sophie.
    «Ihr Frauen werdet nie verstehen, was das Herz eines Mannes bewegt. Wenn Annelies wirklich schlau wäre … Ach, vergiss es. Ich muss mich jetzt mal schnell um die beiden kümmern … Und lass die Finger aus der Pfanne!»
    Natürlich würde Sophie die Finger aus der Pfanne lassen. Sie würde sich aus allem raushalten. In ihrer Eigenschaft als Philosophiestudentin neigte sie – lehrplanbestimmt – im Augenblick den Stoikern zu, obwohl sie auch ein großer Fan von Nietzsche war. Die besten Voraussetzungen, um das Hölderling’sche Unwesen zu ertragen. Sie mochte ihn eigentlich ganz gern – für einen Chef, versteht sich, für einen, dessen XXXL-Unterhosen man unterm Bett hervorklaubte und dessen blutverschmierte Kochschürzen sie in die Kochwäsche stopfte – sie, die Vegetarierin. Und seine Angewohnheit, morgens oft nicht zur Arbeit zu gehen, sondern im dicken Hausmantel auf dem Sofa zu liegen und sie zu Tode zu erschrecken, wenn sie zur Arbeit kam, stellte ihre Geduld auf eine harte Probe. Man konnte von Hölderling denken, was man wollte. Die Tatsachen waren nicht zu übersehen: Er aß zu viel, er kochte zu viel, er trauerte zu viel, und er arbeitete zu wenig, um keinen Neid über seine Erfolgsquote aufkommen zu lassen, wann immer in Köln ein Mord geschehen war. Gregor Hölderling war unübersehbar ein Phänomen, das die Eigenschaft hatte, am Selbstbewusstsein seiner Kollegen und Kolleginnen zu kratzen – nur durch seine schiere Anwesenheit –, auch wenn er meistens abwesend war. Sie hatte Zabel sogar einmal über Hölderling sagen hören: «Der kann Schuld riechen. Einwandfrei. Der riecht alles, alle Zutaten, von egal was – egal, ob es im Kochtopf schwimmt oder im Verhörraum sitzt.»
    Tja, könnte so sein, dachte Sophie. Aber dass Annelies es ihm übel genommen hatte, dass er statt des Ehebettes die Küche mit seiner kochenden Leidenschaft bedachte, das hatte er nicht gerochen. Muss ein ähnlicher Effekt sein wie bei Wahrsagern, die ihre eigene Zukunft auch nicht voraussagen können. Wäre ja auch sonst zu einfach, das Leben – und wer bräuchte dann noch Philosophen?
    Jobst hatte die Küchentür nicht richtig zugemacht, und Sophie sah, wie Gregor Hölderling seinen Bissen im Mund hin und her rollte und dabei die Welt zu vergessen schien. In diesem Augenblick war er einhundert Prozent Geschmacksnerv – absolut im Hier und Jetzt. Vielleicht war es diese Eigenschaft, die die Menschen an Gregor Hölderling so anziehend und gleichzeitig befremdend fanden. Ihn umwehte die Aura des ewig suchenden und staunenden Kindes, vor allem beim Anblick eines gelungenen Soufflés. Deswegen hatte er Sophie sogar einmal mitten in der Nacht angerufen. Das war kurz nach der Trennung von Annelies gewesen. Sie hatte erst nicht verstanden, worum es ging, denn Hölderling hatte geflüstert, und so hatte Sophie gedacht, am anderen Ende der Leitung sei irgendein Irrer, der ihr was ins Ohr stöhnen wollte. Aber dann hatte sie begriffen, dass ihr Brötchengeber am Telefon war und flüsterte, um das Soufflé nicht zum Einsturz zu
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