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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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musste lediglich davon abgehalten werden, in der Küche zu schlafen. Sophie hatte es bisher immer geschafft, ihn in die erste Etage über dem Delikatessenladen zu schieben, wo er in der Diele lang hinschlug und liegen blieb, bis er am nächsten Morgen von seinem Küchenhelfer Piet wieder auf die Füße gestellt wurde.
    Sophie war somit eine Auserwählte, die erstens Hölderlings Oldtimer fahren durfte und zweitens Geheimnisträgerin obersten Ranges war, was den Zweck und den Verlauf dieser Abende betraf. Da sie bereits drei davon miterlebt hatte, wunderte sie sich über gar nichts mehr – weder über die überbordende kriminelle Energie, die Hölderling und Zabel gegenüber ihrem Kollegen Struck entwickelten, der nun das Vergnügen hatte, mit Annelies zusammenzuleben, noch über die Völlerei der beiden, die an römische Orgien erinnerte.
    «Sie haben sich überlegt, eine Selbstschussanlage zu bauen – und zwar in den Alfa Romeo von Struck. Aber Hölderling meinte, das wäre zu gefährlich, weil Annelies ab und zu mitfährt.»
    «Und ein bisschen wäre es ja auch schade um das schöne Auto, oder?»
    Jobst zuckte die Schultern. «Na ja, ein Alfa Junior, vollrestauriert … da muss man sorgfältig mit umgehen. Aber ich glaube, Hölderling hat doch mehr Angst um Annelies.»
    «Was ihm hoch anzurechnen ist. Warum nietet er den Struck nicht einfach im Dienst um? Friendly Fire, so heißt das doch, wenn man von den eigenen Truppen abgeschossen wird.»
    «Klar, das wäre einerseits einfach», sagte Jobst. «Andererseits ist der Gebrauch einer Dienstwaffe nicht so lässig zu handhaben, wie das Fernsehen einem weismachen will.»
    «Und Struck? Weiß er, was seine beiden geschätzten Kollegen da gegen ihn aushecken? So doof ist der ja wohl nicht.»
    «Er merkt es natürlich nicht, weil – seit er mit Annelies zusammen ist – sein Ego auf die Größe eines Heißluftballons angeschwollen ist. Und meine beiden Freunde da draußen wissen, was sich gehört. Sie behandeln ihn im Büro nicht anders als jeden anderen Kollegen, dessen Anwesenheit man für die Pest hält. Und damit das auch weiter so gut läuft, betreiben sie mit diesen konspirativen Treffen eine Art Psychohygiene. Stressabbau auf die feine, kölsche Art. Wie sonst soll man zivilisiert bleiben? Hm? Den Schmerz, hervorgerufen von unerwiderter Liebe, kann nur das Blut des Nebenbuhlers lindern … oder so ähnlich. Und solange man nur ausheckt und nicht zur Tat schreitet, ist ja alles in Ordnung und ganz legal. Ich finde, die beiden beweisen Haltung.»
    «Wie gut, dass ich Philosophie studiere … Ihr wärt ja sonst allesamt nicht auszuhalten.»
    Sophie seufzte und legte den Löffel beiseite, mit dem sie in ihrem Feinkostmüsli herumgestochert hatte. «Ist es wirklich die große Liebe oder nur Irrsinn? Falls es die große Liebe ist, möchte ich auch so eine. Ein Mann, der alles dafür tut, um seine ehemalige Geliebte wieder zurückzubekommen … Der für den Fall, dass eines Tages womöglich sein Nebenbuhler abgewiesen wird und dann auch in den Club aufgenommen werden möchte, dies sogar durch eiskalten Mord verhindern würde. Ach … muss Liebe schön sein.»
    Jobst kniff die Augen zusammen. «Machst du dich etwa lustig?»
    «Nicht die Bohne.»
    «Aber eben hast du noch gesagt, wir sind irrsinnig. Was denn nun?»
    «Es kommt auf die Perspektive an. Man wird ja wohl noch träumen dürfen. Liebe und Wahnsinn liegen eng beieinander.»
    «Ja, und wenn die beiden Kinder kriegen, heißen die dann wie?»
    «Reihenhaus, Nachwuchs, Ehekrise, Scheidung und ein Wiedersehen bei Verzeih mir oder wahlweise in den Polizeinachrichten unter der Rubrik Ehestreitigkeiten mit letalem Ausgang …»
    Jobst lachte und platzierte die Pfannkuchen-Reis-Masse in der heißen Gusspfanne. Es brutzelte nur ganz eben, die angekochten Wildreiskörner ploppten auf, und ein zartes Karamellaroma breitete sich in der Küche aus. Als er die Bratlinge sicher verwahrt wusste, drehte er sich um und guckte Sophie an. Dann sagte er: «Du könntest mich nehmen. Ich liebe Frauen mehr als das Essen, was schon mal für mich spricht. Ganz im Gegenteil zu Gregor Hölderling. Der weiß das manchmal eben nicht so genau. Was ja letztendlich den GAU auch verursacht hat. Er hat einfach im richtigen Moment die falschen Prioritäten gesetzt.»
    «Ich weiß – der Würchwitzer Milbenkäse. Man lässt eine Frau einfach nicht wegen eines Käses am Bahnhof stehen. Und das war ja wohl nur das Sahnehäubchen auf der
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