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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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einem Herz verschlungen hatten.
    Haltung, dachte Hölderling, woher nehmen, wenn nicht stehlen? Dann dachte er an die im Prospekt angepriesenen Zimmer mit Jacuzzi und Fernblick und wurde wieder etwas ruhiger. Vielleicht könnte ich in letzter Sekunde ein Unwohlsein vortäuschen und das Dinner schwänzen und stattdessen ein Sprudelbad nehmen?, ging es ihm durch den Kopf. Hölderling parkte den Wagen direkt vor dem Haupteingang. Ein Hausdiener in Uniform kam heraus, öffnete den Kofferraum, hebelte eilig das Gepäck heraus, um es auf einem Transportwagen zu stapeln, der aussah wie eine venezianische Gondel im Miniformat. Faustdick hinter den Ohren, dachte Hölderling und freute sich über das Wortspiel. Bin gespannt, an was hier letztendlich gespart wird. Marielle und ihr Gatte waren schon zu Kinderzeiten die größten Pfennigfuchser gewesen. Brausebonbons gab es nur bei Gegenleistung. Da wird sich bis heute nichts geändert haben.
    Ein weiterer Page erschien und erbat Hölderlings Autoschlüssel. Er versprach, den Wagen in der Garage zu parken, und fragte, ob er eine Reinigung des Autos veranlassen solle. Hölderling verneinte. Der Page stieg in den Haifisch auf Rädern, und Hölderling sah, wie er die Nase rümpfte. «Sind Sie sicher, dass …?»
    «Ich bin sicher. Keine Reinigung. Innen nicht und außen auch nicht. Lassen Sie bitte alles so, wie es ist. Ich habe seit meinem Abitur an dieser Patina gearbeitet.»
    «Aber wir könnten die Lunchbox und das Papier und …»
    «Nicht nötig. Das sagte ich bereits. Und fahren Sie vorsichtig.» Hölderling drehte sich auf dem Absatz um und folgte seinem Gepäck ins Foyer. Dort wurde er überschwenglich vom Concierge begrüßt und erhielt das große Hausprospekt und seinen Zimmerschlüssel. Er bedankte sich und sah sich um. Niemand von seiner Schulklasse war da.
    «Das Dinner wird pünktlich im Rosensaal serviert. Es ist 17:05 Uhr», sagte der Concierge. «Wenn Sie noch etwas benötigen, rufen Sie mich bitte an.»
    «Wo sind denn alle?»
    «Auf ihren Zimmern, vermute ich, oder noch in der Wellnessoase. Der Vormittag stand zur freien Verfügung, um unser Haus kennenzulernen.»
    Da hab ich Gott sei Dank ja richtig was verpasst, dachte Hölderling und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer, das, wie er feststellte, im Erdgeschoss lag.

    Dass sein Gepäck ihm vorausgeeilt war, bemerkte er daran, dass etwas die Zimmertür versperrte, als er sie aufschieben wollte. Hölderling schaffte es mit Mühe, sich hineinzuquetschen, und über seine Koffer hinweg stolperte er ins Zimmer. Das muss ein Irrtum sein, war sein erster Gedanke, als er sich umschaute. Er öffnete die Badezimmertür. Eine Dusche, eine Toilette, von Jacuzzi keine Spur. Und von Fernblick schon gar nicht. Durch das Fenster sah er auf den Parkplatz und die angrenzende Garage, die früher mal ein Pferdestall gewesen war. Und direkt neben dem Fenster entdeckte er ein mächtiges Abluftrohr, vermutlich aus der Küche. Er schloss die Badezimmertür. Ein weiterer Blick durchs Zimmer ließ ihn erschaudern. Des Rätsels Lösung fand er auf dem Nachttisch. Dort lag ein Faltblatt: Willkommen in der IKEA-MIDSOMMAR-JUNIOR-SUITE. Luxus für das kleine Portemonnaie. Der einzige Luxus, den er erkennen konnte, war das von der Decke hängende Moskitonetz, das ihn beunruhigte, weil es sich einerseits um schiere Dekoration handeln konnte, aber andererseits womöglich auch aus gutem Grund angebracht worden war. Eventuell könnte er sich damit am Abluftrohr aufknüpfen, falls es zu schlimm wurde. Da müsste er den Concierge nicht um ein Seil bitten.
    Hölderling stellte fest: Hier passt doch noch nicht mal mehr ein Knäckebrot rein, wenn ich einatme. Er griff zum Telefonhörer und wählte den Empfang. Der Concierge nahm sofort ab.
    «Könnte ich bitte ein anderes Zimmer haben?», fragte Hölderling.
    «Stimmt etwas nicht mit der Drei?», stellte der Concierge die Gegenfrage.
    «Nun, die Größe stimmt nicht. Und die Ausstattung auch nicht, möchte ich meinen. Ich komme mir vor … nun ja, wie sich ein Mann von meiner Größe und Statur in einem Schuhkarton mit Nasszelle eben so fühlt.»
    «Es tut mir sehr leid, Herr Hölderling, aber Sie sind als Letzter angekommen. Die anderen Zimmer sind bereits alle belegt. Wenn Sie vielleicht vorher Ihre Wünsche …»
    Nun, man konnte jetzt nicht mit der «Geldfrage» kommen. Er bezahlte ja gar nichts für das Zimmer, also hieß es: «Friss oder stirb, Lumpi.» Hölderling kapitulierte und wollte
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