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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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sich eben verabschieden, als ihm einfiel, nach seinem Freund Liebermann zu fragen.
    «Zimmer 27 – Turmzimmer. Heinrich der Achte. Herr Liebermann hat ebenfalls nach Ihnen gefragt, ich glaube, er ist schon auf dem Weg zu Ihnen.»
    Kaum hatte er aufgelegt, klopfte es an der Tür. Er rief: «Liebermann, wenn du das bist, komm rein, aber brich dir nicht die Knochen.» Er versuchte, die Koffer ins Innere des kleinen Zimmers zu bugsieren, um seinem Freund den Weg frei zu räumen.
    Viktor Liebermann, von Kopf bis Fuß eine Erscheinung im Smoking wie geradewegs aus einem alten englischen Gesellschaftsroman entsprungen, trat ein, schloss die Tür hinter sich, sah, in welchem Elend sich sein Freund befand, und bekam einen Lachanfall.
    «Dir auch einen schönen Tag», sagte Hölderling, wuchtete einen kleinen Lederkoffer auf den Minischreibtisch (wahrscheinlich mit dem Namen Kritzela-Papp), öffnete ihn und holte einen antik aussehenden Campinggaskocher hervor. Viktor ließ sich aufs Bett fallen, das unter dem Aufprall mächtig knirschte und das Moskitonetz in Wallung brachte. «Tröllemölle-Design … und das dir», jauchzte Liebermann. «Hast du nicht mal gesagt, dass die Hölle damit möbliert ist? Und in der Kantine des Teufels stehen nur Stücke rum, bei denen eine Schraube fehlt …!» Viktor liefen bereits die Lachtränen über die Wangen.
    «Ja. Heinrich der Achte. Sag mir jetzt bitte nicht, wie viel Quadratmeter du hast.»
    «Schätze, so um die vierzig bis fünfzig … Ich hab schon eine Stunde im Jacuzzi gelegen. Heidewitzka, das hat Stil. Machst du Espresso?»
    «Ich habe vor, zu überleben. Natürlich mache ich Espresso.»
    Hölderling holte eine kleine Espressokanne aus dem Koffer und entzündete die Gasflamme.
    «Brenn bloß nicht diese wunderbare und einzigartige Reispapierstehlampe an. Das könnte Ärger geben», sagte Viktor. Gregor taxierte das unschuldige Accessoire, das neben dem Schreibtisch sein Dasein fristete. «Ich glaube, man wird mir applaudieren, wenn diese Scheußlichkeit den Weg alles Irdischen geht. Ich befülle jetzt die Espressokanne, und du könntest so nett sein, meinen Smoking aus der Kleidertasche zu holen. Ich glaube, ich bin ein bisschen spät dran.»
    «Aber gern. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, Gregor. Nie war der Spruch so wahr wie heute.»
    Als Hölderling aus dem Bad zurückkam, hatte Liebermann den Smoking an der Schranktür aufgehängt und es sich wieder auf dem Bett bequem gemacht. «Und jetzt, mein Lieber – raus mit der Wahrheit. Womit muss ich heute rechnen, ich meine, wenn du und Annelies aufeinandertrefft?»
    Wie Gregor Hölderling wusste, eine sehr mitfühlende Art und Weise von seinem Freund, zu fragen, ob er ihm irgendwie zur Seite stehen müsste.
    «Wir sind zivilisiert, Viktor. Ich freue mich, Annelies zu sehen. Vielleicht werden mir die Knie weich – aber ich werde mir nichts anmerken lassen, verlass dich drauf. Du kannst dich voll und ganz deiner Lieblingsbeschäftigung widmen – dem Tanz auf dem Tisch mit mehreren, wenig bekleideten Damen. Auf mich musst du nicht aufpassen.»
    «Dann ist ja gut.»
    «Dein Smoking knittert, wenn du so auf dem Bett rumliegst», sagte Hölderling.
    «Je verwegener, desto besser. Ein wenig Derangement kommt bei den Frauen immer gut an. Ich überlege, ob ich mir noch die Haare etwas unordentlich machen soll.»
    «Du entschuldigst mich kurz, Viktor. Ich gehe ins Bad, mich umkleiden.»
    «Wenn du nichts dagegen hast, bleibe ich hier und trinke deinen Kaffee.»
    «Fühl dich wie zu Hause. Die Hölle ist ja schließlich der Ort, an dem sich Anwälte am wohlsten fühlen.»
    «Du bist so witzig!»
    Bevor Hölderling sich samt Smoking in das kleine Badezimmer gequetscht hatte, sagte er noch zu seinem Freund: «Danke, dass du mich dem Wahnsinn nicht alleine auslieferst. Kann ich heute Nacht eventuell bei dir schlafen? Du hast doch bestimmt ein Doppelbett, das so groß ist wie mein ganzes Zimmer.»
    Die Espressokanne gurgelte und spuckte Kaffeetröpfchen an die Raufasertapete. «Gieß mir bitte auch einen ein.» Hölderling schloss die Tür hinter sich.
    Viktor tat wie ihm geheißen, holte zwei Espressotassen aus einem Extrafach im Koffer und sagte: «Du enttäuschst mich, Gregor. In vielerlei Hinsicht. Erstens kommst du gar nicht auf die Idee, dass ich das Zimmer eventuell mit einer heute Nacht noch zu tätigenden Eroberung nutzen möchte. Zweitens kommst du ebenfalls nicht auf die Idee, dass du heute Nacht eine Eroberung oder,
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