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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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Sie, statt im Verlagshaus Ihres Vater anzufangen, eine Karriere bei der Polizei anstrebten, da Annelies’ Berufsweg von Stund an vorgezeichnet war: Rechtsmedizinerin. Was lag also näher, wenn man seiner großen Liebe nahe sein wollte?»
    Hölderling verschluckte sich beinahe am Espresso. Und während er sich die Kaffeetröpfchen vom Kinn wischte, sagte er: «Ich? Rede?»
    «Im Schlaf, Herr Hölderling. Sie reden im Schlaf leider über alles. Es tut mir leid, aber Sie zelebrieren öffentliches Schlafen auf diesem Sofa, seit ich hier vor vier Jahren bei Ihnen angefangen habe. Man soll zwar nicht lauschen, aber ich kann mir die Ohren nicht mit Wachs verschließen. Und bevor ich jetzt anfange, darüber zu philosophieren, warum Sie das Schlafzimmer, sprich Ehebett, vermeiden wie der Teufel das Weihwasser, frage ich Sie lieber: Noch einen Espresso?»
    «Ich bitte darum.» Er reichte ihr die leere Tasse mit zitternder Hand.
    «Tut mir leid», sagte Sophie. «Aber für mich war es auch eine lange Nacht, falls Sie sich noch an irgendwas erinnern wollen.»
    Er wickelte seinen Morgenmantel fester um sich, weil ihm plötzlich kalt war. Draußen drückte ein eiskalter Wind gegen die hohen Fenster des Altbaus in der Brüsseler Straße. Hölderling erinnerte sich an alles. Immer. Er konnte so viel Alkohol in sich hineinschütten, wie er wollte – einen Filmriss hatte er noch nie in seinem ganzen Leben gehabt. Leider.
    Während aus der Küche das Kreischen der elektrischen Kaffeemühle zu hören war, rief er: «Das muss aufhören. Das wird aufhören!»
    «Ich hab mich dran gewöhnt. Also, werden Sie jetzt endlich aufstehen und sich auf den Weg machen? Das große Dinner ist für 18 Uhr angesetzt. Sie wollen doch nicht zu spät kommen? Das Motto für das Klassentreffen ist ‹Fine Dining›. Sie werden sich vor Ort noch umziehen müssen. Ihr Smoking ist in der Extratasche», rief Sophie zurück und übertönte die Kaffeemühle locker.
    Hölderling stemmte sich vom Sofa hoch, schlurfte zu seinem Teakholzschreibtisch, zog die oberste Schublade auf und nahm die Einladungskarte heraus. Und wieder sind fünf Jahre vorbei … laden wir Euch herzlich zum Klassentreffen der 13/I im Romantikhotel Faust ein … Dank einer großzügigen Spende aus dem Nachlass unseres verehrten Mitschülers Dieter Buttlar selig sind Kost und Logis frei.
    Er drehte die Karte um. Auf der Rückseite prangte ein protziges Phantasiewappen in Gold, und darunter stand: In aller Abgeschiedenheit, die die Liebe braucht … mit atemberaubendem Fernblick … Zimmer mit Jacuzzi und Wasserbetten ausgestattet. Romantik pur. Lassen Sie sich von uns verwöhnen.
    Sophie stand plötzlich neben ihm, hielt ihm die Espressotasse hin und sagte: «Klingt gut. Das könnten Sie mir mal zum Geburtstag schenken. Oder ich komme am besten gleich mit.»
    Hölderling fiel die Kinnlade herunter, und sie sagte schnell: «Hallo, wach! Das war ein Witz.»
    Er seufzte. «Wenn Sie wüssten, Soffie. Das wird kein Spaß.»
    «Und warum nicht? Klingt doch bombastisch. Wellness, Jacuzzi und Pi und Pa und Po … und alles für ummesonz.»
    «Vergessen Sie bitte nicht, in welchem Zustand ich dort eintreffen werde. Vor fünf Jahren bin ich noch mit Annelies dort angerauscht wie die Gorch Fock unter Vollsegel. Erfolgreich, verpartnert und glücklich. Jetzt trage ich das Kainsmal aller getrennten Männer mittleren Alters auf der Stirn: alleinstehend. Sie wissen ja, bei jüngeren Kerlen heißt es ‹Single›, was viel schicker klingt und den ‹Bett-Hengst› gleich mitliefert. Und das Hotel gehört Marielle Faust, unserem Quälgeist der Klasse und ihrem Angetrauten, Conrad Faust, Klassen-Beau und Damenbeglücker seit der Quarta.» Hölderling hielt kurz inne, um den Espresso zu trinken, und dozierte dann weiter: «Ebenfalls zu erwarten ist die Teilnahme unseres Anwalts Viktor Liebermann, was mich ein wenig tröstet. Liebermann ist ein guter Kamerad fürs gepflegte Besäufnis. Und ja, Annelies wird da sein. Ich hoffe, ohne Struck. Die Mitnahme des Lebensabschnittsgefährten ist zwar erlaubt, wird aber grundsätzlich unterlassen, wenn der Partner nicht zur 13/I gehört. Ein ungeschriebenes Gesetz. Man kann keine ordentliche Sause feiern und sich wieder wie ein Abiturient fühlen und vor allem auch so aufführen, wenn die Gattin oder der Gatte dabei ist. Sie verstehen?»
    Sophie nickte. Und wie sie verstand.
    «Ich glaube zwar nicht an Dämonen, aber die Struck’sche Unart, sich überall zu
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