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Superhirn Sammelband

Titel: Superhirn Sammelband
Autoren: Rolf Ulrici
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verwunderlich bei der Hitze …«
    »Geh in die Küche und nimm dir was zu essen!« unterbrach ihn Leon schroff. Der Fischteich-Inspektor nickte verwirrt und schob gehorsam ab.
    »Er – er ist sonst ein verläßlicher Mann«, versuchte die Wirtin zu erklären. »Leider trinkt er zuviel! Das ist nicht gut bei der Hitze. Neuerdings bildet er sich ein, eine Katze zu sein …«
    »Ein Katzenmann, meinen Sieh verbesserte Gérard. »Das ist etwas anderes! Der Katzenmann ist eine Sagengestalt aus der Bretagne: Sie trägt einen enormen Katzenkopf auf den Schultern. Statt der Hände hat sie krallenbewehrte Pranken. Der Sage nach reißt sie nachts Menschen und Tiere.«
    »Nein, nein« stammelte Lise. »Das tut Anatol nicht. Er ist harmlos, das schwöre ich euch …«
    »Still doch!« rief ihr der Wirt zu. »Eben noch waren wir froh, vergnügte junge Leute bei uns zu haben, und jetzt jagst du ihnen Furcht ein!«
    »Irrtum«, sagte Gérard ungerührt. »Nicht Ihre Frau hat erklärt, was ein Katzenmann ist, sondern ich hab das getan.«
    Hastig lenkte Leon ein: »Jetzt bekommt ihr Früchteeis, und Lise und ich trinken noch ein Gläschen Wein. Wir wollen uns doch die Stimmung nicht verderben!«
    »Können wir die nächste Nachrichtenschau sehen?« fragte Micha.
    »Wir haben keinen Fernseher«, erwiderte Lise rasch. »Und ihr werdet's nicht glauben: Unser Radio ist kaputt. Wir kommen so wenig dazu. Wir – wir haben so viel zu arbeiten …«
    »Aber ich darf doch mal kurz mit Brossac telefonieren?« bat Tati. »Dort wartet ein Freund auf uns!«
    Lise gab ihr eine Handvoll Münzen, und während Henri, Micha und Prosper schon ihr Eis löffelten, gingen Tati und Gérard hinaus. Die Telefonzelle war bei den Zapfsäulen. Gérard blickte zum Dach des Rasthauses hoch: »Kuck an – wunderschöne TV-Antenne!« murmelte er. »Und die wollen keinen Fernsehapparat haben?«
    »Du merkst auch alles!« spottete Tati. »Hast du hinter der Theke die Zeitungen gesehen? Die verschweigen uns was!« Sie fügte hinzu: »Aber auch du spielst den Geheimniskrämer! Worüber war der Polizist an der route 20 so entsetzt?«
    »Los, in die Telefonzelle!« drängte Gérard. »Das Rasthaus könnte große Ohren haben. – So. Hast du Superhirns Nummer im Kopf?«
    »Nein, am Po«, sagte Tati. Sie zog ihr Notizbuch aus der Hosentasche. »Ganz tolle Adresse: Institut Scientifique et Technique, Brossac.«
    Brossac lag am Atlantik, an der herrlichen Sonnenküste von Royan, unterhalb der Gironde. Der Vater ihres Freundes Superhirn war ein bedeutender Gelehrter, Superhirn hatte seine Anlagen und Neigungen geerbt. Und so war es kein Wunder, daß der Sohn die Ferien im wichtigsten Außenstützpunkt des Staatlichen Forschungsamtes verbringen durfte. Tati hatte den Hörer schon in der Hand. Doch sie beharrte auf ihrer Frage: »Gérard! Du verschweigst etwas! Warum war Loulou an der Nationalstraße 20 so komisch? Was hat den Polizisten geschockt?«
    »Ein – ein Pfotenabdruck«, brummte Gérard düster. »Eingeprägte Krallenspuren am Straßenrand, allerdings größer als ein Elefantenfuß!«
    Langsam hängte das Mädchen den Hörer wieder ein: »Dann – wäre der Würger in Katzengestalt keine bloße Sage … ?«
    »Die Sache gibt's seit dem Hundertjährigen Krieg«, antwortete Gérard. »Aber der Würger in Katzengestalt, der muß brandneu sein. Vergiß nicht, wir haben auf unserer Höhlentour tagelang weder Zeitung gelesen noch Radio gehört. Abends sind wir in den Jugendherbergen todmüde aus den Schuhen gekippt!«
    Eine mehrköpfige, wandernde Feriengruppe – das wurde beiden klar – isoliert sich von der Umwelt …
    »Nerven behalten«, sagte Tati entschlossen »Leon und Lise spinnen nicht. Sie freuen sich einerseits über uns, andererseits sind sie dauernd am Durchdrehen, und dann werden sie tückisch!«
    »Lügnerisch!« setzte Gérard hinzu. »Denk an den Anatol, von dem sie tun, als wäre er nur ein versoffener Kauz!«
    »Meinst du, der ist ein Würger? Einer, der nachts durchs Land springt und Menschen und Tiere anfällt?«
    »Michas Monster aus der Höhle von Midirac kann er nicht gewesen sein«, entgegnete Gérard.
    »Aber da fällt mir noch so einiges ein …«
    Tati unterbrach: »Jedenfalls übernachten wir hier nicht. Mag auf den Straßen sonst was los sein: Ein Rasthaus, in dem einer den Katzenmann spielt, ist alles andere als eine romantische Bleibe!« Als müsse sie an dem Gedanken ersticken, öffnete sie die Telefonzelle. »Superhirn muß uns einen
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