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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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Armbanduhr. 23:30 Uhr. Jobst war bereits bei den Heinzelmännchen und die beiden anderen noch nüchtern genug, um sich an Lucrezia Borgias Ideen zu vergreifen. Das würde ein langer Abend werden. Sie stellte den Fernseher an, der in der Küche über der Anrichte hing. Es lief Angriff der Killertomaten . Leider hatte sie die spektakuläre Anfangssequenz des Hubschrauberabsturzes schon verpasst – blieb nur noch, auf den Auftritt des sehr, sehr jungen George Clooney zu warten. Alles war besser, als den drei Feierabend-Anarchisten dabei zuzusehen, wie sie sich in ihr Phantasialand katapultierten. Und das auch noch geplant und ausgekostet bis zum letzten Blutstropfen, besser, vorbereitet als die Aktion Wüstensturm und vor allem: wesentlich effektiver. Der Club der kleinen Lichter. Na ja, sympathische kleine Lichter waren sie immerhin. Sophie stibitzte sich den letzten Pfannkuchen aus der Pfanne, tunkte ihn in die Mascarpone-Creme und schob noch einen Löffel voll Beerenmus hinterher. Auch Heinzelmännchen mussten mal was essen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 2
    «Wenn Sie jetzt nicht aufstehen, dann können Sie auch gleich liegen bleiben. Dann brauchen Sie überhaupt nicht mehr loszufahren! Aber dann werde ich Sie mit Hilfe des Staubsaugers gleich mit entsorgen.» Sophie hob drohend die Staubsaugerdüse und fuchtelte damit vor Hölderlings Gesicht herum. «Gleich schalte ich ihn ein!»
    Hölderling hatte zwar gehört, was Sophie angedroht hatte, aber verstanden hatte er es nicht. Er lag auf seiner Drei-Meter-zwanzig-Couch in seinem Arbeitszimmer und wünschte sich, der Tag würde vorübergehen, ohne nennenswerte Spuren zu hinterlassen. Wie ein Tag, der nie stattgefunden hat. So wie auch die vergangenen tausendvierhunderteinundsechzig Tage ohne Annelies. Er wälzte sich auf der Couch und tastete nach einem Kissen. Ich soll wohin fahren?, schoss es ihm durch den Kopf. In seinem Rücken hörte er, wie Sophie mit einem Fingernagel heftig an ihre Vorderzähne klopfte. Wenn sie jetzt den Staubsauger einschaltet … mein Kopf wird platzen. Er versetzte seine hundertdreißig Kilo so schnell in Rotation, dass Sophie erschrocken von der Couch zurückwich und den Staubsauger hinstellte.
    «Wo soll ich hinfahren?», nuschelte Hölderling und bereute die Couchpirouette, denn sein Gehirn schwappte von links nach rechts und stieß gegen die Schädelwände.
    «Nach Bad Marienwald. Sie haben Klassentreffen. Ihre Koffer stehen gepackt im Flur. Es ist 12:30 Uhr. In bequemen zwei Stunden können Sie da sein, und dann können Sie machen, was Sie wollen, Hauptsache, Sie liegen hier nicht vor meinen Füßen herum.»
    «Zu viel Information, Soffie. Putzen Sie bitte ein andermal.»
    Sie ließ den Staubsauger kurz aufheulen. Hölderling grunzte. «Ich bin müde. Ich habe Restalkohol und Schädel, und außerdem hasse ich Klassentreffen. Und ich wollte heute ein Bœuf Bourguignon versuchen …»
    «Da hätten Sie aber vorher mal was einkaufen sollen.»
    «Ihr Realismus tut mir weh.»
    Sophie ließ den Staubsauger liegen und ging aus dem Zimmer. Die alten Holzbohlen des Fußbodens ächzten unter ihrem festen Schritt. Hölderling sank zurück in die Polster. Sein Kopf schmerzte, aber irgendwo dazwischen, zwischen dem Klopfen, dem Dröhnen und dem absurden Ziehen zwischen den Schläfen, stand in großen Lettern das Wort Klassentreffen. Es flatterte geradezu wie ein Werbebanner an einem Hochhaus im Wind. Leider machte es dabei auch genauso viel Lärm. Es knatterte und flatterte, der Wind zerrte an allen Ecken und Enden, und plötzlich zerriss das Halteseil – das sieben mal sieben Meter große Prospekt, das das Klassentreffen ankündigte, flog davon, und Hölderling schoss vom Sofa hoch. Klassentreffen. Dreikönigsgymnasium. 1977. Annelies!
    Als er die Augen öffnete, stand Sophie vor ihm, eine Tasse mit Espresso in der rechten Hand. Mit der linken wedelte sie das Aroma, das von der Tasse aufstieg, in seine Richtung. «Es ist jetzt bereits 13:30 Uhr.»
    «Der Kaffee hat so lange gedauert?»
    «Nein – wenn ich mir noch einen auf die linke Herzklappe gekippt hätte, müssten Sie einen Krankenwagen anrufen. Ich dachte, diesen hier spendier ich Ihnen.»
    «Annelies wird da sein», sagte Hölderling völlig unvermittelt.
    «Ich weiß. Sie reden seit Tagen von nichts anderem. Vom Biologiekurs in der Sexta, dem von Annelies mit kaltblütigem wissenschaftlichen Ernst sezierten Frosch und der daraus resultierenden Liebe auf den ersten Blick. Weswegen
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