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Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)

Titel: Sunrise: Das Buch Joseph (German Edition)
Autoren: Patrick Roth
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aber will ich dich aus der Not anvertrauen. Ich selbst muß wohl fliehen, daß nicht Schlimmeres auf andere kommt.
    Das Wort aber soll dich schützen und mich, dich wieder erstarken lassen und mich. So wollen wir beide überdauern.«
    Da legte Joseph beiseits, dem Ägypter zu Häupten, das Seil, das ihn an ihn gebunden, stieg zurück und deckte die Stelle, daß sie niemand bemerke.
    Kapitel 10. Die Hütte der Witwe
    Als alles schlief, schlich Joseph hinab ins Dorf.
    In seinem Haus entzündet er kein Licht, sondern im Dunkel zieht aus das Oberkleid, das er bisher getragen, dessen Rücken war schwer und verklebt von Blut.
    Und wäscht leise die Haut sich des Rückens, reinigt die Hände mit Wasser aus dem Krug dort am Herd.
    Und zieht an ein Gewand, das hatte Maria gewoben, geschenkt dem Verlobten, nur Tage war’s her.
    Und das alte, das er getragen, als er sie bei der Zisterne geweckt, das rollt er in Lumpen, steckt’s ein.
    Rüstet ängstlich zur Flucht. Spuren verlöschend verläßt wie ein Dieb er das eigene Haus.
    Und wartend, bis das Bellen der Hunde verstummt, stiehlt er sich ein ins Haus der Maria.
    Und setzt leis und setzt langsam die Schritte vorbei an den Schlafenden, ihren Eltern und Brüdern. Und Vorsicht, keinen zu wecken, zwingt Joseph – hin auf Maria zu, die dort schlief –, nach jedem gesetzten Schritt zu verharren im Schritt, den Fuß noch hinterm Kopfe des einen, im Überschritt aber bereits am Rücken stehend des andern.
    Verweilend so zwischen den Schritten und den nah beieinander Schlafenden, die eng beschliefen den Raum. Und da er gezwungen verweilt, auf Maria zu, den nächsten Schritt hin über den nächsten zu tun, bedacht, ihn wohin zu setzen, dringt Wehmut in ihn.
    Denn er sieht doch, an wem er vorbeigeht, sieht, die ihn mochten und die ihm verbunden Familie schon waren. Die er verläßt, sieht er da. Und wer weiß, auf wie lang?
    Und hält wieder im Schritt.
    Und sieht über zweie von ihnen, Brüder der Frau, fallen den eigenen Schatten. Neidvoll blickt er hinab auf die friedlich Schlafenden. Denn sie wohnt unter ihnen.
    Und im letzten Schritt, Schritt hin über den letzten, stieß sein Kopf an einen Rosinensack und an einen Sack Linsen, die hingen von der Decke.
    Und aus beiden Säcken fiel’s leise herab, und er fing es auf mit Händen und duckte sich durch unter ihnen.
    Da war er angekommen bei ihr, denn bis an sie reichte sein Schritt.
    Sacht legt er, was herabgefallen, ins Tuch ihr, und legt sacht ihr die Hand auf den Mund.
    Weckt sie flüsternd: ›Maria.‹
    Dann zog er sie mit, zog sie hinaus.
    Da war, unweit Marias Haus, am Weg eine Hütte, Wohnstatt einer Witwe, die war vor Tagen verstorben. Dort hinein zog er sie, von niemand gesehen zu werden.
    Und sprachen einander flüsternd nur dort. Und Joseph vertraute ihr an, was geschehen, und warnte sie vor den Verfolgern, die nach ihm und dem Flüchtigen suchen würden.
    Und trug ihr auf, daß sie nach seiner Flucht den Versteckten versorge mit täglichem Brot und Wasser. Und mit Öl und Wein seine Wunden.
    ›Niemand darf’s sehen und achte, daß keiner dir nachkommt.‹
    Und als er ihr, die über das Geschehene erschrak und um ihn in Angst geraten war, das Versteck bezeichnete, jene Zisterne, die ihm die Erinnerung an Maria noch in der Nacht gewählt und gewiesen – denn Joseph sprach: ›War ich ratlos nicht hingeführt worden von dir , von deinem Bild nämlich, zum gemeinsamen Anfang zurück?‹ –, da sah Maria sich bei der Zisterne mit Joseph und erinnerte, zurückgeführt ebenso. Der Ort aber war ihr heilig, wo er sie weckte, und zu behüten das Schicksal, das dort aufbewahrt lag.
    Und sie wurde gefaßter, als sie sah, daß ihr Bild ihn geführt hatte, und nahm es als ihren Teil am Geschehenen.
    Da sprach Joseph ihr zuflüsternd: ›Zurückkehren werd ich zu dir und weiß, daß die Gefahr vorüber ist, sobald Gott mir Sein Zeichen gibt.‹
    Sie wußte aber, daß dem Joseph Zeichen waren die Träume, die ihm nachts träumten und von denen er ihr manchmal erzählte. Maria aber verstand sich nicht auf Träume und sprach deshalb:
    ›Womit du mich betraut hast im Heimlichen, das will ich tun. Falls nun aber der Traum und sein Zeichen dir ausbleiben und du ausbleibst zu lang, will ich dir mein Zeichen senden, wenn ich nämlich keine Gefahr mehr sehe und du mir zurückkommen sollst.‹
    Und sie zeigte ihm einen Streifenrest jenes Tuchs, des blaugefärbten, der übrig geblieben war und noch ungefärbt.
    ›Den‹, sprach sie,
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