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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)
Autoren: Edda Minck
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lässig, während sie sich eine Zigarette anzündete: «Conrad Faust, hüte deine gespaltene Zunge, ich könnte mich sonst bemüßigt fühlen, Marielle mal die Karten zu legen, wenn du verstehst, was ich meine.» Sie klimperte mit ihren silbernen Armreifen und warf Marielle ein Lächeln zu. Die quittierte Gretchens Kampfansage mit einem: «Sag mal, was du aus alten gefärbten Windeln so alles herstellen kannst. Ich finde dein Kleid ganz … außergewöhnlich. Und noch eins, wenn du hier bitte nicht rauchen würdest, Gretchen – draußen im Eingang stehen Aschenbecher.»
    Gretchen lächelte noch breiter und nahm einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette, bevor sie diese in ihrem Schloss Johannisberger Riesling Silberlack Erstes Gewächs löschte. «Ich glaube, jetzt brauche ich ein neues Glas.»
    «Wir sagen gleich der Bedienung Bescheid», säuselte Marielle, die sich keine Blöße geben wollte. Gretchen griff sich die Weinflasche aus dem Kühler. «Nicht nötig. Ich trink den so. So edel ist der auch wieder nicht.»
    Marielle kniff die Lippen zusammen. Meinetwegen, dachte sie, kann sich diese Althippie-Schlampe damit die Haare waschen, Dieter kriegt es ja nicht mehr mit.
    Der Applaus verebbte, und Conrad fuhr fort: «Dank der Intervention von Viktor haben die beiden ihre Trennung überlebt, was mich im Falle von Annelies besonders freut. Erster-alles-ohne-Streit für den Tanz heut Abend. Und alle anderen stellen sich bitte hinten an.»
    Großes Gelächter am Tisch. Viktor stand auf und verbeugte sich, als wolle er eine Ehrung entgegennehmen. Er winkte Gretchen zu, die mit der Weinflasche zurückwinkte. Gregor gab dem Wunsch nach, dringend seine Schuhe zubinden zu müssen, und tauchte unter dem Tisch ab, und die Falte auf Marielles Stirn bekam die Ausmaße des San-Andreas-Grabens.
    Der Festredner bekam von alldem nichts mit, kassierte den Lacher – und das war alles, was für ihn zählte. «Und noch eines: Damit wir an diesem Abend unter uns sind, haben wir das Personal auf das nötigste beschränkt. Es soll ja familiär zugehen. Der Koch bleibt hier und unsere Perle, die gute Sonja, die heute Abend auch bedient. Alle anderen Angestellten haben frei, damit wir es mal so richtig krachen lassen können.»
    «Noch so eine Sparmaßnahme. Ich wette, dass uns Dieter zwanzigtausend hinterlassen hat, wovon fünfzehntausend bei Faust in der Privatschatulle landen. Womöglich muss ich morgen mein Bett noch selber machen – da hätten wir auch in die Jugendherberge gehen können», zischte das Krähenfüßchen und applaudierte frenetisch in Richtung Marielle, was im kompletten Widerspruch zu ihrer Aussage stand.
    Gregor Hölderling hatte sich in seine Schnürsenkel vertieft und grummelte nur: «Hm. Hm.» Der reinen Höflichkeit halber, denn Petra Spieß war die Letzte, die eine Antwort erwartete.
    «So, Freunde, Schulkameraden, Abschreiber und Sitzenbleiber. Viel Spaß. Und vergesst nicht das Motto: Alles bleibt unter uns. Für die nächsten zwei Tage sind wir wieder siebzehn Jahr, blondes Haar …!»
    In den donnernden Applaus aller Anwesenden beugte sich Viktor unter den Tisch und sagte zu Gregor: «Du kannst wieder rauskommen. Er ist fertig.»
    Im selben Augenblick erschien das Gesicht von Annelies unter der Tischplatte. Sie flüsterte: «Es tut mir leid, Gregor. Conrad ist und bleibt ein Fiesling. Ich hatte ihn gebeten, den Teil der Rede auszulassen.»
    Gregor war außerstande, ein Wort herauszubringen, und so antwortete Viktor für ihn. «Gregor steht unter Schock. Er hat das mieseste Zimmer. Er wird wahrscheinlich die Nacht nicht überleben. Wie ich hörte, hast du die Nummer 17 – Bonny and Clyde. Wenn du noch ein Herz hast, Annelies, dann würde ich an deiner Stelle Gregor heute Nacht Obdach gewähren – rein platonisch, versteht sich, sonst tut er sich vermutlich noch was an. Oder schlimmer: Er wird von Gretchen eingefangen, muss Haschisch rauchen und die ganze Nacht Bob Dylan hören.»
    Gregor schoss hoch, stieß sich den Kopf an der Tischplatte und versetzte seinem Freund einen Hieb in die Seite. Viktor stöhnte auf und Annelies lachte. Auf dem Tisch fiel ein Weinglas um, und Viktor bekam eine unfreiwillige Nackenwäsche. Das Krähenfüßchen zeigte auf, schnippte mit den Fingern und rief: «Die machen hier schon wieder Quatsch. Eintrag ins Klassenbuch!»
    Alle riefen im Chor: «Klas-sen-buch!»
    Auch dies eine alte Tradition – wer am Ende des Klassentreffens die meisten Rügen hatte, musste die Mitschüler des
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