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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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sagen wir besser, Rückeroberung machen könntest. Wenn du gefragt hättest, ob ich dir und Annelies die Spielwiese zur Verfügung stelle, hätte ich ja gesagt. Aber so?! Ich fange an, mir Sorgen zu machen. Aus dir scheint jeder Spaß gewichen zu sein. Jede Hoffnung und jede Abenteuerlust.»
    Gregor Hölderling saß im Bad auf dem geschlossenen Plastikdeckel des WCs und hörte seinem Freund zu. Er hatte es geschafft, die Socken auszuziehen, ohne das Waschbecken abzureißen, und wackelte mit den nackten Zehen. Mit jedem Wort, das durch die geschlossene Tür ins Bad drang, sanken Hölderlings Schultern ein Stückchen tiefer. Der Smoking hing mahnend an der Tür der Duschkabine.
    «Bist du noch da?», hörte er Viktor sagen.
    «Ja», antwortete Hölderling und betrachtete das kleine Badezimmerfenster, das auf den Hof hinausging. Keine Chance zu flüchten. Er würde stecken bleiben, selbst wenn er sich nackt auszöge und seinen Körper mit Seife glitschig machen würde.
    Die Tür wurde aufgerissen, und Viktors Gesicht erschien. «Trink deinen Espresso und zieh dich endlich an. Ich wollte dich nicht desillusionieren. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass wir beide noch nicht tot sind. Wir sind doch nicht tot?»
    Hölderling schüttelte den Kopf. «Aber hohl. Jedenfalls ich.»
    «Sie ist ohne Struck hier. Heitert dich das etwas auf?», sagte Viktor und zog die Tür wieder zu.
    «Wie sieht sie aus?» Hölderling versuchte, ohne sich die Ellbogen zu stoßen, seinen Reiseanzug aus- und den Smoking anzuziehen.
    «Bezaubernd in ihrer Schusseligkeit, wie immer. Und seit sie nicht mehr mit dir zusammen ist und isst, hat sie ihre Konfirmationsfigur wieder. Also, wenn ich nicht so ein guter Freund wäre … Aber egal: Wir können gespannt sein, was Struck ihr in den Koffer gepackt hat. Ich bin mir sicher, dass er nicht so geschmackvolle Zusammenstellungen zustande bringt wie du früher.»
    Hölderling stopfte das weiße Hemd in die Hose, zog das Dinnerjackett über und betrachtete sein Spiegelbild. Das wäre eigentlich der Moment, wo Annelies hinter ihn treten würde, um seine Fliege zu binden. Das war das Einzige, was sie an Praktischem beherrschte. Annelies war, wenn man es realistisch betrachtete, außerhalb ihres Arbeitsbereichs eigentlich lebensuntüchtig. Aber sie konnte eine Fliege mit geschlossenen Augen binden. Wahrscheinlich, weil es dieselbe Geschicklichkeit erforderte, wie Sektionsschnitte an einer Leiche zu schließen.
    «Und apropos Koffer, Gregor. Das Zimmermädchen ist beinahe in Ohnmacht gefallen, als sie Annelies’ Einsatzkoffer gesehen hat. Sie wollte ihr beim Auspacken helfen und hat das Ding aufgemacht … Was für ein Spaß. Ihr seid beide irgendwie wie Zwillinge, du mit deiner transportablen Küche, die du überall mit hinschleppst, und sie mit ihrem mobilen Samsonite-Seziersaal.»
    «Hast du nicht Lust, schon mal vorzugehen und mit dem Betrinken anzufangen?», rief Hölderling aus dem Bad. «Mit deiner Penetranz konkurrierst du gerade mit dem Fußpilz auf diesen Bodenfliesen …»
    Aber sein Freund dozierte unverdrossen weiter: «Eigentlich passt ihr zusammen wie … wie … Arsch auf Eimer. Aber einen Unterschied gibt es, glaube ich. Wahrscheinlich liegt aber da die Unvereinbarkeit eurer Charaktere: Sie nimmt immer alles auseinander, und du rührst immer alles zusammen. Das könnte die Spannungen erklären …»
    Hölderling wünschte sich, seine Dienstwaffe mitgenommen zu haben, dann könnte ein Schuss zumindest das Problem Viktor Liebermann lösen. Manchmal musste man wirklich töten, was man liebt, und sei es auch der beste Freund und sein dazugehöriges Schandmaul.
    «Lass krachen, Gregor. Wir sind nicht auf dieser Welt, um Trübsal zu blasen. Wir tuten zum Angriff … das Blasen überlassen …» Liebermann klatschte in die Hände, um seiner Aufforderung Nachdruck zu verleihen, und so war das Schicksal gnädig, und Hölderling verpasste die letzten Worte seines Freundes.
    Danke, dachte Hölderling, strangulierte sich beinahe mit den seidenen Strippen seiner Fliege und machte vor lauter Verzweiflung einen simplen Doppelknoten. Als er vor die Badezimmertür trat, ließ Viktor den Korken einer Champagnerflasche fliegen. Es machte «Plopp», Gregor Hölderling ging vor dem Geschoss in Deckung, und der Schaum ergoss sich aufs Bett. «Upps – ich greife vor. Ich hab die Flasche in deinem Versorgungskoffer gefunden … Sorry …» Viktor hielt die Flasche mit ausgestrecktem Arm von sich weg und
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