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Superhirn Sammelband

Titel: Superhirn Sammelband
Autoren: Rolf Ulrici
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Superhirn und Prosper auf das andere Schlafgestell.
    »So«, sagte der spindeldürre Junge und rückte an seiner Brille. »Hier sind wir einigermaßen sicher. Die Wirtsleute werden sich kaum um uns kümmern. Erst recht nicht dieser Anatol – vorausgesetzt, wir verhalten uns normal. Wenn sie etwas fürchten, so hat das mit uns nicht das geringste zu tun.«
    »Wir haben auf dem Rest unserer Tagestour nicht nur keine Hunde gesehen, sondern – außer der verirrten Perserkatze – auch keine Katze!« bemerkte Gérard.
    »Und nirgends auch nur das leiseste miau gehört!« staunte Micha. »Kinder, das fällt mir jetzt erst auf. In Landgebieten wimmelt es doch immer von Katzen.«
    Tati zuckte zusammen.
    »Das Kartoffelfeld!« hauchte sie. »Es wehte kein Luftzug, aber das Kraut wogte wie im Sturm!«
    Superhirn fuhr so schnell von der Liege hoch, daß er sich den Kopf an einem der Balken stieß:
    »Wo war das?« ächzte er, sich den Kopf reibend. »Tati, wo war das …?«
    »Von hi-hi-hier aus – noch vor Orr« hüstelte Prosper. »Ei-eine Stunde mit dem Rad.«
    Superhirn stelzte trotz der schummrigen Beleuchtung zwischen den Liegen hin und her.
    »Mein Pilot hat nichts davon mitbekommen«, murmelte er. »Na ja, er hatte ja auch keine Spezialgeräte an Bord. Schön, dann muß ich's euch verraten: Er holte einen Videokopter aus Toulouse, den größten, den es in Europa gibt.«
    »Was ist ein Videokopter?« fragte Henri.
    »Ein in den USA entwickelter Rauschgiftpflanzen-Aufspür-Hubschrauber«, erwiderte Superhirn. »Und neuerdings: ein fliegendes Labor für raffinierteste Luftbild-Technik. Hätten wir den Videokopter heute schon zur Verfügung gehabt, so hätten seine Geräte über dem Kartoffelfeld wahrscheinlich registriert: ,Ortsfremde Eindringlinge unter dem tarnenden Kraut. Lebewesen, die sich verbergen! Tiere, zu Hunderten!' Mit einem Wort: Katzen!!!«
    »Also doch – Monster?« fragte Tati. »Fabelgestalten, halb Riesenkatze, halb Riesenmensch …?
    Das ist doch purer Blödsinn! So was kann sich in Urwäldern verbergen, aber doch nicht auf einem Kartoffelacker!«
    »Ich spreche von Hauskatzen!« betonte Superhirn. »Von ganz normalen Bauernhof-Katzen, verwilderten Wald-und Wiesen-Katzen. Aber auch von entlaufenen Zuchtkatzen, wie dieser kleinen Perserin hier!«
    Wieder war es einen Augenblick lang still. Micha wisperte:
    »Eben war ich noch zum Umfallen müde. Aber ich müßte mit Stroh ausgestopft sein, wenn ich jetzt schlafen könnte.«
    Er schwieg jäh.
    In der Tiefe des Hauses erklang ein mörderischer Schrei. Es war die Stimme des FischteichInspektors, die da gellte: »Sie kommen! Sie kommen!«
    Man hörte auch Leon und Lise, die den Mann offenbar zu beruhigen versuchten. Aber alles ging in einem lauter und lauter werdenden Knattern, Brummen und Brausen unter. Durch das schräge Dachfenster sahen die Freunde einen kompakten Schatten am Nachthimmel, der mit blinkenden Lichtern auf das Rasthaus zugeflogen kam.
    »Ein Hubschrauber!« erkannte Henri. »Superhirn, ist das schon der Videokopter, von dem du gesprochen hast?«
    »Leider nein«, sagte Superhirn. »Es ist eine kleine Maschine – Försterei oder Polizei. Aber kommt. Was ist hinter dieser Tür?«
    »Ein Gerümpelboden«, erwiderte Gérard.
    Tati und die fünf Jungen drängten durch die Brettertür und tasteten nach den Ausstellfenstern in der Dachschräge. Prosper schimpfte. Er war über einen alten Spielautomaten gestolpert. Ping, machte der Apparat, krrring.
    »Mensch, willst du uns Anatol und die Wirtsleute auf den Hals hetzen?« zischte Henri.
    »Tati … », rief Micha gedämpft, »was brüllt da draußen so?«
    »Auf jeden Fall keine Katze!« entgegnete das Mädchen ärgerlich. »Wahrscheinlich die Rinder auf den Weiden.«
    Es gab drei Schrägfenster nach Osten, je zwei der Gefährten balancierten davor auf Holzkisten und verbeulten Metallbehältern. Sie spähten in die Richtung, in der der kleine BehördenHubschrauber jetzt knatterte.
    »Was will er denn?« wunderte sich Prosper. »Da ist doch nichts …!«
    Der Hubschrauber ging in die Kurve, schwenkte wieder zurück und schaltete seinen Suchscheinwerfer an. jetzt sah man, was da unten war: Aus östlicher Richtung, von Ort her, bewegten sich zahllose grünliche Doppelpunkte: Katzenaugen!
    Je nachdem, in welchem Winkel der schaukelnde Scheinwerfer über sie hinfuhr, leuchteten sie auf, intensiv strahlend wie von Gehirnbatterien gespeist, grün, rund, starr – oder zuckend, gläsern schillernd,
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